Schwedische Königin in Mönchengladbach "Lassen Sie die Kinder nicht allein!"

Düsseldorf · Schwedens Königin Silvia hat sich am Dienstag bei der Verleihung des Benediktpreises in Mönchengladbach für mehr soziales Engagement in der Gesellschaft ausgesprochen. Zuvor besuchte sie den Landtag in Düsseldorf.

Mönchengladbach: Königin Silvia zu Besuch
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Königin Silvia zu Besuch in Mönchengladbach

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Foto: Hans-Peter Reichartz

Mit sehr persönlichen Worten bedankte sich Königin Silvia am Abend in Mönchengladbach für die Verleihung des Benediktpreises. So erzählte sie von ihrer an Demenz erkrankten Mutter, die am Ende 18 Tabletten täglich einnehmen musste. "Es war entmutigend zu sehen, wie unsicher und kraftlos sie den ganzen Tag über war", sagte die Monarchin. Kein Arzt habe sich für sie eingesetzt - das sei ein Anstoß für sie gewesen, sich des Themas Demenz anzunehmen. Für dieses karitative Engagement und ihren Einsatz für schwache und gefährdete Menschen an den Rändern der Gesellschaft wurde sie ausgezeichnet.

"Ihre Arbeit ist ein wunderbares Statement in einer schwierigen Zeit", sagte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Laudatio. "Ihr reichhaltiges karitatives Lebenswerk ist hochmodern, ganzheitlich, nachhaltig und global vernetzt." In der Begründung zur Preisverleihung heißt es, dass die Königin ein Vorbild weit über das Königreich Schweden hinaus für gelebte soziale Verantwortung sei. Tatsächlich ist die dreifache Mutter und fünffache Großmutter Schirmherrin zahlreicher Stiftungen. 1999 gründete sie die World Childhood Foundation, um die Lebensbedingungen für benachteiligte Jungen und Mädchen zu verbessern.

In ihrer Rede sagte die Königin, es brauche wenig, Kindern zu helfen, es reiche eine stützende und schützende Hand. "Hören Sie zu, greifen Sie ein, lassen Sie Kinder nicht alleine", sagte die 72-Jährige. Und sie appellierte an die Gäste: "Sie alle können die Welt ändern."

Am Rande der Verleihung kam es auch zur Begegnung der Königin mit der Mönchengladbacherin Helga Heine. Die beiden Frauen hatten 1972 bei den Olympischen Spielen in München als Hostessen gearbeitet. "Selbstverständlich kann ich mich an die gemeinsame Zeit erinnern", sagte Königin Silvia und begrüßte Helga Heine sehr herzlich.

Zuvor hatte die Königin dem Düsseldorfer Landtag einen Besuch abgestattet. Die in einem blauen Kostüm gekleidete Monarchin wurde von der - protokollarisch gesehen - Nummer eins in NRW, Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD), begrüßt. Viele Menschen in NRW seien stolz, dass Schweden eine Königin mit deutschen Wurzeln habe, sagte Gödecke. Dazu muss man wissen: Silvia, die 1943 in Heidelberg geboren wurde, hat 1963 ihr Abitur am Düsseldorfer Luisen-Gymnasium abgelegt. Nach Gödecke reichte ihr Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) die Hand zur Begrüßung. Für sie ist die Königin wegen ihrer langjährigen Unterstützung von hilfsbedürftigen Menschen ein "großes Vorbild". Im Plenarsaal warteten aufgeregte Schüler aus Köln und dem bergischen Burscheid. Die zehnjährige Helin Altas aus Köln traute sich dann auch, der 72-Jährigen eine Frage zu stellen: "Ist das schwer, eine Königin zu sein?" Dass dabei die korrekte Anrede "Eure Majestät" fehlt, störte den hohen Gast nicht.

Bevor sich die Königin ihnen zuwandte, trug sie sich ins Goldene Buch des Landtags ein. "Ich freue mich, wieder in Düsseldorf zu sein", schrieb sie und fügte nicht ganz richtig hinzu: "Meine besten Wünschen." Sie zeichnete schlicht mit "Silvia". Dann waren die Schulkinder an der Reihe. Ein Mädchen mit Namen Selma fragt sie, ob es ihr als Königin "Spaß" mache. Wieder lächelt die Königin. Ja, sagt sie auf Deutsch, aber manchmal sei es doch ein bisschen anstrengend.

An ihre Zeit in Düsseldorf kann sich die Monarchin noch gut erinnern, erzählte sie bei ihrer Rede in Mönchengladbach. Sie denke gerne etwa an den Karneval, die Altstadt und an die Schneider-Wibbel-Gasse zurück, sagte sie, und wie sie mit dem Fahrrad zur Schule gefahren sei. Zehn Jahre habe sie dort gelebt, und das seien "sehr schöne Jahre" gewesen.

(RP)
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