Verein Adler Hohenheide bei Unna Lesbisches Königspaar regiert in Fröndenberg

Fröndenberg · Erstmals in der Geschichte des kleinen Schützenvereins in Fröndenberg ist ein lesbisches Schützenköniginnenpaar vorgestellt worden. Königin Jennifer Wegfraß hat sich den Vogelschuss zuvor gut überlegt.

 Schützenkönigin Jennifer Wegfraß mit ihrer Königin Anke.

Schützenkönigin Jennifer Wegfraß mit ihrer Königin Anke.

Foto: Julian Bonnekoh

Ihre Stimmen sind noch belegt und klingen rau, ganz so, als hätten sie ein ordentliches Wochenende im Schützentrubel hinter sich. Und genau so ist es auch bei Jennifer Wegfraß (28) und ihrer Freundin Anke Mannertz (33). Die beiden Frauen aus Fröndenberg in der Nähe von Unna feierten beim Schützenfest ihres Vereins "Adler Hohenheide" jedoch nicht als normale Teilnehmer, sondern als Königin und Königin. Sie sind das erste lesbische Königspaar in diesem Verein.

Seit 17 Jahren ist Wegfraß bereits Mitglied im Schützenverein "Adler Hohenheide". In dem kleinen Dorf habe es für junge Leute nicht viele Alternativen für die Freizeitgestaltung gegeben, sagt sie. "Entweder ging man in einen Sportverein, zur Feuerwehr oder in den Schützenverein", erinnert sich die heute 28-Jährige. Da bereits ihre Familie im Schützenwesen aktiv war, fiel der Erzieherin die Wahl nicht schwer.

 Jennifer Wegfraß und ihre Lebensgefährtin Anke umgeben von den Schützen ihres Vereins.

Jennifer Wegfraß und ihre Lebensgefährtin Anke umgeben von den Schützen ihres Vereins.

Foto: Julian Bonnekoh

Am späten Freitagabend wurde dann wahr, was für viele Schützen ein großer Traum ist: Mit dem 140. Schuss holte Wegfraß den Vogel herunter und wurde damit Schützenkönigin. Dass eine Frau den Vogel abschießt kommt zwar selten vor, aber das kannte man bereits aus vergangenen Jahren. Im Gegensatz zu Wegfraß hatten die früheren Königinnen aber einen König an ihrer Seite.

Die Entscheidung, den Vogel herunterzuholen, traf Wegfraß mit ihrer Lebensgefährtin wohlüberlegt. "Wir haben darüber gesprochen, dass es passieren könnte und was das bedeuten würde", sagt die 28-Jährige. Es habe im Vorfeld einige "kritische Stimmen" deswegen gegeben, aber der Großteil des Dorfes und der Verein stünden hinter dem lesbischen Paar, sagt Wegfraß.

"Ich hoffe, dass die Leute sehen, dass es auch anders geht und dass man sich einfach mal etwas trauen muss", sagt die Erzieherin. "Nur weil man lesbisch oder schwul ist, ist man deswegen doch kein anderer Mensch."

Nicht nur die Tatsache, dass Wegfraß und Mannertz das erste lesbische Königspaar in der Geschichte des Vereins sind, ist außergewöhnlich. Auch die Art, wie die Königin ihren Schützenschmuck trägt, sieht man nicht alle Tage: Statt wie üblich sich das Silber um den Hals zu hängen, drapierte die 28-Jährige den Schmuck kurzerhand als Gürtel um ihre Hüfte. "Sonst hätte der Schmuck einfach nicht zum Kleid gepasst", sagt Wegfraß mit einem Augenzwinkern.

Der Verein postete stolz ein Bild der beiden Schützenköniginnen auf seinem Facebook-Profil. Bereits 455 haben darunter auf "Gefällt mir" geklickt. Auch die Kommentare sind durchweg positiv: "Sehr, sehr cool! Warum auch nicht. Hauptsache ihr habt Spaß", schreibt ein Nutzer.

Beim Schützentreffen im vergangenen März öffnete sich das Schützenwesen offiziell für Andersgläubige, vor allem Muslime, und für Homosexuelle. Noch 2012 hatte der Beschluss Bestand, dass ein Königspaar aus einem Mann und einer Frau bestehen muss. Dieser wurde 2017 gekippt.

(skr)
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