Lebertransplantationen Vorwürfe gegen Uniklinik Essen — Staatsanwalt ermittelt

Essen · Im Streit um angebliche Verstöße gegen Richtlinien bei Lebertransplantationen an der Essener Uniklinik ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft. Anlass sind Vorwürfe einer Kontrollkommission, dass Transplantationen nicht korrekt begründet und dokumentiert wurden.

 Eingang des Universitätsklinikums Essen (Archiv).

Eingang des Universitätsklinikums Essen (Archiv).

Foto: dpa, rwe wie

"Wir haben Ermittlungen aufgenommen wegen des Anfangsverdachts eines Verstoßes gegen Paragraf 19 des Transplantationsgesetzes", sagte Oberstaatsanwältin Anette Milk am Montag. Es gehe um die Verletzung von Dokumentationspflichten. Die Ermittlungen richteten sich zunächst gegen den verantwortlichen Arzt, Prof. Andreas Paul. Zuvor hatte der WDR darüber berichtet.

Anlass der Ermittlungen ist ein vor gut zwei Wochen bekannt gewordener Bericht der "Prüfungs- und Überwachungskommission" (PÜK), eines Gremiums von Bundesärztekammer, Krankenhausgesellschaft und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen. Dem Bericht zufolge soll das Essener Klinikum Organe etwa an Krebspatienten vergeben haben, deren Tumorgröße keine Transplantation gerechtfertigt habe. Bei der Vergabe minderwertiger Organe soll nicht dokumentiert worden sein, warum zunächst vorgesehene Patienten das jeweilige Organ dann doch nicht bekamen. "Die Verstöße können einen Nachteil für Patienten bedeuten", sagte damals Anne-Gret Rinder, Vorsitzende der Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Laut dem Bericht hat die Klinik in den Jahren 2012 bis 2015 "willentlich und systematisch" gegen Regeln verstoßen. Die Klinik hatte dies vor zwei Wochen "entschieden" zurückgewiesen und angekündigt, juristische Schritte zu prüfen. Der PÜK hatte die Klinik die Legitimation abgesprochen.

(wer/lnw)
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