Ordensburg Vogelsang Flüchtlinge werden Nachbarn von früherer Nazi-Stätte

Köln/Schleiden · Bis zu 900 Flüchtlinge wohnen demnächst in ehemaligen Militärbaracken in der Nordeifel. Ihre Unterkünfte liegen direkt an der früheren Nazi-Ordensburg Vogelsang.

Die ehemalige Kaderschmiede der Nationalsozialisten heute.

Die ehemalige Kaderschmiede der Nationalsozialisten heute.

Foto: vogelsang-ip

Die Bezirksregierung Köln will Hunderte Flüchtlinge in unmittelbarer Nachbarschaft zum früheren Areal der nationalsozialistischen Ordensburg Vogelsang unterbringen. In den Gebäuden, die das belgische Militär in der Nachkriegszeit gebaut und genutzt hat, könnten bis zu 900 Menschen vorübergehend wohnen, heißt es in einer Mitteilung. Man habe die Unterkunft im Hinblick auf die Nähe zu der historisch belasteten Stätte zunächst intensiv geprüft, sie dann aber als unbedenklich eingestuft, sagte eine Sprecherin am Mittwoch.

Die 23 Bauten sollen zügig hergerichtet werden. Sie standen rund zehn Jahre lang leer. Betreiber der neuen Unterkunft wird das Deutsche Rote Kreuz. Die eingeschossigen Truppenhäuser verfügen nach Angaben der Bezirksregierung über Ölheizungen. Die sanitäre Ausstattung müsse aber nachgerüstet oder erneuert werden. Zudem benötigten die Gebäude ein Brandschutzkonzept.

Die Belegung der ersten Häuser sei eine Frage von wenigen Monaten, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Die neuen Bewohner könnten sich dann je nach ihren handwerklichen Fähigkeiten bei der Herrichtung weiterer Häuser einbringen. Das Gelände auf der sogenannten Schelde, das jetzt für Flüchtlinge vorgesehen ist, gehört der Bundesanstalt für Immobilien und wird vom Land gemietet.

Die abgelegene "NS-Ordensburg Vogelsang" in der Eifel wurde als Ausbildungszentrum für die NSDAP-Verwaltungselite gebaut. Die Gebäude und das Areal wurden bis 2005 als NATO-Truppenübungsplatz unter belgischer Hoheit genutzt. Mit millionenschweren Investitionen soll sich Vogelsang zum touristischen Bildungsort wandeln.

Der nächste Ort mit einer Einkaufsmöglichkeit ist nur mit dem Bus zu erreichen. In die umliegenden Kommunen gebe es stündlich einen Bus, teilte die Bezirksregierung mit.

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(lnw)
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