Nur jeder vierte Baum ohne Schäden Klimawandel macht Wald in NRW zu schaffen

Düsseldorf · Der Wald in Nordrhein-Westfalen ist alles andere als gesund. Gerade mal knapp jeder vierte Baum ist ohne Schäden. Ein Negativrekord. Die Folgen des Klimawandels sind unübersehbar.

Steckbriefe: Wälder in der Region
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Die Folgen des Klimawandels setzen dem Wald in Nordrhein-Westfalen schwer zu. Mit nur noch 23 Prozent ist gerade mal knapp jeder vierte Baum in NRW ohne Schäden. "Dieser Wert ist ein Allzeittief" sagte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Freitag bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2014 in Düsseldorf.
Inzwischen weisen 36 Prozent der Bäume eine deutliche Schädigung auf - eine starke "Verlichtung", also Nadel- oder Blattverlust. Und 41 Prozent werden als schwach geschädigt eingestuft. Zu Beginn der ersten Erhebung vor 30 Jahren waren noch 59 Prozent der Bäume gesund.

Wetterextreme infolge des Klimawandels machten dem Wald heute stärker zu schaffen als Schadstoffbelastung und saurer Regen, betonte Remmel.
Die Erhebungen seien als Reaktion auf das damals diskutierte Waldsterben 1984 eingeführt worden - und seitdem habe sich der Zustand stetig verschlechtert.

Im Einzelnen zeigt sich bei den vier wichtigsten Baumarten: 55 Prozent der Buchen sind deutlich geschädigt, nur noch zwölf Prozent gelten als völlig gesund. Auch die Eiche hat erneut gelitten - lediglich 15 Prozent sind ohne Schäden, bei 48 Prozent zeigt sich dagegen eine deutliche Verlichtung der Baumkrone. Ebenso gibt es keine Entwarnung für die Kiefer - nur 16 Prozent gelten als gesund - und auch nicht für die Fichte mit einem ungeschädigten Anteil von noch 27 Prozent.

Zu den Ursachen für die negative Entwicklung gehört laut Andreas Wiebe, Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz, die Versauerung tieferer Bodenschichten als Altlast. Besonders stark unter Stress geraten die Bäume durch die Klimaveränderungen mit einem immer wärmeren und trockeneren Klima in der Hauptvegetationszeit. Eine außergewöhnlich hohe Luftfeuchtigkeit hat zudem Pilzinfektionen auf Blättern und jungen Trieben gedeihen lassen. Stürme und der Orkan Ela fügten dem Wald weitere Wunden zu.

Wiebe betonte, man habe aber auch Erfolge zu verzeichnen auf dem Weg zu einem Umbau des Waldes. Neben dem Ziel, die Fläche insgesamt weiter zu erhöhen, sollen die Bestände stärker durchmischt werden, um das Risiko zu verringern. Das gelte in Hinblick auf die Baumarten - etwa zum Schutz der anfälligen "Hochrisiko-Baumart" Fichte. Aber ebenso bei der Zusammensetzung nach Alter. Bei Stürmen könnten jüngere Bäume durch älteren Baumbestand abgesichert werden. Auch für die rund 160 000 privaten Waldbesitzer sei eine solche Risikominimierung von Interesse, sagte Wiebe.

Ein Viertel der NRW-Landesfläche ist von Wald bedeckt, der sich zu etwa zwei Dritteln im Privatbesitz befindet. Wälder sind wichtig als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Erholungsgebiet und als Produktionsstätte für den Rohstoff Holz.

(lnw)
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