Unwetter in NRW Sturm-Opfer sauer auf Ministerpräsidentin

Düsseldorf/Sonsbeck · Vom Unwetter betroffene Hausbesitzer sind wütend auf Hannelore Kraft (SPD). Sie hatte gesagt, dass es wohl keine finanzielle Hilfe vom Land geben werde. Die CDU fordert hingegen schnelle und konkrete Hilfe.

 Vor dem Haus von Arnulf Stoffel stapelt sich der zerstörte Hausrat.

Vor dem Haus von Arnulf Stoffel stapelt sich der zerstörte Hausrat.

Foto: Arnulf Stoffel

Arnulf Stoffel ist von Hannelore Kraft (SPD) tief enttäuscht. Die Ministerpräsidentin ist vorgestern zu ihm nach Sonsbeck gekommen, um sich die Schäden anzuschauen, die das Unwetter der vergangenen Tage dort angerichtet hat. Doch statt Stoffel und den vielen anderen Betroffenen in der Gemeinde finanzielle Soforthilfe in Aussicht zu stellen, sagte sie, dass das Land wohl keine Unterstützung für private Schäden gewähren könne. Wer sich nicht ausreichend versichert habe, betonte Kraft, könne nicht mit Steuermitteln begünstigt werden. "Diese Äußerung ist eine Unverschämtheit gewesen", schimpft Stoffel. "Und die Aussage ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die wie ich einen hohen finanziellen Schaden zu beklagen haben."

Das Kabinett von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) war übereingekommen, dass das Land Privatpersonen, die nicht gegen Elementarschäden versichert seien, nicht unterstützen könne. "Es kann keine Begünstigung dieser Personen geben", sagte eine Regierungssprecherin. Wohl aber werde derzeit erwogen, geschädigten Landwirten finanziell zu helfen. Diese könnten sich zwar gegen Schäden an bestimmten Obst- oder Gemüsesorten versichern. Wenn das Hochwasser aber ausgerechnet an einer unversicherten Sorte Schaden angerichtet habe, so könne dies einen Notfall darstellen, bei dem das Land einschreite. Außerdem könnten geschädigte Kommunen finanzielle Hilfen des Landes anfordern. Dazu müsse aber ein Überblick über das Ausmaß der Schäden bestehen. Dies sei in Sonsbeck derzeit noch nicht der Fall.

Bauminister Michael Groschek (SPD) verwies darauf, dass das Land der Stadt Münster, die 2014 zweimal von einer Wetterkatastrophe getroffen worden war, mit Mitteln aus der Städtebauförderung geholfen und zum Wiederaufbau eines zerstörten Bürgerzentrums beigetragen habe. Für Privatleute in Münster habe das Land einen günstigen Kredit der NRW-Bank vermittelt. Nach dem Sturm "Ela" zu Pfingsten 2014 hatte das Land umgehend 15 Millionen Euro für einen Hilfsfonds bereitgestellt. Allerdings wurde auch damals schon betont, dass Privatleute leer ausgehen, weil deren Schäden größtenteils über die Versicherungen abgedeckt seien.

 Die Wände im Keller von Arnulf Stoffel sind völlig durchnässt.

Die Wände im Keller von Arnulf Stoffel sind völlig durchnässt.

Foto: Stoffel Arnulf

Heftige Kritik am Verhalten der Landesregierung gibt es von der CDU. "Die Ministerpräsidentin bleibt nur Zuschauerin, ohne konkrete Hilfen anzubieten. Stattdessen will sie bürokratisch prüfen, ob es Hilfen des Landes geben kann. Statt einer Prüfung, wären schnelle und konkrete Hilfen vor Ort notwendig", betonte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion André Kuper. Seine Partei fordert bereits seit längerem die Schaffung eines Unwetterfonds, mit dem unter anderem Betroffenen geholfen werden kann, die keine Elementarversicherung abgeschlossen haben. Doch die Landesregierung habe bislang keine Reaktion gezeigt.

In den vergangenen zwei Wochen ist in manchen NRW-Regionen mehr Regen gefallen als sonst im Mai und Juni zusammen. So seien nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes vor allem in der Region von Xanten und Sonsbeck am Niederrhein bis Bocholt im Münsterland punktuell um die 200 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Im Schnitt würden in NRW im Mai 72 Liter, im Juni 84 Liter auf den Quadratmeter fallen, zusammen also 156 Liter. Versicherungen schätzen den angerichteten Schaden in NRW auf weit über 25 Millionen Euro.

Am und im Haus von Arnulf Stoffel hat das Unwetter schwere Schäden verursacht. "Mein Keller wurde völlig überflutet. Dort ist alles kaputt", sagt der Sonsbecker. Er schätzt den Schaden allein am Inventar auf mindestens 10.000 Euro, die er nicht von seiner Versicherung erstattet bekommen wird, weil er eine Hausratsversicherung ohne Elementarschäden abgeschlossen hat. Aber noch schwerer als der finanzielle Schaden wiegt für ihn der ideelle Verlust. "Das Unwetter hat viele Fotos, Zeugnisse und unzählige Erinnerungen für immer zerstört", sagt er. "Das ist so traurig."

Anmerkung der Redaktion: Arnulf Stoffel ist freier Fotograf und seit vielen Jahren für uns tätig.

(RP)
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