Kriminalität in NRW Zehn rechtsradikale Straftaten pro Tag

Düsseldorf · Dortmund, Köln, Wuppertal und Düsseldorf waren 2017 die NRW-Hochburgen rechtsradikaler Täter. Insgesamt ist die Zahl gesunken.

 Polizist nimmt Verdächtigen fest. (Symbolbild)

Polizist nimmt Verdächtigen fest. (Symbolbild)

Foto: AP, AP

2017 wurden in NRW im Schnitt zehn rechtsradikal motivierte Straftaten pro Tag verübt. Mit 3764 lag die Jahreszahl knapp zwanzig Prozent unter der des Vorjahres (4700). Damit ist die Zahl der rechtsradikalen Delikte in NRW erstmals seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 wieder rückläufig, liegt aber immer noch deutlich über dem Niveau von 2014 (3286).

Das geht aus einer internen Auswertung des NRW-Innenministeriums hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Neben der Messerattacke im November auf den Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein, verzeichneten die Sicherheitsbehörden im vergangenen Jahr 14 Brand- und Sprengstoffdelikte mit rechtsradikalem Hintergrund. Insgesamt wurden landesweit 206 rechtsradikale Gewaltdelikte gezählt (zum Vergleich: inklusive der nicht politisch motivierten Taten gab es 2017 landesweit 46.654 Gewaltdelikte).

Den größten Teil der Straftaten (2062) machten die Verwendung oder Verbreitung rechtsradikaler Propagandamittel und Kennzeichen. Zahlen zu linksextremistischen Gewalttaten in NRW liegen für 2017 noch nicht vor. Die Orte mit den meisten Straftaten von Rechts haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert.

Es waren Dortmund (250), Köln (220), Wuppertal (188), Düsseldorf (171), Essen (148) Duisburg (122) und die Städteregion Aachen (120). 294 der Taten hatten einen antisemitischen Hintergrund, 239 waren islamfeindlich und 121 richteten sich gegen Flüchtlinge. Die Sicherheitsexpertin der Grünen im NRW-Landtag, Verena Schäffer, hatte die Daten vom Innenministerium angefordert. Sie sagte gestern: "Im Jahr 2017 wurde an mehr als jedem zweiten Tag ein Mensch Opfer einer rechtsextremen Straftat, das muss uns wachsam halten."

Im Bundesvergleich der politisch motivierten Gewalttaten liege NRW seit Jahren im Mittelfeld. Schäffers Forderung: "Unter Rot-Grün haben wir die Beratungsstrukturen gegen Rechtsextremismus deutlich gestärkt. CDU und FDP müssen diese Förderung beibehalten."

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte unserer Redaktion: "Die rechtsextremistisch motivierten Straftaten sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Trotzdem ist die neue Statistik kein Grund für Entwarnung. Die Zahlen sind leider immer noch auf relativ hohem Niveau."

Der Berliner Extremismus-Experte Hajo Funke sagt, es werde noch lange dauern, bis die Zahlen wieder auf das Niveau von 2014 sinken. "Wenn sich solche rechtsradikalen Nester erst einmal etabliert haben, ist es schwierig, sie wieder loszuwerden", so Funke. Er sieht eine wesentliche Ursache des 2015 plötzlich erstarkten Rechtsradikalismus in der "damals aufblühenden Pegida-Bewegung, während zeitgleich die Radikalisierung der AfD einsetzte".

Der Rat des Wissenschaftlers: "Rechtsradikale Gruppen müssen vor Ort so schnell wie möglich in einer abgestimmten Aktion von Polizei, Justiz, Öffentlichkeit und Lokalpolitik ausgebremst werden."

(tor)
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