Umfrage Schulpolitik bekommt von Lehrern schlechte Note

Düsseldorf · Die Lehrer in Nordrhein-Westfalen gehen gerne zur Schule. Und das, obwohl sie sich von den Politikern weitgehend im Stich gelassen fühlen. Die Schulpolitik der Landesregierung bewerten die Befragten mit der Note 4,2. Das geht aus einer Studie hervor, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Auftrag gegeben hat.

Angestellte Lehrer streiken in Düsseldorf
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Foto: dpa, mjh tba

89 Prozent der Lehrer gehen gerne zur Arbeit

Bei der nach Angaben des VBE repräsentativen Umfrage waren deutschlandweit 1001 Lehrer zur "Zufriedenheit im Lehrerberuf" befragt worden. Während 36 Prozent der Lehrer in NRW sehr gerne und 53 Prozent eher gerne zur Arbeit gehen, bemängeln gleichzeitig 87 Prozent der Befragten, dass Politiker bei Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachten. Bundesweit kritisieren das 85 Prozent der Lehrer.

"Die Umfrage zeigt, dass Lehrer eine hohe Eigenmotivation haben, die daraus resultiert, dass sie den Kindern möglichst viel mitgeben möchten. Dem ordnen sie alles andere unter. Auf der anderen Seite ist es für sie ein großes Ärgernis, dass die Politik Dinge veranlasst, die wenig mit der Realität im Schullaltag zu tun haben und öffentlich hohe Anforderungen stellt, ohne die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen", sagte der VBE-Landesvorsitzende Udo Beckmann gegenüber unserer Redaktion. Die Lehrer würden versuchen, das Optimale aus den oft schlechten Rahmenbediungen rauszuholen. 66 Prozent würden ihren Beruf sogar jungen Menschen empfehlen.

98 Prozent wollen jungen Menschen Wissen vermitteln

Aber woher nehmen die Lehrer die Motivation für ihren Beruf? Wichtig sei es 98 Prozent der Befragten, jungen Menschen Wissen zu vermitteln und mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, besagt die Umfrage. 89 Prozent interessieren sich für das unterrichtete Fach. 86 Prozent der Lehrer haben den Beruf gewählt, weil es ihnen wichtig ist, einen Beruf mit großer Verantwortung und Eigenständigkeit auszuüben.

"Der Beruf ist für die meisten Lehrer Berufung. Gerade wegen der schlechten Bedingungen engagieren sie sich ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit", sagt Beckmann. So gaben 69 Prozent der Befragten (66 Prozent bundesweit) an, dass sie es als Belastung empfinden, dass sich "außerunterrichtliche Aufgaben" nicht in der Arbeitszeit wiederfinden.

In den Schulen sei Teamarbeit zu selten möglich

66 Prozent empfinden es zudem als Belastung, stark heterogene Klassen allein zu unterrichten. "Diese Belastungsfaktoren verweisen auf eine zu dünne Personaldecke in den Schulen, auf fehlende Möglichkeiten für eine Doppelbesetzung im Unterricht und auf zu wenig Zeit für den gewollten Austausch im Team. Hier besteht die Gefahr eines Teufelskreises, denn Teamarbeit kann eine entlastende Wirkung haben", sagte Beckmann.

Die Umfrage zeigt, dass sich 89 Prozent der Lehrer eine Arbeit im Team, auch mit Psychologen oder Sozialarbeitern, wünschen. In der Realität sei das aber zu selten möglich, sagt Beckmann. Das Zeitkontingent ermögliche kaum Unterricht im Team. 55 Prozent gaben an, dass es eine derartige Teamarbeit an ihrer Schule gibt. "Gerade mit Blick auf Inklusion und Flüchtlingsbeschulung muss diese Lücke dringend geschlossen werden", fordert der VBE-Landesvorsitzende von der Politik.

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