Unfälle Jäger: "Polizei zieht nach Unfall künftig Smartphones ein"

Düsseldorf · NRW-Innenminister Ralf Jäger will stärker gegen Handynutzung am Steuer vorgehen. Wenn es bei Unfällen den Verdacht gibt, dass der Fahrer sein Smartphone benutzt hat, soll die Polizei es künftig einziehen und untersuchen dürfen.

 In Nordrhein-Westfalen wird die Handynutzung bei Verkehrsunfällen mit Verletzten bzw. hohem Sachschaden seit 1998 erhoben. Seither bewegt sich deren Zahl zwischen 115 und 169.

In Nordrhein-Westfalen wird die Handynutzung bei Verkehrsunfällen mit Verletzten bzw. hohem Sachschaden seit 1998 erhoben. Seither bewegt sich deren Zahl zwischen 115 und 169.

Foto: dpa

Selbst ein kurzer Blick auf das Handy bedeute ein lebensgefährliches Risiko. Das sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger am Montag bei der Vorstellung der "Verkehrsstatistik 2014" in Düsseldorf.

Trotzdem beobachte die Polizei immer häufiger, dass Autofahrer ihre Smartphones während der Fahrt benutzen. Der Minister kündigte daher an, künftig deutlich stärker dagegen vorzugehen. Demnach soll es den Beamten erlaubt sein, Smartphones nach einem Unfall einzuziehen und auszuwerten, sofern es Hinweise darauf gibt, dass die Benutzung beim Unfall eine Rolle gespielt hat.

"Die Folgen können bei einem leichtsinnigen Verhalten sehr unangenehm sein. Das heißt konkret: Wenn bei einem Unfall mit Personenschaden der Verdacht besteht, dass der Fahrer durch das Handy abgelenkt war, wird die NRW-Polizei künftig das Handy sicherstellen und auf Anordnung der Staatsanwaltschaft auswerten, ob eine Kommunikationsverbindung zum Unfallzeitpunkt bestand", so der Minister. Dabei gehe es nicht um den Inhalt von Gesprächen, sondern um die Frage, ob zum Zeitpunkt des Unfalls eine Verbindung bestand.

In Nordrhein-Westfalen wird die Handynutzung bei Verkehrsunfällen mit Verletzten bzw. hohem Sachschaden seit 1998 erhoben. Seither bewegt sich deren Zahl zwischen 115 und 169. "Auch wenn dies nur geringe Zahlen sind, wissen wir, dass wir ein sehr großes Dunkelfeld haben. Ich begrüße daher ausdrücklich die Forderungen des jüngsten Verkehrsgerichtstages, dass diese Daten bundesweit einheitlich erhoben werden", sagte Minister Jäger. "Außerdem brauchen wir klarere rechtliche Vorschriften, die der aktuellen Entwicklung gerecht werden und das Nutzen von Mobiltelefonen im Straßenverkehr eindeutig einschränken."

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Zum ersten Mal seit 2011 gab es im vergangenen Jahr einen Anstieg der Zahl der Verkehrstoten. Auf den Straßen in NRW starben 520 Menschen. Das sind 41 mehr als 2013, ein Anstieg um 8,6 Prozent. "Zu hohe Geschwindigkeit bleibt Killer Nr. 1", erklärte Jäger weiter. Vor diesem Hintergrund werde NRW am Blitz-Marathon festhalten. Immer mehr Staaten in Europa nutzten dieses Konzept ebenfalls. Die drei häufigsten Unfallsursachen seien noch immer zu hohe Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer und Verstöße gegen die Gurtpflicht.

Aufgeschlüsselt wurden in der Statistik auch regionale Zahlen. Auf Duisburgs Straßen ereigneten sich beispielsweise im vergangenen Jahr 15.474 Verkehrsunfälle. Damit stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um rund sechs Prozent an und die positive Entwicklung der letzten Jahre setzte sich leider nicht fort.

In Düsseldorf verunglückten im vergangenen Jahr zehn Verkehrsteilnehmer tödlich, 2013 waren es sechs. Die Gesamtzahl der Unfälle ist leicht rückläufig (minus 2,2 Prozent), als besorgniserregend gilt der Anstieg der Unfälle, in die Kinder (plus 14,6 Prozent), Senioren (plus 5,3 Prozent) und Radfahrer (plus 18,4 Prozent ) verwickelt sind.

Alle 65 Minuten wird die Polizei im Kreis Viersen zu einem Verkehrsunfall gerufen, etwa alle sieben Stunden verunglückt im Kreis Viersen bei einem solchen Unfall ein Mensch.

(frin)
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