Rosenmontag 2016 Warum der Zug in Köln stattfand — und in Düsseldorf nicht

Düsseldorf · Lachende, leicht spitzbüsche Gesichter in Köln bei Sonnenschein, dagegen eine trotzige Nüchternheit in Düsseldorf bei Wind und Wetter. Während in der Domstadt der Rosenmontagszug mit Einschränkungen ziehen konnte, hat Düsseldorf ihn abgesagt. Dafür gab es vor allem zwei Gründe: das Wetter und die Wagen.

Das Wetter an Rosenmontag 2016 war tückisch. Deutschlandweit beherrschte eine stürmische Lage die Wetterkarten, stellenweise mit Windstärken über hundert Kilometer pro Stunde. Verantwortlich dafür war das Tief Ruzica. Doch nicht überall hatte das Tief die gleichen Auswirkungen. Gleichzeitig haben die Rosenmontagszüge in Düsseldorf und Köln jeweils unterschiedliche Voraussetzungen.

"Es gibt in jeder Stadt eine andere Bewertung der Wetterlage", erklärte Sigrid Krebs, Pressesprecherin beim Festkomitee Kölner Karneval. Man sei in enger Abstimmung mit dem Deutschen Wetterdienst. Aktuell bewege sich die Windstärke in Köln zwischen 2 und 4. Gewitter mit größeren Auswirkungen in der Eifel seien an der Domstadt vorbeigezogen. Selbst die Sonne schien in Köln.

Auch ansonsten sei das Niederrheinische Tiefland, an das auch Düsseldorf grenzt, stärker vom Wind betroffen, als Köln. "Wir sind aber in der Lage, den Zug sofort zu stoppen", beruhigte Krebs für den Fall, dass sich etwas an der Lage ändern sollte. Dazu wurden entlang der Strecke viele Ausweichstraßen freigehalten, über die die Wagen, aber auch die vielen Menschen schnell hätten abgeleitet werden können.

Außerdem sei die Kölner Feuerwehr die komplette Zugstrecke abgefahren und habe etwa loses Werkzeug auf einem Flachdach entfernen lassen, damit dieses nicht herunterfallen kann. "Wir gehen kein Risiko ein", betonte Krebs, schon gar nicht mit Blick auf die zusammen mit Stadt, Polizei und Feuerwehr getroffenen Vorsichtsmaßnahmen: Beim Rosenmontagszug 2016 in Köln zogen keine Pferde mit, auch Fahnen und Figuren in den Fußgruppen gab es nicht.

Zu einer anderen Bewertung der Wetterlage kamen die Karnevalisten in Düsseldorf. "Die Vorhersage war für den Nachmittag so gravierend schlecht, dass wir uns zur Absage des Zugs entschieden haben", erklärte Hans-Peter Suchand, Pressesprecher beim Comitee Düsseldorfer Karneval (CC). Das stürmische Wetter hätte den Zug laut Vorhersage genau dann getroffen, wenn er mitten im Gange gewesen wäre. "Zu diesem Zeitpunkt steht der erste Wagen schon am Bilker Bahnhof, der letzte noch am Rheinufer", sagte Suchand.

Das Düsseldorfer Sicherheitskonzept sah vor, dass der Zug ab Windstärke 8 abgesagt werden muss - ein Wert, der sich in der Prognose zumindest nicht ausschließen ließ. "Wir müssen außerdem an jeden einzelnen Menschen im und am Zug denken", betonte Suchand und sprach von mehr als 10.000 Teilnehmern auf dem Zug und bis zu einer knappen Million Zuschauern am Straßenrand.

"Wenn auch nur einer zu Schaden gekommen wäre, hätten wir das nicht rechtfertigen können", verteidigte Suchand die Absage. Ähnlich sah es der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel. "Es macht ja keinen Spaß, wenn die Leute Angst haben und ihnen das Zeug um die Ohren fliegt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen den Zug haben die unterschiedlichen Bauweisen der Wagen gespielt. Während die Kölner ihre Wagen massiver bauen und dabei auch Holz verwenden, entstehen die Düsseldorfer Wagen in Leichtbauweise. "Der Zug wird jedes Jahr neu gebaut, vom Prinzenwagen über die Gesellschaftswagen bis zu den Mottowagen", erklärte Chefbaumeister Jacques Tilly.

 Düsseldorfs Wagenbaumeister Jacques Tilly sieht die Absage sportlich.

Düsseldorfs Wagenbaumeister Jacques Tilly sieht die Absage sportlich.

Foto: dpa, ve nic

Die Düsseldorfer Wagen werden sehr schnell gebaut, teils nur aus Latten, Draht und Papier und noch in Windeseile in der Nacht von Tulpensonntag auf Rosenmontag. Die Mottowagen von Jacques Tilly sind für ihre bissigen, brandaktuellen Motive weltbekannt - sind aber auch anfälliger für Wind und Wetter. "Das ist der Preis, den wir für die Aktualität zahlen müssen", sagte er. "Wir werden auf jeden Fall bei der Leichtbauweise bleiben".

Das Risiko müsse man eingehen, sagte Tilly und sah die Absage sportlich. "Die Kölner dürfen sich jetzt auch mal freuen und mit dem Ätschefinger auf Düsseldorf zeigen." Bereits 1990 war der Düsseldorfer Zug schon einmal abgesagt worden, einige Wagen hatte damals der Wind in Stücke gerissen. Aber: "Mit einer Quote von einer Absage des Zugs alle 26 Jahre kann man leben", fand Tilly.

(hebu)
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