Streit um Essener Tafel Merkel kritisiert Aufnahme-Stopp von Ausländern

Berlin · Die Entscheidung der Essener Tafel, keine Ausländer neu aufzunehmen, hat eine bundesweite Debatte ausgelöst. Am Dienstag soll es in Essen eine Krisensitzung geben. Jetzt schaltete sich Angela Merkel in die Debatte ein.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Foto: dpa, kno

Die Essener Tafel vergibt neue Berechtigungen zum Empfang von Lebensmitteln seit dem 10. Januar vorübergehend nur noch an Bürger mit deutschem Ausweis. Begründet wird dies mit einem angeblich zu hohen Anteil an Ausländern, weshalb sich etwa viele ältere Menschen nicht mehr wohlfühlten und das Hilfsangebot nicht mehr annähmen.

Angela Merkel äußerte sich am Montag in einem Interview zu dem Thema: "Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut", sagte die Bundeskanzlerin im Gespräch mit RTL. Aber die Entscheidung der Ehrenamtlichen in Essen zeige auch "den Druck, den es gibt", und wie viele Bedürftige auf Lebensmittelspenden angewiesen sind.

Der Anteil der Migranten unter den Menschen, die die Tafel in Anspruch nehmen, sei zuletzt auf 75 Prozent gestiegen, sagte der Chef der Essener Tafel, Jörg Sartor. "Wir wollen nur eins: Die Lebensmittel gerecht an alle gleichmäßig verteilen." Sartor steht seit Tagen in der Kritik. Bislang hält er am vorübergehenden Aufnahmestopp für Ausländer fest. Aber nun erwägt der 61-jährige Vereinsvorsitzende seinen Rückzug.

Die Tafel war nach dem vorläufigen Anmeldestopp zum Ziel von Vandalismus geworden. Unbekannte besprühten Pkw und Türen der Tafel mit "Nazis"-Schriftzügen.

Der Vorstand der Essener Tafel will am Dienstag zu einer Krisensitzung zusammenkommen, um über mögliche Konsequenzen zu beraten. Zu den Inhalten machte Sartor keine näheren Angaben. Beobachter gehen davon aus, dass der Vorstand am Mittag über alternative Möglichkeiten beraten wird, die Essensausgabe zu regulieren.

Auch Vertreter des Landesverbandes und des Bundesverbandes der Tafeln sollen an der außerordentlichen Sitzung teilnehmen. Der Bundesverband der Tafeln hatte die Entscheidung der Essener Einrichtung vergangene Woche kritisiert.

(top/csr/lnw)
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