Fälle in NRW Horror-Clowns greifen täglich an

Düsseldorf · Das NRW-Innenministerium verurteilt die Attacken aggressiver Clowns. Mittlerweile kommt es fast täglich zu Vorfällen. In Essen wehrte sich ein Opfer mit Pfefferspray. Die Polizei fordert hartes Durchgreifen der Justiz.

Horrorclowns greifen inzwischen in NRW täglich an
Foto: Grusellabyrinth NRW

Es war kurz nach 22 Uhr am Donnerstagabend, als sich im Essener Stadtteil Stoppenberg ein sogenannter Horrorclown einem 26-Jährigen auf der Straße näherte, der gerade mit seinem Hund Gassi ging. Der Maskierte soll den Spaziergänger dann mit einer Holzlatte attackiert haben. Doch das Opfer wehrte sich und besprühte den Angreifer mit Pfefferspray. Der Verkleidete flüchtete daraufhin.

Nur wenige Stunden später ereignete sich gestern am frühen Morgen gegen 5.45 Uhr ebenfalls in Essen ein ähnlicher Vorfall. Diesmal wurde eine 17-Jährige Opfer des perfiden Treibens. Die Jugendliche, die auf dem Weg zur Arbeit war, erlitt durch den Clown-Angriff sogar einen leichten Schock. Ob es sich in beiden Fällen um denselben Täter handelt, ist nicht bekannt. Die Polizei ermittelt.

Solche Übergriffe wie in Essen häufen sich seit Wochenbeginn deutschlandweit. In den vergangenen Tagen haben "Gruselclowns" auch in NRW fast jede Nacht Menschen erschreckt, attackiert und sogar verletzt. So griffen in Gelsenkirchen vorgestern zwei als Clowns Maskierte einen gehörlosen 33-Jährigen mit einem Messer an und fügten ihm eine Schnittwunde an der Hand zu. Ebenfalls in Gelsenkirchen hatte sich eine 14-Jährige verletzt, als sie vor einem Clown weglief, der mit einem Baseballschläger herumfuchtelte.

"Je mehr Postings, desto mehr Nachahmer"

Das nordrhein-westfälische Innenministerium nimmt die Attacken sehr ernst. "Es ist kein Spaß, andere Menschen verkleidet und manchmal sogar bewaffnet zu erschrecken. Sondern einfach nur sadistisch, wirr und gefährlich", sagte ein Sprecher von Innenminister Ralf Jäger (SPD) unserer Redaktion. Die NRW-Polizei nehme das Problem deshalb sehr ernst. "Die Hysterie in den sozialen Medien wirkt wie Treibstoff: Je mehr Postings es dazu gibt, desto mehr Nachahmer tauchen auf", sagte der Sprecher.

Arnold Plickert, NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) betonte, dass das kein Dummer-Jungen-Streich mehr sei. "Gerade in Zeiten wie diesen, wo die Bürger ohnehin schon durch Terrorgefahr geängstigt sind, ist ein solches Verhalten respektlos", sagte Plickert. Man müsste die Sache jetzt weiter beobachten. "Aber das Tragen von Clowns-Kostümen in den Tagen vor und an Halloween zu verbieten, ist übertrieben. Wir können nicht alle, die solche Kostüme tragen, unter Generalverdacht stellen", so der GdP-Landeschef.

Die Masken können im Internet bestellt oder in Kostümgeschäften gekauft werden. Sie kosten in der Regel zwischen zehn und 20 Euro. "Aber nicht die Masken sind das Problem, sondern die sehr wenigen verwirrten Menschen, die diese benutzen, um andere zu terrorisieren", sagte der Geschäftsführer des Kostümhandels Deiters, Björn Lindert, der in seinen Geschäften keine gestiegene Nachfrage nach diesen Clowns-Masken festgestellt hat.

Mit Messer und Pistole bedroht

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, warnte dennoch vor einer Zunahme solcher Fälle vor Halloween am 31. Oktober. Opfer sollten umgehend die Polizei rufen und jeden Fall anzeigen, hatte Wendt der "Huffington Post" gesagt. Die Clowns seien Straftäter. Von der Justiz verlangte er hartes Durchgreifen.

Angefangen hat die Hysterie um die Killer-Clowns, wie sie auch genannt werden, in den USA. Dort tauchten zunächst auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken Videos von Maskierten auf, die auf Friedhöfen oder in abgelegenen Straßen, aber auch in Schulen auftauchen und Angst verbreiten.

In NRW gab es den ersten Fall am vergangenen Wochenende. Dort hatte ein "Clown" zwei junge Männer am Weseler Bahnhof mit einem Messer und einer Pistole bedroht. Auch in Bochum erschreckte ein Clown bereits mehrere Kinder, weil er schweigend auf sie zuging und dabei laut Zeugenaussagen einen glänzenden Gegenstand in der Hand hielt - vermutlich ein Messer. Dort appelliert die Polizei an die Vernunft der Maskierten: "Bitte machen Sie das gute Image eines Clowns nicht kaputt!"

Allerdings wurden die Spaßmacher in der Literatur und im Film schon häufiger als bösartige Kreatuen eingesetzt, etwa in Stephen Kings Roman "Es", wo der Clown "Pennywise" sein Unwesen treibt. Auch hat das negativ verzerrte Bild von Clowns zumindest in den USA einen konkreten Hintergrund. Dort tötete der Straßenclown John Wayne Gacy in den 1970er Jahren in den USA 33 Jungen. Er wurde 1994 in Illinois hingerichtet. Diese Geschichte hat sich in den Köpfen festgesetzt.

(jis / csh)
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