Anschlag auf Sikh-Tempel in Essen Polizei dementiert Bericht über Hinweise auf Anschlagspläne

Essen/Duisburg · Einem Medienbericht zufolge soll die Polizei in NRW schon vor dem Anschlag auf das Sikh-Gebetshaus in Essen Hinweise auf geplante Straftaten der drei Tatverdächtigen bekommen haben. Die Polizei Duisburg weist den Bericht zurück.

Essen: Drei Verletzte bei Explosion auf Sikh-Hochzeit
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Terror-Anschlag: Explosion auf Sikh-Hochzeit in Essen

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Foto: ap

Die Mutter eines der Jugendlichen habe der Polizei in Duisburg drei Wochen vor dem Anschlag Fotos von Notizen vorgelegt, in denen die drei unter anderem von der "Bekämpfung von Ungläubigen" sprachen. Das berichten die "Süddeutsche Zeitung" sowie die Sender WDR und NDR.

Daraufhin wurden laut Polizei "gefahrenabwehrende polizeiliche Maßnahmen" getroffen. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge wurden die Notizen aber erst zehn Tage nach dem Anschlag endgültig ausgewertet.

Die Polizei Duisburg weist den Bericht von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR zurück. In einer Stellungnahme erklärte sie, dass die Mutter des Beschuldigten Tolga I. der Kriminalinspektion Staatsschutz am 29. März 2016 acht Bilddateien übersandt habe. Darauf seien Auszüge aus einer "kleinen Kladde mit Aufzeichnungen" ihres Sohnes zu sehen gewesen. Die Polizei habe die Bilder ausgewertet und sei dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich daraus keine konkreten Hinweise auf mögliche Anschlagspläne ergaben. Die Aufzeichnungen enthielten allein Hinweise auf mögliche Eigentumsdelikte, hieß es.

Die Inspektion Staatsschutz habe daraufhin, so die Polizei Duisburg, ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und fragte bei der Staatsanwaltschaft wegen eines Durchsuchungsbeschlusses für die Wohnung von Tolga I. an. Diesen habe die Staatsanwaltschaft abgelehnt.

Das Innenministerium wolle sich nach dem Medienbericht von den zuständigen Behörden berichten lassen und wolle den Innenausschuss am 2. Juni ausführlich über den Sachverhalt informieren, sagte ein Sprecher am Abend.

Am Montag hatte die Polizei Gelsenkirchen eingeräumt, einem Hinweis auf einen der Täter nicht entschlossen genug nachgegangen zu sein. Bei dem Anschlag auf das Sikh-Gebetshaus Mitte April waren drei Menschen verletzt worden.

Wenige Tage später nahm die Polizei zwei 16-Jährige mit Kontakten in die Islamistenszene fest. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Anfang Mai kam ein dritter, 17 Jahre alter Jugendlicher in Haft.

(lnw)
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