Drogenfunde bei Fahrzeugkontrollen Mafia schleust Kokain durch NRW

Düsseldorf/Kleve · Die Bundespolizei entdeckt bei Fahrzeugkontrollen entlang der deutsch-niederländischen Grenze immer häufiger große Mengen Kokain. Die Drogen stammen aus Südamerika. NRW gilt für die Kuriere als Durchreiseland.

Die Kriminellen verstecken die Drogen in allen möglichen Hohlräumen der Autos. In diesem Fall fand die Polizei in einem Fahrzeug Kokain hinter dem Armaturenbrett.

Die Kriminellen verstecken die Drogen in allen möglichen Hohlräumen der Autos. In diesem Fall fand die Polizei in einem Fahrzeug Kokain hinter dem Armaturenbrett.

Foto: Polizei

Die Bundesstraße 58 von Venlo bis Langenberg gilt bei Drogenkurieren als beliebte Schmuggelroute. Über den Weg werden jährlich Hunderte Kilogramm Kokain in Autos ins Land gebracht. Wie viele Drogen es genau sind, können die Fahnder nicht sagen. "Was wir entdecken, ist nur die sehr schmale Spitze des Eisbergs", sagt Uwe Eßelborn von der zuständigen Bundespolizeiinspektion Kleve. So wie der Fund am vergangenen Sonntagnachmittag, als seine Kollegen bei einer Kontrolle auf der B58 bei Straelen in einem Wagen 12,25 Kilogramm Kokain im Straßenverkaufswert von 841.000 Euro sichergestellt haben. Versteckt gewesen sind die Betäubungsmittel in einem präparierten Hohlraum unter der Reserveradmulde. Der Fahrer, ein 23-jähriger Deutscher aus Stuttgart, befindet sich in Untersuchungshaft. "Der ist mit Sicherheit nicht der Besitzer der Drogen, sondern nur der Kurier", sagt Eßelborn.

Die Bundespolizei entdeckt in der deutsch-niederländischen Grenzregion in den vergangenen Monaten immer häufiger größere Mengen an Kokain in Autos. "Das nimmt deutlich zu", sagt Eßelborn. So fand die Bundespolizei vor kurzem auch auf der A61 am Niederrhein 15,5 Kilogramm Kokain im Fahrzeug eines 31-jährigen Albaners.

Das weiße Pulver, da sind sich die Ermittler einig, stammt zu größten Teilen aus Südamerika. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) gelangen die Drogen vor allem über die Häfen Rotterdam und Antwerpen nach Europa und von dort aus dann auch auf den deutschen Markt. In NRW gilt Düsseldorf als Hochburg von Kokain-Konsumenten. Geschmuggelt wird der Stoff in großen Containerschiffen, deren Besatzung darüber in der Regel keine Kenntnis besitzt. NRW und Deutschland fungieren für die Kokainkuriere aber in erster Linie als Transitland. Die Bestimmungsorte sind vor allem Ost- und Südeuropa - insbesondere Italien. Auch der bei Straelen gestoppte Kurier soll auf den Weg dorthin gewesen sein. In Europa ist das Kokain-Geschäft fest in der Hand der italienischen 'Ndrangheta, der kalabrischen Mafia, die auch in NRW sehr aktiv ist, vor allem im westlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein.

Aus dem aktuellen Lagebild "Organisierte Kriminalität" (OK) des Landeskriminalamtes geht hervor, dass in mehr als der Hälfte aller OK-Verfahren die Hauptaktivitäten der kriminellen Gruppierungen im Kriminalitätsbereich des Rauschgifthandels und -schmuggels liegen. Der internationale Handel mit Kokain dominiert demnach mit 18 Verfahren, gefolgt vom Handel mit Cannabisprodukten (acht) und Heroin (vier). Im vergangenen Jahr ermittelte das LKA in dem Zusammenhang gemeinsam mit den Polizeibehörden Bochum, Dortmund und Köln gegen fünf kriminelle Gruppierungen, die der italienischen Mafia zugeordnet werden. "Lukrativer Schwerpunkt der illegalen Aktivitäten ist der internationale Handel mit Kokain, eng verwoben mit Geldwäschehandlungen, um die Gelder zu legalisieren", heißt es in dem Lagebericht.

Der Drogenschmuggel an sich ist jedoch ein klassisches Kontrolldelikt und fällt damit in die Zuständigkeit der Bundesspolizei und des Zolls. "Das heißt natürlich: Je häufiger wir kontrollieren, desto mehr finden wir", sagt Eßelborn. Seit die europäischen Binnengrenzen offen sind, gleiche der Kampf gegen die Drogenschmuggler dem gegen Windmühlen. "Wir können vielleicht pro Schicht 20 bis 30 Autos kontrollieren. In unserem Zuständigkeitsgebiet fahren aber allein täglich bis zu 300.000 Fahrzeuge", sagt Eßelborn.

In Polizeikreisen heißt es, dass dem Kampf gegen die Drogenkriminalität an den Grenzen bewusst keine große Bedeutung mehr zugemessen werde. "Die Kapazitäten sind begrenzt. Terrorabwehr und der Kampf gegen Einbrecherbanden ist vielen wichtiger und geht vor. Das ist auch immer eine politische Entscheidung", sagt ein Drogenfahnder. Das hieße aber nicht, dass man das Feld kampflos den Kriminellen überlassen würde. Christian Seipenbusch vom Zollfahndungsamt Essen sagt dazu, dass man in den vergangenen drei Jahren immerhin rund 750 Kilogramm Kokain sichergestellt habe - dieses Jahr nicht eingerechnet.

(csh)
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