Trauerfeier für Niklas "Mama, ich bin einfach glücklich"

Bonn · In einer bewegenden Trauerfeier haben am Samstag in Bonn-Bad Godesberg Hunderte Menschen von dem gewaltsam getöteten 17-jährigen Niklas P. Abschied genommen. Dechant Wolfgang Picken richtete einen nachdrücklichen Appell an die Gemeinde.

Trauerfeier für Niklas in Bad Godesberg
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Trauerfeier für Niklas in Bad Godesberg im Mai 2016

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Foto: dpa, hk fdt

Der Jugendliche war vor zwei Wochen nachts von einer Gruppe junger Männer angegriffen worden und durch einen Schlag und einen Tritt gegen den Kopf so schwer verletzt worden, dass er eine Woche später starb. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

"Mama, ich bin einfach glücklich", soll Niklas erst vor kurzem zu seiner Mutter gesagt haben, erzählt Dechant Wolfgang Picken in einer bewegenden Predigt. Er zeichnet das Bild eines liebenswerten und ernsthaften Jugendlichen "mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn". Der Geistliche selbst kannte ihn: Niklas und seine Schwester gingen bei ihm in den Kindergarten. Die Familie fühlte sich Bad Godesberg immer verbunden. Das ist auch der Grund, warum der aus Bad Breisig in Rheinland-Pfalz stammende Niklas in Bonn beerdigt wird.Vor den etwa 500 Trauergästen warf der Geistliche die Frage auf: "Wie ist es möglich, dass Menschen aus unserer Gesellschaft zu so etwas fähig sind? Wir schulden als Staat, Kirche und Gesellschaft Niklas das Versprechen, dass so etwas nie wieder passiert!"

Picken rief dazu auf, im Sinne von Niklas auf jede Form von Pauschalisierung oder Diskriminierung zu verzichten. "Allein der Respekt vor ihm verlangt es, dass wir bei der notwendigen Suche nach Ursachen jede Vereinfachung und Instrumentalisierung vermeiden."

Wer stattdessen mit Aggression und fehlendem Gerechtigkeitssinn reagiere, werde nur neues Unrecht und neue Gewalt provozieren. Dann werde "unsere zerklüftete Gesellschaft" immer weiter auseinanderdriften, warnte der Geistliche: "Es liegt an uns, das zu verhindern!"

Picken versprach, die Verantwortlichen immer wieder daran zu erinnern, dass diesem Versprechen Taten folgen müssten. Neben Picken zelebrierte unter anderem der Pfarrer von Niklas' Heimatort Bad Breisig, Günter Marmann. Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff war ebenfalls beim Gottesdienst anwesend. Auch Bonns Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan und Bad Godesbergs Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke (beide CDU) nahmen an der Abschiedsfeier teil.

Die Feier begann mit dem Lied "Für Niklas" des Bonner Rappers Djaspora. Der Künstler senegalesischer Abstammung hatte das Lied nach dem Tod des Jugendlichen komponiert und ins Netz gestellt. Der Gottesdienst wurde per Lautsprecher auf den Kirchplatz übertragen.
Vor dem Altar stand der weiße mit Lilien geschmückte Sarg. Nach dem Gottesdienst war eine Prozession zum Burgfriedhof geplant, wo der 17-Jährige beigesetzt werden sollte.

Auf Initiative Pickens hatte es nach dem Bekanntwerden von Niklas' Tod am vergangenen Freitag in Bad Godesberg ein Trauergeläut der katholischen und vieler evangelischer Kirchen gegeben. Zudem wurde in der Marienkirche ein Kondolenzbuch ausgelegt und am nur wenige hundert Meter entfernten Tatort ein Gedenkkreuz aufgestellt.

Der Jugendliche war vor zwei Wochen nachts von einer Gruppe junger Männer angegriffen worden und durch einen Schlag und einen Tritt gegen den Kopf so schwer verletzt worden, dass er eine Woche später starb. Am Dienstag wurde ein Hauptverdächtiger festgenommen und in Untersuchungshaft genommen. Der 20-Jährige ist laut Polizei als Gewalttäter bekannt. Er hat italienische und marokkanische Wurzeln.

Direkt nach Bekanntwerden der Tat entspann sich in Bad Godesberg eine Debatte um die Sicherheit in dem sozial sehr unterschiedlichen Stadtteil. Rechtspopulistische Gruppen machen vor allem einen hohen Migranten-Anteil für eine steigende Gewaltbereitschaft verantwortlich. Vertreter aus Politik, Kirchen und Bürgerinitiativen warnen hingegen davor, den gewaltsamen Tod des Jugendlichen politisch zu instrumentalisieren.

Geplant ist die Einrichtung eines Runden Tisches, an dem sich Stadt, Polizei, Religionsgemeinschaften und Schulen beteiligen sollen. Ein erstes Treffen soll noch im Mai erfolgen.

(lnw,dpa, kna, csi, skr)
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