"Geld fehlt an allen Ecken und Enden" Viele Streichelzoos in NRW kämpfen ums Überleben

Düsseldorf · Der Unterhalt der kleinen Tierparks ist kostspielig. Finanziert werden sie oft von den Kommunen. Aber Städte und Gemeinden müssen sparen. Manchem Streichelzoo droht das Aus.

 Die schwarze Ziege "Damian" lebt im Streichelzoo "Arche Noah" in Meerbusch.

Die schwarze Ziege "Damian" lebt im Streichelzoo "Arche Noah" in Meerbusch.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Auch nach mehr als 30 Jahren gibt es für Hildegard Miedel nichts Schöneres, als sich jeden Tag um ihre Ponys, Schafe, Ziegen, Meerschweinchen, Kaninchen und Esel zu kümmern. Mit ihrem Streichelzoo "Arche Noah" in Meerbusch hat die 83-Jährige in den zurückliegenden Jahrzehnten viele Kinder in der Region glücklich gemacht. "Viele wissen aber gar nicht, was da für eine Arbeit hinter steckt", sagt Miedel. "Es ist alles andere als leicht, einen Streichelzoo zu finanzieren. Das ist ein harter Kampf um jeden Cent. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden." Der Arbeits- und Organisationsaufwand sei enorm. Es fehle Geld, um nötige Modernisierungen und Instandsetzungen vorzunehmen und die vielen Arbeitskräfte zu bezahlen, sagt sie. "Wenn nicht bald etwas passiert, steht die Arche vor dem Aus", betont die 83-Jährige.

So wie die "Arche Noah" kämpfen viele Streichelzoos in NRW ums Überleben. Schon der Unterhalt eines kleinen Streichelzoos liegt jährlich bei rund 150.000 Euro. Die Einrichtungen finanzieren sich vor allem über Spenden und städtische Zuwendungen - und genau darin liegt Expertenmeinungen zufolge das Problem. Denn bei den Tierparks, sollten sie von Kommunen unterhalten werden, handelt es sich um sogenannte freiwillige Leistungen. "Viele Städte in NRW stehen unter einem enormen Kostendruck und müssen sehen, wo sie das Geld zusammenstreichen", sagt ein Kämmerer einer Stadt im Ruhrgebiet. "Posten wie einen Streichelzoo kann man sich als überschuldete Stadt eigentlich nicht leisten. Und darum stehen diese Einrichtungen bei den Haushaltsberatungen auch immer zur Disposition", sagt der Finanzfachmann. "Aber man scheut sich vor Streichelzoo-Schließungen. Denn das ist unpopulär", sagt er.

Auch in Moers steht der städtische Streichelzoo im Freizeitpark auf dem Prüfstand. "Es gibt derzeit Gespräche darüber, wie es damit in Zukunft weitergeht", sagt ein Sprecher der Stadt. Natürlich gehe es in der Diskussion auch um mögliche Einsparungen; der finanzielle Faktor sei ein entscheidender. Man wolle die Fläche, auf der der Streichelzoo steht, aber auf jeden Fall weiter attraktiv und möglichst mit einem pädagogischen Angebot gestalten. "Die Frage lautet bei uns: Machen wir das mit den Tieren oder ohne sie?"

Tierschützer üben Kritik am Konzept Streichelzoo

Der Deutsche Tierschutzbund lehnt Streichelzoos nicht generell ab. "Sie dienen weder dem Tierschutz noch arbeiten sie gemeinnützig", betont Sprecherin Lea Schmitz. Die Streichelzoos können aus pädagogischer Sicht sicherlich den Zweck erfüllen, Kindern Tiere näher zu bringen. Dies dürfe aber nicht auf Kosten der Tiere geschehen. "Es muss gewährleistet sein, dass die Tiere frei von Schmerz, Leiden und Schäden gehalten werden", sagt sie. Das den Tieren zur Verfügung stehende Gelände müsse hinsichtlich der Größe und der Struktur so gestaltet sein, dass die Tiere ihren artgemäßen Bedürfnissen nachkommen sowie ihr Sozialverhalten ausleben und sich der Zuwendung der Besucher entziehen könnten. "Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, muss auf ihre Haltung verzichtet werden", sagt Schmitz. Laut Tierschutzbund eignen sich zum Beispiel kleinere Tiere wie Kaninchen und Hamster nicht für einen Streichelzoo. "Sie werden von Kindern in der Regel sehr gerne auf den Arm genommen und können sich schlechter der ständigen Zuwendung entziehen", betont sie.

Hildegard Miedel ist für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Aufgrund ihres Alters denkt sie nun aber ans Aufhören. Einen Nachfolger hat sie bislang nicht finden können. Sollte die "Arche" schließen müssen, wäre das eine Katastrophe, sagt die 83-Jährige - zum einen für die sozial benachteiligten Menschen, die in dem Streichelzoo beschäftigt sind, und zum anderen für die vielen Kinder, die den Streichelzoo regelmäßig besuchen. Unterstützung erhält Miedel unter anderem von der Meerbuscher Bürgermeistern Angelika Mielke-Westerlage (CDU). Die "Arche Noah" sei etwas ganz Besonderes, "das es wert ist, erhalten zu bleiben", sagt sie.

(csh)
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