Spezialeinheit im Einsatz Polizei hält Terroranschläge mit Drohnen für möglich

Düsseldorf · Eine Spezialeinheit der Polizei brachte bei der Tour de France in Düsseldorf Drohnen privater Personen unter ihre Kontrolle. Sicherheitsbehörden warnen, dass Terroranschläge künftig mit diesen Flugobjekten verübt werden könnten.

 Obwohl es verboten war, ließen Privatpersonen ihre Drohnen bei der Tour de France in Düsseldorf über den Fahrern kreisen - dieses Foto ist allerdings eine Montage. Die Polizei holte einige der Fluggeräte wieder aus der Luft, indem sie die Funkverbindungen überlagerte.

Obwohl es verboten war, ließen Privatpersonen ihre Drohnen bei der Tour de France in Düsseldorf über den Fahrern kreisen - dieses Foto ist allerdings eine Montage. Die Polizei holte einige der Fluggeräte wieder aus der Luft, indem sie die Funkverbindungen überlagerte.

Foto: Reichwein/dpa, Montage: RP

Eigentlich galt beim Grand Départ am vergangenen Wochenende über Teilen Düsseldorfs ein Flugverbot für private Drohnen. Der Luftraum sollte ausschließlich der Polizei, den Rettungskräften und dem Tour-Veranstalter vorbehalten bleiben. Doch wie unsere Redaktion nun aus Polizeikreisen erfuhr, setzten sich manche Drohnenbesitzer über das Verbot hinweg. Man habe einige Drohnen runtergeholt. Dabei handelte es sich aber um harmlose Fotodrohnen, hieß es. Die Betroffenen müssen nun mit einem Bußgeldverfahren rechnen.

Für die Polizei ist dieses Verhalten alles andere als ein Spaß. Denn die Sicherheitsbehörden halten es seit längerem schon für möglich, dass die leicht zu steuernden Fluggeräte auch von Terroristen benutzt werden könnten, um einen Anschlag zu verüben. "Wir können aber nicht ohne weiteres schnell erkennen, ob es sich um eine harmlose Fotodrohne oder um ein Flugobjekt handelt, das Sprengstoff trägt", sagt Wolfgang Spieß, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen. "Man kann leider bei der heutigen Terrorlage nichts mehr ausschließen."

Spezialeinheit zur Drohnenabwehr

In NRW gibt es Recherchen unserer Redaktion zufolge eine Spezialeinheit zur Drohnenabwehr beim Landesamt für zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD), das dem Innenministerium untersteht. Sie kommt zum Einsatz bei Großveranstaltungen mit Flugverbotszonen wie dem Grand Départ. "In Düsseldorf haben wir die illegalen Drohnen mit einer übergelagerten Funkverbindung übernommen und kontrolliert landen lassen", so ein Insider, der aus sicherheitsrelevanten Gründen keine weiteren Details zum Prozedere nennen möchte.

Doch die Polizei soll längst nicht alle Drohnen so leicht runterholen können. So dienten Flugverbotszonen eigentlich nur zur Abschreckung für Privatpersonen, die mit ihren Drohnen fotografieren. Terroristen ließen sich davon nicht beeindrucken. "Wenn plötzlich eine Drohne mit Sprengstoff über einem Fußballstadion auftaucht, können wir eigentlich kaum noch etwas machen. Eigentlich nur zusehen", heißt es aus Polizeikreisen. "Natürlich können wir im Ernstfall den Funkverkehr stören, so dass die Drohne im besten Fall von uns übernommen werden kann. Aber dann besteht auch immer die große Gefahr des Absturzes. Und dann würde die Bombe sehr wahrscheinlich auch hochgehen", sagt ein Insider.

"Wächter von oben"

Die Sicherheitsbehörden arbeiten daher eng mit Firmen aus der Technologiebranche zusammen, die effektive Drohnen-Abwehrsysteme entwickeln. In den Niederlanden setzen die Behörden auf Adler. Sie sollen die Fluggeräte abdrängen. Abgerichtet werden sie vom niederländischen Unternehmen "Guard from Above" (Wächter von oben). Der Firma zufolge werden die Raubvögel ein Jahr lang für den Einsatz trainiert. Dabei werde der Jagdinstinkt der Greifvögel genutzt. Man betont, dass Drohnen für die Adler wie eine Beute seien, die sie an einen sicheren Ort bringen. "Sie können die Drohnen in der Luft greifen und unschädlich machen", heißt es bei "Guard from Above". Beim Nato-Spitzentreffen in Brüssel Ende Mai passten die speziell geschulten Polizei-Adler aus den Niederlanden auf, dass keine Drohnen unerlaubt über abgesperrten Straßen flogen. Für den Adler-Einsatz kooperierte die belgische Polizei mit den niederländischen Kollegen.

In Deutschland sollen die Adler bislang noch nicht eingesetzt worden sein. "Am Einsatz der Tiere sieht man aber, wie schwierig es ist, ein Mittel zu finden, das Drohnen vom Himmel holt, ohne Menschen zu gefährden", so der Insider. In Deutschland schätzt das Bundesverkehrsministerium den Bestand auf mehr als 500.000 private Drohnen - Tendenz stark steigend. Nur wenige davon sind Profi-Modelle oder sogenannte Copter, wie die unbemannten Fluggeräte auch genannt werden. Für sie ist nun eine Art Führerschein vorgeschrieben.

Im Fokus von Terroristen, die in Internet-Videos das Wissen verbreiten, wie man eine Drohne steuert, stehen laut Bundeskriminalamt (BKA) möglicherweise auch Fußballstadien. So berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass der FC Bayern München schon Gespräche mit einem Rüstungskonzern über den Kauf von elektromagnetischen Abwehrgeräten zum Schutz der Arena führe.

(csh)
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