Unwetter Sturmtief "Niklas": Bahn verteidigt Zug-Stopp in NRW

Düsseldorf · Schwere Sturmböen haben am Dienstag in ganz Deutschland für Verwüstungen gesorgt. Elf Menschen kamen wegen des Unwetters ums Leben. Viele der Schäden konnten bis jetzt noch nicht behoben werden. Pendler müssen also auch am Mittwoch noch mit Behinderungen rechnen. Die Bahn erklärt, dass der stundenlange Stillstand des Zugverkehrs auch Sicherheitsgründe hatte.

Sturm Niklas sorgt für Schäden in NRW
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Sturmtief "Niklas" fegt über NRW

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Während des Sturmtiefs "Niklas" sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. In Bayern und Rheinland-Pfalz wurden eine Frau und zwei Männer erschlagen, als Bäume auf ihre Autos stürzten. In Sachsen-Anhalt tötete eine umgewehte Mauer einen Mann. In Niedersachsen starb ein Mann unter einem herausgebrochenen Scheunentor. Auch in Österreich und der Schweiz gab es zwei Unwettertote. Außerdem gab es mindestens drei Tote bei wetterbedingten Unfällen: Im baden-württembergischen Ostalbkreis starben zwei Männer auf einer schneebedeckten Straße. In Bayern wurde ein Mann bei starkem Hagel auf der Autobahn 95 getötet.

In Weimar ist ein Baum auf eine Mutter und ihre zwei Töchter gestürzt. Eines der Mädchen wurde dabei am Dienstag während des schweren Sturms "Niklas" schwer verletzt. Ihre Schwester und die Mutter erlitten leichte Verletzungen, wie eine Sprecherin der Polizei in Weimar am frühen Mittwochmorgen sagte. Die Mutter war mit ihren neun- und achtjährigen Töchtern auf einem Gehweg unterwegs, als der etwa zehn Meter hohe Baum umkippte. Das neun Jahre alte Mädchen sei noch in der Klinik, sagte die Polizeisprecherin.

In NRW mussten Feuerwehren und Rettungskräfte bis Mittwochmittag rund 3400 mal ausrücken, teilte Innenminister Ralf Jäger (NRW) mit. Er dankte allen Kräften der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerks (THW) für ihren unermüdlichen Einsatz. "Es zeigt sich, dass unser System der solidarischen Hilfe funktioniert. Feuerwehren und Hilfsorganisationen sind gut aufgestellt", hob Jäger hervor.

In NRW sind nach Angaben der Bahn alle Hauptstrecken wieder befahrbar, im Regional- und S-Bahn-Verkehr kann es aber noch Probleme geben. Bahnkunden können sich unter der kostenlosen Servicenummer 08000 99 66 33 informieren, ob ihr Zug fährt.

Nach Bahnangaben spielten auch die Erfahrungen mit dem Sturm Ela im vergangenen Sommer eine Rolle. Zuletzt hatte die Bahn in NRW während des Orkans Kyrill 2007 den Schienenverkehr zeitweise gestoppt. Züge des Fernverkehrs waren am Dienstag auch gestört, aber teilweise unterwegs. Allerdings waren Fernverbindungen, die sonst über den Knotenpunkt Duisburg fahren, weiträumig über Wuppertal und Hagen umgeleitet worden.

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Bei der Deutschen Post DHL haben am Mittwoch nicht nur die Warnstreiks die Zustellung von Briefen und Paketen verzögert. Auch der Sturm habe zu Beeinträchtigungen bei der Zustellung geführt, sagte ein Post-Sprecher. Die Post hatte am Morgen nach Angaben des Sprechers noch keinen genauen Überblick darüber, wie viele Beschäftigte im Ausstand waren und welche Mengen an Briefen und Paketen zunächst liegen blieben. Wegen des Orkans sei unter anderem der Parcel Intercity, ein Pakettransportzug der Post, von München nach Hamburg durch die Bahn komplett abgesagt worden.

Um Briefe, Päckchen und Pakete doch noch rechtzeitig zum Empfänger zu bringen, könnte die Post wahlweise Leiharbeitskräfte oder Beamte einsetzen, die bereits in der Zustellung tätig waren, beziehungsweise verstärkt auf Service Partner zurückgreifen, hieß es.

Schneeglätte hat in der Nacht zu Mittwoch auf Autobahnen in Ostwestfalen für zahlreiche Unfälle gesorgt. Die Polizei zählte innerhalb von sieben Stunden 16 Unfälle. Fünf Menschen wurden schwer verletzt, einer leicht. Auf der Autobahn 2 bei Herford kam ein 26 Jahre alter Autofahrer in einer Rechtskurve mit seinem Wagen ins Schleudern. Das nur mit Sommerreifen bestückte Auto kam nach rechts von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Der Fahrer und zwei Mitfahrer wurden schwer verletzt.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes schwächt sich der Sturm am Mittwoch "geringfügig" ab. In der Nordhälfte müsse weiter mit Sturmböen gerechnet werden, hieß es.

Angesichts der Schäden durch Sturmtief "Niklas" warnt der Landesbetrieb Wald und Holz vor Gefahren durch herabstürzende Bäume und Äste. "Den Osterspaziergang sollte man am besten außerhalb des Waldes verlegen", sagte Stefan Befeld, Sprecher von Wald und Holz, am Mittwoch in Münster. Die Gefahr durch herabfallende Äste oder umstürzende Bäume sei deutlich erhöht und könne regional hoch sein. Das Sturmtief "Niklas" habe in Nordrhein-Westfalen in den Wäldern flächig sichtbare Schäden hinterlassen. Allerdings sei das Ausmaß überhaupt nicht mit dem Orkan "Kyrill" von 2007 zu vergleichen. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", sagte Befeld.

(AFP/dpa)
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