Fotos Spannende Industriemuseen der Region
Die Zahnräder stehen längst still und Tuch wird hier schon lange nicht mehr täglich gewebt. Für die Museumsbesucher aber bleibt die Geschichte rund um qualmende Schornsteine und ratternde Maschinen an vielen Orten lebendig. Wir stellen die spannenden Industriemuseen unserer Region vor.
Textilmuseum Cromford
Die erste Fabrik auf dem europäischen Kontinent steht in Ratingen. 1784 gründete sie dort der Wuppertaler Gottfried Brügelmann und fertigte dort erstmals Baumwollgarne rein maschinell. Was ursprünglich angetrieben wurde durch ein Wasserrad ist auch heute noch in Betrieb zu sehen.
Wo früher Kinder Arbeit fanden, können heute Kinder Baumwolle als Rohprodukt sehen, anfassen und in Workshops verarbeiten.
Das große Wasserrad im roten Ziegelbau der Fabrik Cromford trieb einst über Transmission alle Spinnmaschinen in der Fabrik an. Noch heute wird so die "Water Frame", die erste vollmechanische Spinnmaschine, in Gang gesetzt.
Wer zu den Öffnungszeiten selbst sehen möchte, wie die Textilproduktion von Statten ging, für den werden vom Betreuungspersonal diese ersten maschinellen Riesen in Bewegung gesetzt.
220 Jahre ist es her, dass der Textilunternehmer Johann Gottfried Brügelmann in Ratingen direkt neben seiner Textilfabrik dieses prachtvolle Herrenhaus als Schaltzentrale eines der bedeutendsten Unternehmen des 18. Jahrhunderts bauen ließ. Seit Mai 2010 ist das Verwaltungsgebäude und Wohnhaus offen für alle.
Hier erfährt man Privates über den Industriellen - zum Beispiel seinem Lieblingsessen - und allerhand über den Handel in dieser Zeit.
Textilfabrik Cromford
Cromforder Allee 24, 40878 Ratingen
Landschaftspark Nord in Duisburg
Hochofen 5 ist der jüngst Hochofen, der im Landschaftspark Nord in Duisburg an die Zeit der Eisen- und Stahlgewinnung dort erinnert. 1952 errichtet erlebte er 1985 seine letzte Schicht, gibt aber noch heute den Besuchern, die bis zur Aussichtsplattform hinaufklimmen, einen gewaltigen Eindruck.
Noch Mutigeren steht er bei Geochaing-Touren der dritten Dimension als Abseilstation zur Verfügung, wenn es darum geht, sich zunächst mit GPS-Geräten zu höheren Ebenen vorzuarbeiten.
Auf den Spuren der Ofensau
Industriegeschichte lässt sich in Duisburg ganz unterschiedlich erleben. Bei der Fahrradführung bekommt man einen guten Überblick über das gesamte ehemalige Thyssen-Krupp-Gelände, in einer Hüttenführung geht es um den Strukturwandel, den Duisburg nach der Zeit als Eisenstatt geschafft hat oder bei der Führung mit einem ehemaligen Hüttenwerker ganz hautnah um die Arbeit am Hochhofen, die Arbeitsbedingungen in sengender Hitze oder darum, was denn nun eigentlich eine "Ofensau" ist.
Landschaftspark Nord
Emscherstr. 71, 47137 Duisburg
Ziegeleimuseum Wesel
Die Arbeit rund um die Dachziegel war anno dazumal eine mühsame Arbeit: Im Panneschoppen, kleinen Familienbetrieben wurden sie von Hand gestochen und gefertigt. Später löste dann die vollautomatische Fertigung in großen Industriebetrieben diese ab. Wer hautnah Zeugnisse dieser Zeit sehen möchte, der ist im Ziegeleimuseum Wesel genau am richtigen Ort. Einzigartiges für den Niederrhein ist hier in beeindruckender Art zusammengebracht worden - federführend vom Heimatverein Bislich.
Drei Museen auf einen Streich
Ganze Giebel und auch einen Trockenschuppen hat man hier nachgestellt. Für Gruppen gibt es spezielle Führungen, die inhaltlich auf die Interessen angepasst werden. Dabei geht es nicht nur um Ziegeleien in Wesel, sondern um das Ziegelhandwerk am ganzen unteren Niederrhrein.
Untergebracht sind am gleichen Ort außerdem auch das Heimatmuseum und das Rhein-Deich-Museum.
Ziegeleimuseum Bislich
Dorfstr. 24, 46487 Wesel
Größtes Papiermuseum Deutschlands
Papier zählt zu den selbstverständlichsten Verbrauchststoffen unserer Zeit. Doch woraus und wie wurde es einmal hergestellt? Was wurde damit früher schon gemacht? Antworten auf diese Fragen findet man im größten Papiermuseum Deutschland, in der Papiermühle Alte Domach in Bergisch Gladbach.
Aus Lumpen stellte man in der alten Mühle das Papier her. Wie das geschah lässt sich noch heute eindrucksvoll an der Lumpenstampfmaschine und der alten Papiermaschine von 1889 nachvollziehen.
Auch Familien finden hier ein spannendes Ausflugsziel. Jeden 1. Sonntag im Monat wird in der Alten Dombach eine Kinder- und Familienführung durchgeführt. Kinder ab vier Jahre erfahren dort mehr über die Herstellung und den Gebrauch von Papier und Pappe.
Papiermühle Alte Dombach
Kürtener Straße, 51465 Bergisch Gladbach
Baumwollspinnerei und Elektizitätswerk
Eine Maschine ohne Strom läuft nicht. Diese banale Erkenntnis brachte Engelskirchen schon vor über 100 Jahren den Strom. Dadurch, dass die Baumwollspinnerei Ermen & Engels ihre rieseigen Maschinen antreiben musste, entstand das erste Elektrizitätswerk im Aggertal eben in jener Spinnerei. Heute können Kleine wie Große dort alles über Strom erfahren und auch sehen, wie viel Strom man durch eigene Muskelkraft so erzeugen kann.
Wer Lust hat, kann mit der Tour durchs lebendige Museum im Keller beginnen, denn dort befindet sich das alte Kraftwerk mit seinen mächtigen Turbinen, Schwungrädern und Generatoren. In den oberen Ausstellungsräumen können die Besucher einen Eindruck davon bekommen, was heute alles ohne Strom nicht mehr liefe.
Alte Baumwollspinnerei Ermen & Engels
Engels-Platz 2, 51766 Engelskirchen
Blaufärberei in Geldern
Es scheint, als wäre der Enkel der Familie Lawaczeck gerade erst zur Tür hinausgelaufen. Jugendstil und Gründerzeit werden in diesem Haus lebendig. Fast 200 Jahre lang hatte in Geldern die Appretur-und Stückfärberei dieser Familie ihren Sitz. Das Haus Lawaczeck ist das letzte Überbleibsel dieser Ära und bietet einen Eindruck von der bürgerlichen Wohnkultur der Blaufärberfamilie. Die daneben liegende Fabrik wird derzeit abgerissen.
Es waren überwiegend Kittel, Bett- und Tischwäsche für die ländliche Bevölkerung, die im Fabrikgebäude der Familie Lawaczek mit dem typisch blauen Muster bedruckt wurde. Nach der Erfindung anderer chemischer Farben stellte die Fabrik 1912 auf diese um konnte nun auch in anderen Farben Drucke anbieten. 50 Arbeiter fanden in der Stückfärberei Arbeit.
So gediegen wie im Salon der Familie konnten die Arbeiter sich gewiss nach getaner Arbeit nicht erholen.
Blaufärberei Haus Lawaczeck
Boeckelter Weg 2, 47608 Geldern
Textilgeschichte zum AnfassenDass Euskirchen heute als alte Tuchmacherstadt bekannt ist, verdankt sie der Tuchfabrik Müller. Auf das Jahr 1842 gehen die Anfänge dieses alten Industriebetriebes zurück, der heute aus seinem Dornröschenschlaf erwacht ist. Hier klappert es und surrt es, wenn die Spinnmaschinen mit hunderten Spulen feinstes Tuch weben.
Was macht eigentlich eine Krempelmaschine und wie kommen die Farben in das Tuch? Fragen, auf die man in Euskirchen eine Antwort findet. Im Museum darf man anfassen, nachfragen und bestaunen.
Alte Tuchfabrik Müller
Carl-Koenen-Straße 25b,53881 Euskirchen
Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden
Was haben eine Kornbrennerei und ein Mediziner gemeinsam? Die Stadt Hilden. Wilhelm-Fabry, Namensgeber des Museums und berühmter Sohn der Stadt, wurde in der Nähe des heutigen Brennereimuseums geboren. Als erster medizinischer Chriurg ging er in die Geschichte ein und sorgt heute dafür, dass zwischen Brennkesseln, Maische-Herstellung und Destillation immer auch ein wenig Medizingeschichte zu Hause ist.
Alte Schätzchen live zu sehen
Auch, wenn sie heute elektrisch angetrieben wird, macht die alte Dampfmaschine noch genug Lärm, um sich vorzustellen, unter welchen Bedingungen damals gearbeitet wurde. Zu etwas Besonderen macht diese Maschine, dass sie in der heimischen Maschinenfabrik Kirberg und Hüls gefertigt wurde und sie die älteste liegende Einzylindermaschine im Rheinland ist.
Alte Kornbrennerei in Hilden
Wilhelm-Fabry-Museum
Benrather Straße 32 a, 40721 Hilden
Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen
So dröhnt Geschichte: Mit einem ohrenbetäubenden Lärm zerreißt eine alte Prüfmaschine ein Stück Stahl. Dicke Transmissionsriemen aus Leder treiben die Maschinen an. Die Zinkfabrik Altenberg gibt einen Einblick in die Geschichte der Schwerindustrie.
Laufende Maschinen, interaktive Multimedia-Angebote, historische Hörspiele und Testgeräte zum ausprobieren machen das alte Fabrikgebäude zu einem interaktiven Erlebnis.
Zinkfabrik Altenberg
Hansastraße 20, 46049 Oberhausen
Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen
Wer kennt sie nicht, die Scheren und Messer aus Solingen? Noch heute sind sie "made in Solingen" ein Garant für gute Qualität. Doch wie wurde die Schere zur Schere? Im Industriemuseum Solingen können Besucher diesen Werdegang nachvollziehen.
Hier entsteht noch die Museumsschere
In der ehemaligen Gesenkschmiede Hendrichs wird an schweren Fallhämmern heute wieder rot glühender Stahl zu Scherenrohlingen geschmiedet, ganz wie noch Ende des 19. Jahrhunderts. Schritt für Schritt lässt sich noch heute nachvollziehen, wie die Museumsschere entsteht.
Der Besucher darf sich auf einen lebendingen Eindruck der alten Industriefertigung freuen: Vom Umkleideraum über Waschraum oder das Maschinenhaus - alles steht noch an seinem Platz.
Gesenkschmiede Hendrichs
Merscheider Straße 289-297,42699 Solingen
Zeche Hannover in Bochum
Was aussieht wie eine mittelalterliche Burg, ist ein Förderturm, der seit 1857 das Bild im Bochumer Norden prägt. Als Dinosaurier der Industriegeschichte schnauft die Dampffördermaschine, mit der einst die Kohle aus dem 750 Meter tiefen Schacht nach oben befördert wurde, noch heute bei Schauvorführungen.
Mit dem Segway auf Zechentour
Bei Tag oder Nacht gibt es viele Möglichkeiten, den alten Zechebetrieb kennenzulernen: entweder mit Helm und Kopflampe bei Nacht, in einer Erlebnisführung am Tag oder per Segway-Tour durch die Siedlung, den Volksgarten und die Zeche Königsgrube.
In der Kinderzechne Knirps können Kinder selbst erleben und ausprobieren, wie früher ein Zechebetrieb arbeitete.
Zeche Hannover
Günnigfelder Str. 24, 44793 Bochum
Museum aus Eisen und Stahl in Hattingen
Kaum mehr vorstellbar: 10.000 Menschen fanden hier einst Arbeit in der Koks-, Eisen und Stahlproduktion. In den Stahlöfen wird seit 1987 nicht mehr geschmolzen. Der Hattinger Hochofen ist der älteste erhaltene seiner Art im Ruhrgebiet.
Auch heute lässt sich hier erleben, wie aus Erz Stahl wurde.
Die Spätschicht im Museum
Jeden Freitag ist Spätschicht im Museum: Dann geht es im Licht der Pechfakeln über das Gelände. Besondere Aktionen, wie Führungen durch den Luftschutzstollen oder auch Showgießen, gibt es sonntags zu unterschiedlichen Uhrzeiten.
Heinrichshütte Hattingen
Werksstr. 31-33, 45527 Hattingen