Messerattacke auf Andreas Hollstein Der Bürgermeister, der Flüchtlinge in seine Stadt einlud

Altena · Die Politik von Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein ist umstritten. Der 54-Jährige setzt auf Integration, nahm deshalb weit mehr Flüchtlinge auf als ursprünglich vorgesehen. Seine Kleinstadt wurde dafür sogar von der Kanzlerin ausgezeichnet.

Andreas Hollstein: Angriff auf Bürgermeister von Altena
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Messer-Angriff auf den Bürgermeister von Altena

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Foto: dpa, hjb

Der Angreifer, der den Bürgermeister der Kleinstadt Altena im Sauerland am Montagabend mit einem Messer verletzt hat, soll Andreas Hollstein zuvor lautstark kritisiert und beschimpft haben. Eine Attacke aus Protest? Möglicherweise. Denn Hollsteins Politik der Integration fand in den vergangenen Jahren nicht nur Fürsprecher.

Der 54-Jährige setzt sich in seiner Kleinstadt engagiert für die Eingliederung von Flüchtlingen in die Gesellschaft ein. Freiwillig nahm die Kommune mit gerade einmal 18.000 Einwohnern in den vergangenen zwei Jahren mehr Flüchtlinge auf als vorgesehen, richtete Bildungsangebote und Sprachkurse ein, schuf zusätzlichen Wohnraum. Ehrenamtliche "Kümmerer" betreuten die Neuankömmlingen in ihrem Alltag.

Hollstein, der schon seit 1999 Bürgermeister von Altena ist, sieht Flüchtlinge nicht als Last, sondern als Chance. Seine Stadt hatte in den 70er Jahren große Teile seiner Metallindustrie sowie etliche Arbeitsplätze verloren. Mehr als 14.000 Einwohner zogen aus Altena weg. Mit Beginn des Flüchtlingsstroms im Jahr 2015 lud der Bürgermeister daher Flüchtlinge ein, nach Altena zu kommen. Es kamen damals rund 100 mehr, als die Stadt hätte aufnehmen müssen - insgesamt rund 370 Asylbewerber.

Altena galt deutschlandweit als Vorzeigebeispiel, auch für die Kanzlerin, die Andreas Hollstein im Mai dieses Jahres für seine Flüchtlingspolitik mit dem Nationalen Integrationspreis auszeichnete. "Wir sind überzeugt, dass Integration da am besten gelingt, wo Menschen sich gegenseitig aufeinander einlassen", sagte Angela Merkel damals. Der CDU-Bürgermeister erwiderte: "Ich glaube, wir kriegen Deutschland in eine gute Zukunft geführt - und die ist bunt."

Auch wenn es im vergangenen Jahr häufiger zu Anfeindungen, Drohungen und sogar einem Brandanschlag auf ein Haus mit syrischen Flüchtlingen kam - Andreas Hollstein sieht Altena und viel andere Städte in NRW bereits auf einem guten Weg. Auch wenn Integration Zeit brauche: Ich glaube, es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die uns sicherlich noch Jahre beschäftigen wird", sagte der 54-Jährige im Mai. Die positiven Veränderungen in seiner Stadt seinen jedoch bereits jetzt unübersehbar.

(mro)
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