Reisende berichten aus Barcelona "Am Tag danach ist die Stadt still"

Barcelona · Nach dem Terror-Angriff in Barcelona, bei dem 13 Menschen ums Leben gekommen sind, steht die Stadt unter Schock. Wir haben am Düsseldorfer Flughafen mit Heimkehrern gesprochen und mit einem Mönchengladbacher telefoniert, der seit einigen Jahren in der spanischen Metropole lebt.

Reisende berichten, wie sie den Donnerstag in Barcelona erlebten
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Es klinge abgedroschen, aber am Tag nach den tödlichen Attacken in Barcelona sei nichts mehr wie zuvor. Das sagt Prathep Thiruketheeswaran. Der 31-Jährige, der in Mönchengladbach aufwuchs und zur Schule ging, ist vor sechs Jahren in die katalanische Metropole ausgewandert. "An der Sagrada Familia ist es normalerweise schon voll, wenn ich zur Arbeit gehe. Heute Morgen war kaum jemand auf der Straße. Alles war still."

Der 31-Jährige arbeitet als Online-Manager im Vertrieb von Ferienwohnungen. Sein Büro befindet sich nur drei Kilometer nördlich von der Stelle, an der der Angriff passiert ist. Einige Kunden hätten am Freitagmorgen schon in der Früh ihre Buchung storniert. "Noch mehr haben Anfragen gestellt, wie es denn mit unseren Storno-Regeln aussieht", sagt Thiruketheeswaran.

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Foto: afp

Nach den tödlichen Attacken, bei denen 14 Menschen ums Leben kamen und viele verletzt wurden, ist mindestens einer der mutmaßlichen Täter weiterhin auf der Flucht. Im Büro des 31-Jährigen ist das Thema: "Die Leute haben Angst, dass der Mann sich irgendwo versteckt und plötzlich auf die Straße springen könnte."

Auch Thiruketheeswaran selbst hat ein komisches Gefühl. "Ich werde mich an den Ramblas erst einmal nicht mehr aufhalten", sagt er. Er sei häufig dort, etwa weil an der berühmten Einkaufsstraße viele Veranstaltungen stattfinden. "Wenn ich Besuch aus der Heimat habe, gehen wir gerne dorthin."

Viele Sirenen in der Stadt

Der Niederländer Rik Linders und Anca Puscas aus Rumänien landen am Freitag in Düsseldorf. Das Paar, das im Bezirk Clot in Barcelona lebt, verbringt die kommenden Tage in seiner Heimat Venlo. "Ich wollte nach der Arbeit nach Hause, aber der Bahnhof war dicht. Einige Fußballfans sagten mir dann, was passiert war. Ich habe sofort meine Freundin angerufen", erzählt Linders. Die 29-Jährige hatte Glück. "Zwei Stunden bevor es passierte, war ich noch an den Ramblas. Als ich nach Hause ging, habe ich viele Polizeiwagen gesehen, die ich nur durch das Blaulicht erkennen konnte. Zuerst dachte ich, es sei eine Politiker-Eskorte", sagt sie. Dann begann der Nachrichtensturm in den sozialen Medien. "Die Sirenen wurden mehr und mehr. Wir wohnen in der Nähe eines Krankenhauses, in das viele Krankenwagen fuhren", sagt Linders.

In derselben Maschine saß der niederländische Tennistrainer Martijn Belgraver mit seiner Familie. Der 45-Jährige war auf der Durchreise nach New York. Dort beginnen bald die US-Open. Belgraver trainiert dort die Belgierin Isaline Bonaventure. "Wir haben drei Stunden bis zum Flughafen und damit viel länger als sonst gebraucht", erzählt er. "Wir wurden ein paar Mal kontrolliert, es war viel Militär auf der Straße, das seiner Arbeit sehr ernst nachgegangen ist."

Bernhard Pauls aus Aachen war mit seiner Familie auf dem Ferienschiff Aida im Hafen von Barcelona, als plötzlich Helikopter über der Stadt kreisten. "Einige Passagiere kamen zu spät zurück aufs Boot, weil sie mittendrin gesteckt haben", erzählt der 53-Jährige. "Auch wir hätten darunter sein können, aber wir hatten uns an diesem Tag entschlossen, doch nicht in die Stadt zu gehen."

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Teresa Muck aus Bochum brauchte am Freitag deutlich länger, um am Flughafen in Barcelona durch die Sicherheitsschleuse zu kommen. "Das Personal war nett und ruhig, aber die Kontrollen haben länger gedauert als sonst. Wir mussten sämtliche Gegenstände aus der Tasche holen", erzählt die Lehramts-Studentin, die in Barcelona einen Freund besuchte. "Wir waren am Strand, sind dann nach Hause und haben im Fernsehen gesehen, was passiert war. Wir haben dann erst einmal auf Facebook Entwarnung gegeben, dass es uns gut geht." Heute Morgen habe sie sich auf dem Weg zum Bahnhof keine Sorgen mehr gemacht, trotz der gespenstisch leeren Straßen.

(rpo)
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