Gesamtschule in Wuppertal Das Geheimnis von Deutschlands bester Schule

Wuppertal · Was macht "Deutschlands beste Schule 2015" anders? Ist es die kostenlose Nachhilfe? Oder die Traumreise in der Pause? Oder hat es etwas mit dem preisgekrönten Öko-Bau samt Schulbibliothek mitten im Teich zu tun? Seit Jahren hat kein Jugendlicher die Gesamtschule Barmen in Wuppertal ohne Abschluss verlassen.

Schulpreis: Das ist die Gesamtschule Barmen in Wuppertal
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Das ist die Gesamtschule Barmen in Wuppertal

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Die Einrichtung ist Preisträgerin des Deutschen Schulpreises 2015. Wenn Schüler und Lehrer ihre Schule in dem Wuppertaler Arbeiterstadtteil erklären, fällt am häufigsten ein Wort: Respekt.

Bettina Bergmann sagt es so: "Diese Schule ist der Hammer." Seit den Osterferien arbeitet die 51-jährige Integrationsfachkraft hier. "Ich bin schon an mehreren Schulen gewesen, aber der Umgang der Erwachsenen mit den Schülern ist so viel respektvoller - das habe ich noch nirgendwo erlebt."

Einer ihrer Schützlinge ist Manuel Jahn. Der Elfjährige ist eines von zwei körperbehinderten Kindern in der 5. Klasse von Lehrer René Chawla. Der Junge lernt gemeinsam mit 27 Mitschülern und freut sich, dass Kinder mit und ohne besonderen Förderbedarf hier ganz selbstverständlich miteinander umgehen.

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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Behinderte Kinder gehören hier ebenso zum Alltag wie Kinder mit ausländischen Wurzeln. Von den fast 1400 Schülern aus 33 Nationen hat jeder dritte eine Zuwanderungsgeschichte. Außerdem integriert die Schule 40 Kinder mit Förderbedarf.

Obwohl nur 17 Prozent der aufgenommen Kinder eine Gymnasialempfehlung hatten, schafften 60 Prozent den Sprung in die Oberstufe. Und das, obwohl der Stadtteil alles andere als privilegiert ist. An der Gesamtschule Barmen hat jedes dritte Kind Anspruch auf Hilfsleistungen aus dem Bildungspaket des Bundes.

Wie also heißt die Wuppertaler Zauberformel? Schulleiterin Bettina Kubanek-Meis lacht: "Das sind viele Mosaikstücke." Eines davon muss das weitläufige, lichtdurchflutete Schulgebäude sein, unter dessen Solardach sich eine lange Kette hoher Bäume gen Himmel reckt. Hier rennen keine lärmenden Schüler über graue Flure, hier wird in einer Öko-Wandelhalle mit Springbrunnen gepflegt flaniert.

"Man spürt beim Betreten des Gebäudes, dass hier etwas anders ist", sagt der stellvertretende Schulleiter Arne Brassat. "Wir haben den Schulalltag entschleunigt." Praktisch heißt das: 65 Minuten Unterricht am Stück statt Zeit und Konzentration mit ständigem Fächer- und Raumwechsel einzubüßen. Dadurch reduziert sich die Zahl der Fächer auf maximal fünf am Tag.

Die große Pause ist 70 Minuten lang. Wer will, kann sich unter der professionellen Anleitung einer Entspannungspädagogin auf Traumreise begeben. Die Fachfrau bietet auch Hilfe bei Stressbewältigung und Prüfungsangst. Solche Extras finanziert die Schule durch Verzicht auf eine Lehrerstelle.

Wer sich lieber austoben oder mal für sich sein will, kann in die Sporthalle oder die Informatikräume gehen. Man kann die Pause aber auch für freiwillige, kostenlose Mathe-Nachhilfe nutzen. Ideen für weitere Verbesserungen gibt es aber immer. "Eine Bewegungslandschaft für die Kleinen hätten wir gerne auf dem Schulhof", sagt die Schulleiterin. Die müsste jetzt drin sein: Mit dem Deutschen Schulpreis gehen 100 000 Euro nach Barmen.

(dpa)
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