Hilferuf eines Händlers Bummeln kostet bei einem Essener zwei Euro

Essen · Ein Essener Händler probiert ein neues Konzept aus: Zwei Euro Eintritt müssen bei ihm jetzt diejenigen bezahlen, die "nur bummeln" und nichts kaufen wollen. Michael Pütz versteht die Aktion als eine Art Protest gegen die immer uniformer werdenden Einkaufsstraßen in Großstädten. Und für die kleineren Geschäfte, die dabei auf der Strecke bleiben.

 Im Laden "ideenreich" in der Kapuzinergasse in Essen ist Bummeln jetzt nicht mehr umsonst.

Im Laden "ideenreich" in der Kapuzinergasse in Essen ist Bummeln jetzt nicht mehr umsonst.

Foto: Facebook

Michael Pütz möchte mit Menschen, die sein Geschäft "ideenreich" in der Essener Innenstadt betreten, reden. Sie beraten. Der Händler verkauft dort unter anderem Geschirr, Dekoartikel, Fußmatten. Aber auch Unikate und Eigenprodukte.

Er versteht sein Expertenwissen und seinen Ideenreichtum im eigenen Laden als eine Dienstleistung, die von der Gesellschaft zu wenig wertgeschätzt wird. "Die Menschen reden immer weniger", sagt er.

Viele Bummler, wenig Einnahmen

Und sie kaufen auch nicht, sie bummeln nur. Bezeichnend dafür ist eine Hochrechnung, die Pütz vergangenen Freitag machte. Um 16 Uhr hatten etwa 50 potenzielle Kunden seinen Laden betreten, in der Kasse hatte Pütz anschließend 12,50 Euro.

Noch am selben Tag klebte Pütz eine Nachricht an seine Ladentür: "Nur bummeln kostet ab sofort 2 Euro pro Person, natürlich werden diese mit ihrem Einkauf verrechnet!" Weiter heißt es: "Wir haben mittlerweile auch unser Atelier hier und arbeiten eben auch im Laden, sonst wäre das ideenreich überhaupt nicht mehr finanzierbar, daher bitte haben Sie Verständnis für diesen ungewöhnlichen, aber notwendigen Schritt."

+++++++ ideenreich aktuell +++++++fast 16 uhr nach ca. 50 kunden im laden 12,50 euro in der kasse,daher werde ich...

Negative Kommentare, verständnisvolle Kunden

Das Schild postete er auch auf Facebook. Er sei überrascht, wie viele Menschen negative Kommentare unter den Post geschrieben hätten, sagt Pütz. Auf der anderen Seite würden viele Menschen bedauern, wenn die kleineren Läden in den Großstädten nicht überleben können und die Innenstädte dadurch immer uniformer werden, da nur noch die großen Ketten überleben. "Da muss man sich doch mal überlegen, warum das so ist und was wir mit unseren Städten machen", so Pütz. Es gebe außerdem viele Designmärkte und Flohmärkte, bei denen Besucher auch Eintritt bezahlen müssten.

Im Laden macht er eine andere Erfahrung: "Wenn man mit den Menschen redet und ihnen erklärt, warum das notwendig ist, verstehen sie das auch." Es habe natürlich auch Menschen gegeben, die das Geschäft wieder verlassen hätten.

"ideenreich" gibt es nicht mehr lange

Lange kann der Händler seinen Laden nach eigenen Angaben trotz der Gebühr nicht mehr halten. Die Miete sei sehr hoch, die Einnahmen zu gering. "Als kleiner Laden kann man es nicht mehr schaffen", sagt er. Ihm ist es wichtig, zu betonen, dass "es nicht mein Problem ist, dass die Welt sich so entwickelt", sagt Pütz und meint damit, dass immer mehr Menschen online einkaufen. "Ich werde mich auch weiterentwickeln und ein neues Konzept finden, das für mich funktioniert."

Der Eintritt ist als Test gedacht, und Pütz besteht nicht darauf. "Ich hänge das Schild nur dann auf, wenn ich im Atelier produziere", sagt er. Auch Stammgäste oder Menschen, die eine Frage haben, müssten die zwei Euro nicht bezahlen. Und er verrechne den Eintritt auch dann noch, wenn Kunden nach einer Woche in sein Geschäft zurückkehren und sich zum Kauf entscheiden. Es gehe nicht so sehr um den Betrag sondern um die Botschaft, die dahinter steckt, sagt Pütz.

(tak)
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