Idee aus Datteln Parken, solange es rieselt

Datteln · Als erste Stadt in NRW will Datteln eine Parksanduhr für Kurzparker einführen. Zehn Minuten könnten Autofahrer damit kostenfrei ihren Wagen abstellen. Ein Parkschein entfiele. Doch das NRW-Verkehrsministerium will das verhindern.

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In Datteln können sich Kurzparker möglicherweise schon bald den lästigen Weg zum Parkautomaten sparen. Schluss wäre dann auch mit der manchmal mühsamen Suche nach passendem Kleingeld für das Ticket. Bis zu zehn Minuten sollen Autofahrer in der Kleinstadt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets in Zukunft kostenfrei parken können - oder solange der Sand rieselt. Denn anstelle eines Parkscheins sollen die Autofahrer nach Willen der Stadt eine Sanduhr an der Seitenscheibe ihres Fahrzeugs mit einem Saugnapf befestigen. "Wer zum Beispiel nur kurz zum Bäcker oder zur Apotheke will, dreht die Sanduhr um", erklärt ein Sprecher der Stadt. "Solange Sand durch die Uhr nach unten rieselt, bekommt man kein Knöllchen", betont er.

Sanduhren sollen zwei Euro kosten

Die Idee dazu hatte die örtliche CDU-Fraktion. Ein entsprechender Antrag passierte am vergangenen Donnerstag einstimmig den Stadtrat. Nur der Bürgermeister enthielt sich seiner Stimme. Datteln wäre die erste Stadt in NRW, die eine Parksanduhr einführen würde. Die Sanduhren wären dann zum Preis von zwei Euro bei der Stadt zu erhalten. Die Parkplätze, an denen diese dann gelten, würden mit speziellen Symbolen gekennzeichnet.

Doch noch ist es nicht so weit. Denn der Vorstoß hat das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium auf den Plan gerufen. Und das hält gar nichts von dieser Idee. Mit einem Erlass unterbindet das Ministerium von Michael Groschek (SPD) den Dattelnern die Einführung der Sanduhren für Kurzparker auf allen öffentlichen, gebührenpflichtigen Parkplätzen. Die für Datteln zuständige Bezirksregierung Münster sieht in den Sanduhren sogar die Gefahr eines Verstoßes gegen das Grundgesetz, weil nicht ortsansässige Verkehrsteilnehmer, die nicht über eine solche Sanduhr verfügen, benachteiligt würden.

Datteln will kämpfen

Doch so schnell will man in Datteln nicht aufgeben. "Die Angelegenheit ist längst nicht vom Tisch. Wir sind noch in der Prüfung", sagte der Stadtsprecher. In anderen Bundesländern sei das schließlich auch möglich - wie zum Beispiel in der Gemeinde Kirchheim unter Teck in Baden-Württemberg, 25 Kilometer südöstlich von Stuttgart gelegen. Anders als in NRW wird die Sanduhr dort vom Verkehrsministerium geduldet. Schon seit 2013 legen sich die Kirchheimer die Uhr an die Seitenscheibe. Ein Erfolgsmodell, wie die dortige Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker sagt. Man erhielt dafür sogar den "Best-Practice-Preis" vom Bund der Selbständigen (BdS) verliehen.

Ähnlich wie in Datteln liegt man auch im sächsischen Mittweida wegen der Parksanduhr mit dem Land im Clinch. Doch nach zähen Verhandlungen gewährte das dortige Landesamt für Straßenbau und Verkehr bislang zumindest eine befristete Nutzung der Sanduhren bis Mitte des Jahres. "Aus unserer Sicht hat die Parksanduhr einen positiven Effekt für die Innenstadt, sie wird gut angenommen, und die Geschäfte berichten von mehr Kundschaft," erklärte der dortige Oberbürgermeister Ralf Schreiber. "Aber wir wissen, dass wir perspektivisch eine rechtlich besser abgesicherte Lösung brauchen", sagte er.

Datteln hofft auf Testphase

Auf eine solche befristete Testphase hofft man auch in Datteln. Denn vom Vorschlag des Ministeriums, stattdessen eine "Brötchen-Taste" einzuführen, hält man nichts. "Darauf verzichten wir", sagte Dattelns Bürgermeister André Dora. Ein Parkticket mit einer sogenannten ,Brötchentaste' zu ziehen, ist in vielen Städten in NRW gängige Praxis. An ausgewählten Parkautomaten erhalten Autofahrer einen Parkschein, mit dem sie über einen kurzen Zeitraum kostenfrei auf öffentlichen Parkplätzen parken können.

Unter anderem Langenfeld und Bad Honnef zählen zu den Orten, in denen Autofahrer in bestimmten Stadtteilen ein derartiges Angebot finden. Die kostenfreie Parkzeit beträgt dort 15 Minuten. In Wesel ist dieser Zeitraum auf 30 Minuten festgesetzt. In der Kölner Altstadt wird das kostenfreie Parken mit einem Pilotprojekt getestet. Gegen eine Abschaffung der ,Brötchentaste' stimmte der Rat der Stadt Bonn im Juni. Die Verwaltung hatte die Abschaffung empfohlen, weil die Taste durch mehrfaches Ziehen eines Tickets missbraucht worden war. Als ,Stadt ohne Parkgebühren' vermarktete sich bisher die Stadt Meerbusch, doch auch dort hat die Politik beschlossen, Parkgebühren einzuführen.

(RP)
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