Remscheid/Wuppertal Wettstreit um bergische Outlet-Center

Wuppertal · Wuppertal und Remscheid planen jeweils ein Factory-Outlet-Center. Wegen der räumlichen Nähe gibt es politische Verstimmungen. Sogar die bergische Partnerschaft steht auf dem Spiel.

Outlet-Center in Remscheid und Wuppertal: Ärger um FOC und DOC
Foto: FOC Wuppertal/Weber

Schnäppchenjäger stehen bald möglicherweise vor einer schwierigen Entscheidung. Dabei geht es nicht um die Frage Prada oder Gucci, sondern Remscheid oder Wuppertal. Planen doch beide bergische Städte mitten in der City ein Factory-Outlet-Center (FOC) beziehungsweise Designer-Outlet-Center (DOC), also einen Standort für den günstigen Fabrikverkauf von Edeltextilien.

Bisher existieren in NRW zwei FOC, die rund 220 Kilometer auseinanderliegen: Ochtrup in Westfalen und Bad Münstereifel. Von Remscheid bis Wuppertal sind es gerade mal 20 Kilometer. Zu nah, um an beiden Orten gute Geschäfte zu machen, befürchten Experten. "Man kann den Kuchen nur einmal verteilen", sagt Rolf Volmerig, Chef der Wuppertaler Wirtschaftsförderung, der den Schlagabtausch zwischen den Städten als "dynamische Entwicklung" beschreibt. "Wer zuerst am Start ist, der macht das Rennen. Und wir sind losgerannt."

In den vergangenen Wochen hat sich die Tonlage zwischen den Städten in Bezug auf die Outlet-Vorhaben deutlich verschärft. Der Wuppertaler Stadtdirektor Johannes Slawig hatte die Remscheider aufgefordert, die Planungen für das DOC sofort einzustellen. Als Grund führte er unter anderem an, dass die Stadt Remscheid in ihrem Verträglichkeitsgutachten das Wuppertaler FOC überhaupt nicht ausreichend berücksichtigt hätte. Das sieht auch Volmerig so. "Diese Planungsfehler müssen korrigiert werden. Da muss man schon mal mit deutlichen Worten agieren." Der Wirtschaftsförderer wähnt Wuppertal ohnehin im Vorteil: Die Stadt sei im Gegensatz zu Remscheid ein Oberzentrum, das FOC in die City integriert, die ÖPNV-Anbindung exzellent. Volmerig: "Das ist der geborene Standort."

In Remscheid sieht man das dezidiert anders. Zumal dort die zweite landesplanerische Prüfung durch die Bezirksregierung bereits abgeschlossen ist. Heißt: Man ist hinsichtlich einer Realisierung auf gutem Kurs. In Wuppertal gilt das nur für den ersten Bauabschnitt des FOC, der 10 000 Quadratmeter umfassen soll. Bei den zwei folgenden Ausbaustufen liegt man planerisch klar hinter Remscheid zurück. "Für uns steht fest: Wir weichen keinen Millimeter vom Kurs ab", sagt der Remscheider Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD). Die Kritik aus Wuppertal empfindet er als anmaßend und rücksichtslos, als schlechten Stil. "Das belastet das Miteinander", sagt Mast-Weisz. "Remscheid ist eine eigene Stadt, kein Vorort von Wuppertal."

Für Remscheid ist das DOC ein Prestige-Projekt, das Kaufkraft von außerhalb in die Stadt ziehen soll. Investor ist McArthurGlen, der unter anderem auch das FOC in Roermond betreibt. Auf rund 20 000 Quadratmetern sind im Stadtteil Lennep 110 Geschäfte vorgesehen; das Ganze ist konzipiert als Dorf. Federführend in Wuppertal ist die Clees Unternehmensgruppe und die Firma ROS-Retail Outlet Shopping; dort will man das ehemalige Gebäude der Bundesbahndirektion und der Post in drei Bauphasen in ein FOC verwandeln mit am Ende 30 000 Quadratmetern und 150 Läden. Für den Remscheider OB Mast-Weisz mag dabei kein echtes Outlet-Gefühl aufkommen: "In Wahrheit wird dort doch nur ein erweitertes City-Center entstehen."

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Foto: Blazy, Achim (abz)

Bei den Investoren herrsche bisher keine Nervosität, sagen sowohl Volmerig als auch Mast-Weisz. Beide sehen darin die Bestätigung, dass die Fachleute an ihre Projekte glauben - selbst wenn es Konkurrenz in der Nachbarschaft geben sollte. "Sicher wird sich die Ausrichtung der beiden Center ähneln", sagt auch Marc Weisener, Sprecher der Clees Unternehmensgruppe, "aber das Einzugsgebiet ist so groß, dass Platz für beide sein müsste." Einen Abstimmungsprozess unter den Betreibern hinsichtlich eines möglichen Marken-Angebots gebe es nicht. Volmerig bestätigt aber, dass die Firma ROS bereits erste Gespräche mit Handelspartnern führe.

In Remscheid will Mast-Weisz die Wuppertaler Einwände im Rahmen des Offenlage-Verfahrens überprüfen lassen. Danach sehe man weiter. Als denkbaren Eröffnungstermin nennen beide Städte das Jahr 2017. Wenn alles glatt läuft. Denn auch Klagen sind möglich. Sie würden das Verfahren deutlich verzögern. "Sicher kann man klagen", sagt Volmerig, "aber das ist noch nicht durchdacht."

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Für die Partnerschaft zwischen den bergischen Städten, die in den vergangenen Jahren zu vielen gemeinsamen Projekten geführt hat, wäre das ein schwerer Schlag. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz: "Wenn Wuppertal klagen würde, wäre die bergische Zusammenarbeit beendet."

(RP)
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