Bis zu 4000 Euro im Monat NRW hat die teuersten Pflegeheime

Berlin · Die Kosten für stationäre Pflege liegen in Nordrhein-Westfalen höher als in allen anderen Bundes- ländern. Ein Heimplatz in der Pflegestufe 3 kostet im Durchschnitt fast 4000 Euro pro Monat.

Die Pflegestufen im Überblick
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Foto: dapd

Pflegebedürftige in NRW müssen für einen Heimplatz in der Pflegestufe 3 im bundesweiten Vergleich am tiefsten in die Tasche greifen. Inklusive der Kosten für Investitionen, Unterkunft und Verpflegung, die die Heime neben den reinen Aufwendungen für die Pflege ebenfalls in Rechnung stellen, kostet ein Platz im Durchschnitt 3970,11 Euro im Monat. Dies geht aus einer Datenerhebung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) hervor.

Mit Beginn des Jahres sind die Pflegesätze in allen Stufen zwar gestiegen, die Heimkosten kann die Pflegeversicherung allerdings bei weitem nicht abdecken. Derzeit erhalten Pflegebedürftige der Stufe 3 monatlich 1612 Euro, in Härtefällen 1995 Euro. Die Finanzierungslücke von mehr als 2000 Euro pro Monat müssen die pflegebedürftigen Senioren aus ihrer Rente oder ihrem Vermögen bestreiten. Reicht dies nicht, werden die Kinder zur Kasse gebeten oder die Sozialhilfe muss einspringen. Auf die Frage, warum ausgerechnet in NRW die Kosten für Heimplätze so hoch sind, verwies das NRW-Gesundheitsministerium auf höhere Personalkosten durch bessere Bezahlung und mehr tariflich gebundene Heime in gemeinnütziger Trägerschaft wie der Caritas oder der Diakonie.

Die Rechnungsstellung der Heime gilt allerdings als wenig transparent. Um dem entgegenzuwirken, erließ NRW 2014 eine Neuregelung für die Berechnung von Investitionskosten. Nun könnten keine Pauschalen mehr abgerechnet werden, sondern nur noch die tatsächlichen Investitionen, betonte ein Ministeriumssprecher.

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Die vor 20 Jahren eingeführte Pflegeversicherung war nie als Rundum-Schutz gedacht. Allerdings steigen die Heimkosten schneller als die Pflegesätze. Allein im vergangenen Jahr verteuerte sich der Heimplatz in NRW durchschnittlich um 66,32 Euro, wie aus den PKV-Daten hervorgeht. "Im Ernstfall bleibt also eine Pflegelücke, die mehrere Tausend Euro im Monat betragen kann", sagt Verbandsdirektor Volker Leienbach und rät - nicht überraschend - zu mehr privater Vorsorge. Dem widerspricht die SPD-Pflegeexpertin Hilde Mattheis: "Die Privatversicherung ist nicht die Lösung. Die steigenden Kosten müssen über das gute alte Umlagesystem aufgefangen werden." Mattheis wirbt für die SPD-Idee einer Bürgerversicherung, in die auch die bisher privat Versicherten einzahlen müssten.

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Dass der Trend steigender Kosten in der Pflege anhalten wird, bestreitet kein Experte. "Gute Pflege wird in einer älter werdenden Gesellschaft immer teurer werden", sagt CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn. Seine Lösung: "Wir müssen privat, aber auch als Gesellschaft noch viel mehr vorsorgen." In diesem Zusammenhang verwies Spahn auf eine neue Rücklage in der Pflegeversicherung, die ab diesem Jahr mit 1,2 Milliarden Euro jährlich aus Beitragsmitteln finanziert werden soll. Genutzt werden soll die Rücklage, wenn die Babyboomer-Jahrgänge ins Pflegealter kommen. Den Trend zu höheren Kosten wird sie aber auch nicht auffangen können.

(qua)
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