Polizei Oberhausen ermittelt Vergewaltigungsvorwürfe als übler Rache-Akt bei Facebook

Düsseldorf · Auf dem Foto bei Facebook ist ein junger Mann mit Käppi zu sehen, neben ihm eine junge Frau. Das Foto hat "Vanessa" ins Netz gestellt. Darunter steht, dass der junge Mann ihre zwölf Jahre alte Schwester brutal vergewaltigt haben soll. Der Fall sorgt für Entsetzen im Netz. Dabei gibt es gar keinen Fall, so die Polizei. Der Facebook-Post ist nichts als üble Hetze.

 Mit dieser Meldung bei Facebook sollte der junge Mann als Vergewaltiger angeprangert werden.

Mit dieser Meldung bei Facebook sollte der junge Mann als Vergewaltiger angeprangert werden.

Foto: Screenshot

Ein eigenes Profil bei Facebook ist schnell erstellt. Jeder kann unter seinem Namen - aber auch unter Pseudonym - dort Beiträge posten. So wie "Vanessa": Unter dem Foto des jungen Mannes hat sie einen Aufruf geschieben: "WICHTIG BITTE TEILEN !!!!!!! Heute (...) wurde meine kleine 12-jährige Schwester von diesem Typen brutal vergewaltigt und geschlagen".

Dann nennt sie noch den Namen des Abgebildeten, sein mutmaßliches Alter und an welchen Plätzen in Oberhausen er sich oft aufhalten soll. Angeblich alles nur, um andere "vor diesem Tier" zu warnen. Stutzig wird man aber, wenn man ihre Antworten auf die Kommentare liest, die sich schnell unter dem Post eingefunden hatten. Dort steht unter anderem, dass die Polizei nichts unternehmen würde, da der angebliche Täter Zeugen für ein Alibi gehabt hätte.

"Vanessa" erhält viele Kommentare zu ihrer Meldung. Einige User fragen kritisch nach, andere drücken ihr Mitgefühl aus. Mehr als 10.000 Mal wurde der Post von anderen Usern geteilt und so verbreitete sich die Nachricht im Netz.

"An diesem Fall ist überhaupt nichts dran. Das ist einfach ein übler Rache-Akt", sagt Axel Deitermann, Presseseprecher der Polizei Oberhausen. Der junge Mann auf dem Bild, der angebliche Vergewaltiger, ist ein Opfer der Hetze im Internet geworden. Die Polizei ermittelt nun und sucht den oder die Täter, die den Facebook-Aufruf gestartet haben.

Denn es ist keinesfall ein Kavaliersdelikt, im Internet solche Lügen zu verbreiten: "Einen Facebook-Account einrichten, das Foto eines jungen Mannes posten und ihn dann einer schweren Straftat beschuldigen: Wenn es in dem Wissen geschieht, dass die Anschuldigungen nicht der Wahrheit entsprechen, ist das mindestens eine üble Nachrede", informiert die Polizei Oberhausen auf ihrer Facebook-Seite als erste Reaktion auf die Vergewaltigungs-Geschichte.

Üble Nachrede kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft werden. Wer sich der Verleumdung schuldig macht, kann dafür sogar fünf Jahre ins Gefängnis kommen. "Schauen Sie sich genau an, was Sie auf Ihrer Facebookseite teilen", mahnt die Polizei.

Selbst wenn wirklich eine Straftat vorliegt und der mögliche Täter oder Zeugen gesucht werden: Nur die Polizei darf in sozialen Netzwerken öffentlich mit dem Foto eines Verdächtigen fahnden - unter besonderen Sicherheitsauflagen. Dafür ist vorher immer ein richterlicher Beschluss notwendig.

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