Unterschiede bei Gebühren NRW-Städte wehren sich gegen Studie zu Müllkosten

Düsseldorf · Während Bürger in Flensburg für ihre Müllentsorgung wenig zahlen müssen, ist die Abfuhr in Leverkusen besonders teuer - das zeigt eine neue Studie. Die Städte fühlen sich falsch bewertet.

Mit heftiger Kritik haben Kommunen in NRW auf eine Studie zu den aktuellen Müllgebühren reagiert. In der Untersuchung des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Eigentümerverbandes Haus & Grund würden "Äpfel mit Birnen" verglichen, heißt es beispielsweise in einer Stellungnahme der Abfallgesellschaft Enni, die die Abfuhr für die Stadt Moers durchführt. Einen großen Teil der Gebühren könne man gar nicht beeinflussen, heißt es als Begründung.

Laut IW gibt es bei den Müllgebühren zwischen den Städten teils Unterschiede von mehreren Hundert Euro pro Jahr. Das Institut hat die Daten von 100 Städten untersucht. Ein Ergebnis: In Leverkusen zahlen Bürger für die Müllabfuhr am meisten, in Flensburg sind die Gebühren am günstigsten. In Leverkusen kostet eine Abfuhr alle sieben Tage mit Teilservice (im Gegensatz zum Vollservice muss man die Mülltonne selbst an die Straße stellen) den IW-Angaben zufolge 739 Euro und damit mehr als zweieinhalb Mal so viel wie in der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Teilservice oder Vollservice bei Müllabfuhr?

In der IW-Berechnung sind die Unterschiede teils noch eklatanter. Der Grund: Für ihre Preisbetrachtung hatten der Verband und das Wirtschaftsinstitut jeweils die Gebühren für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern erhoben und die Jahresabgabe für Rest-, Bio-, Sperrmüll und Altpapier anhand der Satzungen der einzelnen Städte zusammengerechnet. Unterschieden wurde dann noch in mehrere Szenarien: Wird ein Teilservice angeboten oder ein Vollservice, bei der die Müllabfuhr die Tonnen selbst etwa im Keller abholt? Wird die Tonne einmal pro Woche oder nur alle zwei Wochen geleert? Vier Beträge sind so pro Stadt zusammengekommen – auch wenn ein Service wie die 14-tägige Leerung gar nicht angeboten wird. Dann wurde die Gebühr geschätzt. Ein Teil der Zahlen hat also bloß Modellcharakter.

Nicht nur daran entzündet sich Kritik. Leverkusen wirft dem Institut zudem vor, auch bei den tatsächlichen Gebühren zu hohe Zahlen angesetzt zu haben. Eine Erklärung für die Differenz hatte eine Sprecherin der Stadt aber nicht. Die Moerser Abfallgesellschaft Enni beklagt außerdem, etwa 50 Prozent der Gebühren könne man nicht beeinflussen, da man als Teil des Kreises Wesel zur Abgabe des Mülls an den Kreis verpflichtet sei und die Kosten der Restentsorgung dort nicht beeinflussen könne.

Zustimmung vom Entsorgungsverband

Das gleiche Problem hat die Stadt Neuss als Teil des Rhein-Kreises. "Zudem haben wir teilweise sehr ländliche Gebiete, wo die Abfuhr lange unterwegs ist. Deshalb sind die Kosten entsprechend höher", sagte ein Sprecher. Für Haus & Grund ist die Studie dagegen ein Beleg dafür, dass Städte und Gemeinden handeln müssen. Die Kommunen müssten ihre Preise analysieren und anpassen, forderte Verbandspräsident Kai Warnecke.

Zustimmung gibt es vom Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), der die Interessen der privaten Abfallfirmen vertritt. Durch die Monopolstellung der kommunalen Töchter, die in vielen Städten die Entsorgung übernähmen, würde ein Wettbewerb fast unmöglich gemacht, hieß es auf Anfrage. Würde der Auftrag zur Entsorgung dagegen öffentlich ausgeschrieben, könnte der billigste Anbieter den Zuschlag erhalten.

(lai)
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