Einsatz während Obama-Besuch NRW-Polizisten sollten in Ekel-Kaserne schlafen

Hannover · Drei Einsatzhundertschaften der nordrhein-westfälischen Bereitschaftspolizei, die anlässlich des Besuches von US-Präsident Barack Obama nach Niedersachsen gereist sind, sollten in einer völlig verdreckten Kaserne bei Hameln einquartiert werden.

Verdreckte Kaserne in Hameln für NRW-Einsatzhundertschaften
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Verdreckte Kaserne in Hameln für NRW-Einsatzhundertschaften

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Foto: Polizei

Die Einrichtung, die zudem noch als Landeserstaufnahmeeinrichtung fungiert, war laut Polizei voll mit Erbrochenem, Fäkalien und Sperma auf Boden und Wänden. Matratzen, Kissen, Bettdecken und deren Bezüge waren übersäht mit Haaren, Blut und Fäkalien-Flecken, die Duschen und Toiletten völlig verdreckt. "Nach 16 Jahren Hundertschaft und unzähligen Einsätzen bin ich fassungslos was uns zugemutet wird. Hier geht es nicht um irgendwelche Befindlichkeiten, sondern um die Gesundheit der eingesetzten Polizeibeamten", sagte eine Führungskraft der NRW-Polizei.

Ein Polizist, der vor Ort war, berichtete von Fingerabdrücken an den Wänden, die ausgesehen hätten, als habe jemand Kot und Blut dort abgeschmiert. Auf dem Matratzenschoner habe er große gelbe Flecken gesehen. Aus dem Duschraum sei ihm ein bestialischer Gestank entgegengekommen, dass er sofort wieder habe umkehren müssen.

Nach fast sieben Stunden neue Unterkunft gefunden

Die Beamten, die zum Schutz des US-Präsidenten bereits am Freitag nach Niedersachsen gereist waren, übten massiven Protest an der Einsatzplanung. "Nach einem kurzen ersten Blick in die Zimmer war schnell klar, dass die Räumlichkeiten für eine Unterbringung von Polizeikräften nicht tragbar sind", sagte eine Polizist.

Es dauerte fast sieben Stunden, bis für die Polizisten mitten in der Nacht eine andere Unterbringung bei Hannover gefunden werden konnte. Viel Schlaf blieb den Beamten nicht mehr. Sie mussten schon wieder um 5.30 Uhr zum Dienst antreten.Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG), die die Missstände aufgedeckt hat, schaltete umgehend die Polizeiführung in NRW ein. Auch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) soll schon darüber informiert worden sein. "Es muss geklärt werden, wer das alles zu verantworten hat, sagte ein Leitender Polizeibeamter.

Der NRW-Vorsitzende der DPolG, Erich Rettinghaus, sagte: "Es ist nur der Intervention der Gewerkschaft zu verdanken, dass hier dringend Abhilfe geschaffen wurde. Eine derartige Unterbringung ist nicht akzeptabel, insbesondere nicht wenn diese Unterkunft auch noch vom Abteilungsleiter für annehmbar bezeichnet wird." So etwas müsse im Vorfeld besichtigt und abgestimmt werden. "NRW kann und darf sich für seine Polizeibeamten sowas vom Land Niedersachsen nicht bieten lassen", sagte Rettinghaus weiter. Niedersachsen profitiere überproportional stark von NRW, da könne man besseres verlangen. "Dass das so verhindert wurde, ist auch unserer DPolG Jugend, die vor Ort die Missstände aufgedeckt hat, zu verdanken", fügte er hinzu.

Kritik auch von der Gewerkschaft GdP

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte die Unterbringung. "Polizisten haben bei Großeinsätzen keinen Anspruch auf eine Unterbringung in einem Luxushotel, aber vollkommen verdreckte, gesundheitsgefährdende Unterkünfte sind für die Polizisten unzumutbar", sagte NRW-GdP-Vorsitzender Arnold Plickert laut der Gewerkschaft gegenüber Innenminister Jäger. Plickert fügte hinzu: "Für die skandalösen hygienischen Verhältnisse in der Hamelner Kaserne ist nicht Jäger verantwortlich, sondern das niedersächsische Innenministerium, das den Polizeieinsatz während des Obama-Besuchs geplant hat."

In Niedersachsen herrscht wegen des Besuchs von US-Präsident Barack Obama die höchste Sicherheitsstufe. Zur Unterstützung wurden deshalb drei Hundertschaften aus NRW angefordert. Die US-Präsidentenmaschine Air Force One soll um 12.30 Uhr am Flughafen Langenhagen landen. Anschließend trifft sich Barack Obama in den Herrenhäuser Gärten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Regierungschefs von Großbritannien, Italien und Frankreich.

(csh)
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