Bahnunfall Bergung des entgleisten ICE in Dortmund gestaltet sich schwierig

Düsseldorf · Nach dem ICE-Unfall am Dortmunder Hauptbahnhof am Montagabend laufen am Dienstag die Bergungsarbeiten. Mehrere Spezialkräne sind im Einsatz, doch der Abtransport des beschädigten Zuges gestaltet sich schwierig. Bahnreisende müssen weiter mit erheblichen Beeinträchtigungen rechnen.

Entgleister ICE am Hauptbahnhof Dortmund wird geborgen
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Entgleister ICE in Dortmund wird geborgen

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Foto: dpa, bt vge

Für die Bergung des beschädigten ICE wurden zwei Spezialkräne zur Unfallstelle gebracht, mehrere Techniker sind vor Ort. Einer der Kranzüge ist extra aus Leipzig nach Dortmund gebracht worden.

Um den Zug von den Gleisen bergen zu können, wurden der vordere und der hintere Teil voneinander abgekoppelt. Gegen 14 Uhr hatte eine Diesellok den vorderen Teil des ICE abgeschleppt. Er verließ den Hauptbahnhof in Richtung Osten, berichtet unserer Reporterin vor Ort. Der hintere Teil des Zuges hängt unterdessen immer noch schief auf den Gleisen.

Fachkräften vor Ort zufolge könnte es noch mehrere Stunden dauern, bis der hintere Teil des ICE von den Gleisen geholt werden kann. Die Räder sind schwer beschädigt, so dass er nicht abgeschleppt werden kann. Damit ein Kran ihn von den Gleisen heben könnte, müsste allerdings noch mehr Oberleitung weggenommen werden, da diese sonst bei den Arbeiten an den Kran geraten könnte. Für die Bergungsarbeiten wurde bereits ein erheblicher Teil der Oberleitung weggenommen. Sie muss erst wieder angeschlossen werden, bevor die Gleise wieder für den Zugverkehr freigegeben werden können. Wie lange die Bergungsarbeiten noch dauern werden, ist derzeit nicht abzusehen.

Der ICE 945 war am Montagabend aus noch unklarer Ursache entgleist. Die beiden hinteren Wagen des Fernzugs waren aus dem Gleis gehoben worden. Zwei der 152 Fahrgäste wurden leicht verletzt.

Am Bahnsteig erlebte Julia Weigelt den Unfall, die Journalistin wartete auf ihren Zug nach Hamburg. "Jemand rief: Alle weg hier", berichtete sie am Dienstag unserer Redaktion. "Es war sehr beängstigend, weil wir nicht wussten, was passiert war."

Sie habe an das Zugunglück in Eschede gedacht und sei zusammen mit vielen anderen Menschen vorsichtshalber ins Innere des Hauptbahnhofs gelaufen. "Ich bin froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist." Sie habe die Nacht in einem Hotel verbracht und sei am Dienstag erst nach Hamburg gefahren.

"Pendler müssen mit Beeinträchtigungen durch Umwege, Ersatzverkehr und längeren Fahrzeiten rechnen", sagte ein Bahnsprecher am frühen Dienstagmorgen. Auch am Dienstag gab es noch viele Ausfälle und Umleitungen bei den Linien rund um Dortmund. Einen Überblick gibt es hier. Die Einschränkungen könnten tagelang andauern. "Planen Sie bitte etwas mehr Zeit ein", empfiehlt die Bahn.

Wenn der ICE geborgen ist, beginnen die Reparaturarbeiten an Zug und Gleisen. Sie würden sicher mehrere Tage beanspruchen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Wie lange die Arbeiten genau dauerten, hänge vom entstandenen Schaden am Zug und an den Gleisen ab. Das genaue Ausmaß könne erst beurteilt werden, sobald der entgleiste ICE geborgen worden sei.

Entgleister ICE in Dortmund legt Bahnverkehr in NRW lahm
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ICE entgleist im Hauptbahnhof Dortmund

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Foto: dpa, mku

Neben der Bundespolizei suchen auch Ermittler des Eisenbahnbundesamtes nach der Unfallursache. Sie würden die Situation vor dem Unfall rekonstruieren, sagte ein Sprecher der Bundespolizei auf Anfrage unserer Redaktion. Wie schnell fuhr der Zug? Hat der Lokführer rechtzeitig gebremst? Wurden im Stellwerk die richtigen Weichen gestellt? Welche Signale wurden gesetzt? Eine Vermutung zur Unfallursache gebe es noch nicht. Deshalb könnten die Ermittler im Moment weder einen technischen, noch einen menschlichen Fehler ausschließen.

Dortmund liegt auf einer viel befahrenen Verkehrsachse. Die Bahn rechnet damit, dass der Zugverkehr wegen der Arbeiten mindestens noch am Dienstag, wahrscheinlich sogar mehrere Tage eingeschränkt sein wird. Vor allem Fahrten in den Süden und Westen seien schwierig, teilte die Bahnsprecherin weiter mit. Die Gleise zwei bis zehn des Dortmunder Hauptbahnhofs würden nicht befahren. Elf Linien seien betroffen.

Am Dienstagmittag wurde neben dem beschädigten Zug eine feste Absperrung aufgebaut. Dieses Gitter soll Gleisarbeiter vor vorbeifahrenden Zügen schützen. Wenn es steht, können Gleis 2 bis 5 freigegeben werden. Da fahren die Regionalbahnen 52, 53, 57 und 59, unter anderem ins Sauerland, sowie die S5. "Wir setzen alles daran, noch heute weitere Gleise freizugeben", sagte Bahnsprecherin Kirsten Verbeek.

mit Agenturmaterial

(felt/wer)
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