Kampf gegen kriminelle Banden NRW führt Einbruchsradar ein

Düsseldorf · Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr deutlich um 18,1 Prozent auf 62.262 Fälle gestiegen. Damit wurde so häufig eingebrochen wie noch nie zuvor in NRW. Die Aufklärungsquote lag bei 13,8 Prozent. Damit wurde durchschnittlich nur in jedem siebten Fall ein Täter überführt.

 Der Einbruchsradar für Wuppertal. Bald gibt es Karten dieser Art für das ganze Land.

Der Einbruchsradar für Wuppertal. Bald gibt es Karten dieser Art für das ganze Land.

Foto: NW008101

Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2015 hervor. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) machte für den dramatischen Anstieg vor allem international operierende mobile Einbrecherbanden aus Südosteuropa verantwortlich. "Das sind Profis: straff organisiert und bestens vernetzt. Nicht selten handelt es sich bei den Tätern um bestehende Familienbanden", erklärte der Minister. Die Ermittlungen gegen diese Gruppen seien aufwendig und anspruchsvoll. Deshalb forderte Jäger die Bevölkerung auch auf, selbst wachsamer zu sein, "und dass sie ihre vier Wände besser schützen". Denn wegen guter Einbruchssicherungen kommt es in 44 Prozent aller Fälle nicht zur Tatvollendung.

Einbruchsradar ab April 2016

Im Kampf gegen diese kriminellen Banden setzt die NRW-Polizei nun landesweit auf den sogenannten Einbruchsradar. Ab April werden alle 47 Polizeibehörden im Land auf ihren Internetseiten wöchentlich Karten veröffentlichen, die Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche verzeichnen. "Damit könnten sich die Menschen ein eigenes Bild über Einbrüche in ihrem Viertel machen", sagte Jäger.

Bislang gab es dieses Instrument nur in Wuppertal, Solingen, Remscheid, Hamm, Hagen, Bochum und zeitweise in Leverkusen - mit Erfolg. Der Radar wirke nicht nur präventiv, sondern helfe auch bei der anschließenden Aufklärung, betonte ein Wuppertaler Polizeisprecher. So meldeten sich Zeugen im Nachhinein, wenn sie den Einbruch in ihrer Nachbarschaft gesehen haben. "Plötzlich fällt einem Anwohner ein, dass er verdächtige Bewegungen gesehen hat, und er meldet diese dann", sagte der Sprecher.

Opposition attackiert Jäger

Die Opposition im Düsseldorfer Landtag machte Innenminister Jäger für die gestiegenen Einbruchszahlen verantwortlich. "NRW hat sich zur deutschen Einbruchs-Hochburg entwickelt, gleichzeitig geht die Aufklärungsquote zurück", betonte CDU-Innenexperte Gregor Golland. Offenbar fehle es der Landesregierung an ausreichenden Konzepten und am politischen Willen zur Einbrecher-Abwehr. Der innenpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Marc Lürbke, bezeichnet die Kriminalitätsentwicklung als "eine Bilanz des Scheiterns". "Obwohl die Ermittler vor Ort seit Langem darauf hinweisen, dass nötiges Personal fehlt, hat das Innenministerium die Alarmsignale nicht hören wollen."

Einbrüche vor allem am Nachmittag

Nach wie vor wird ein Großteil aller Einbrüche tagsüber zwischen 6 und 18 Uhr verübt - laut Polizei vor allem am Nachmittag. Zwischen November und Januar sowie an Feier- und Samstagen schlagen die Diebe statistisch am häufigsten zu.

Aber nicht nur die Zahl der Einbrüche stieg im vergangenen Jahr. Es gab in NRW auch mehr Straftaten. Die Polizei zählte insgesamt rund 1,5 Millionen Delikte - ein Prozent mehr als noch 2015. Beim Taschendiebstahl registrierten die Ermittlungsbehörden mit 54.604 Fällen zudem den höchsten Wert seit zehn Jahren.

Erfreulich ist hingegen die Entwicklung bei der Jugendkriminalität - die Rate in diesem Bereich ist so niedrig wie zuletzt vor 45 Jahren. Von insgesamt 492.245 ermittelten Tatverdächtigen war demnach nur etwa jeder Fünfte unter 21 Jahren. Die Polizei führte das auf gute Präventionsarbeit zurück.

(csf)
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