Tote Vögel in NRW Hunderte Amseln sterben an afrikanischem Virus

Düsseldorf · Vor allem in Nordrhein-Westfalen sind in den vergangenen Wochen vermehrt tote Amseln gefunden worden. Der Naturschutzbund (Nabu) geht davon aus, dass die Vögel an dem afrikanischen Usutu-Virus gestorben sind. Der Verein ruft dazu auf, kranke und tote Tiere zu melden.

 Ein afrikanisches Virus bedroht die Amsel-Population in NRW.

Ein afrikanisches Virus bedroht die Amsel-Population in NRW.

Foto: Bildagentur Zoonar GmbH/ Shutterstock.com

Rund 250 tote Vögel wurden dem Nabu seit Mitte September in NRW gemeldet. Da nur ein Bruchteil der toten Tiere gemeldet werde, deute diese eher geringe Zahl laut Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann bereits auf ein Amselsterben hin.

Schon in den Jahren 2011 und 2012 waren nach Schätzungen des Nabu bis zu 300.000 Amseln in Deutschland durch das Usutu-Virus gestorben, insgesamt gibt es in Deutschland vor der Brutzeit etwa 16 Millionen erwachsene Amseln. "Lokal ist der Bestand damals aber bis zu 70 Prozent zurückgegangen", sagt Lachmann. In den folgenden Jahren hingegen wurden kaum infizierte Vögel gefunden - bis zu diesem Jahr.

Dass sich das Virus in diesem Jahr wieder vermehrt ausbreiten konnte, hat wohl vor allem mit dem Wetter zu tun. Der milde Winter, ein nasser Frühsommer und der warme September waren ideale Bedingungen für die Mücken, die das Virus übertragen. Die neuen Ausbruchsgebiete am Niederrhein und im Aachener Raum decken sich laut Lachmann mit den in diesen Regionen besonders hohen Sommertemperaturen. Bei zu kalten Temperaturen würde das Virus absterben.

Ein anderer Faktor kommt hinzu: "Die Vögel, die die Infektion vor fünf Jahren überlebt haben, haben eine persönliche Resistenz entwickelt", sagt Lachmann. Diese Generation würde nun sterben, die nachkommenden Amsel-Generationen hätten diese Resistenz nicht. "Wir rechnen nun damit, dass das alle drei bis vier Jahre eine kleine Welle schlägt", sagt er.

Der Nabu ruft dazu auf, weiterhin tote Amseln zu melden, damit man die Ausbreitung nachvollziehen und die Krankheit verstehen könne. Auf seiner Internetseite hat er eine Anleitung dazu veröffentlicht. Kranke Tiere wirken apathisch und flüchten nicht mehr. Tote Amseln können auch an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg verschickt werden, das die Vögel auf das Usutu-Virus testet.

Es sind zwar vor allem Amseln von dem Virus betroffen, aber auch andere Vogelarten können erkranken. Laut NABU gibt es Hinweise, dass beispielsweise auch Eulen verstärkt betroffen sind. "Bei Singdrossel und Staren wurde das Virus nachgewiesen, bei in Gefangenschaft lebenden Vögeln kommt das Virus auch bei Papageien vor", sagt Lachmann.

Welche Auswirkungen das Amselsterben auf die Amselpopulation in NRW und Deutschland haben wird, ist laut Nabu bisher nicht absehbar. Nach den Virus-Ausbrüchen 2011 und 2012 hatte sich die Population auch in Gebieten, in denen die Population fast komplett zurückgegangen war, wieder erholt. "Die Amsel wird sicherlich nicht aussterben", sagt Lachmann.

(mre)
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