Salvatore Fregapane Heißbegehrter Eismann

Neuss · Seit 40 Jahren fährt Salvatore Fregapane in seinem Eismobil durch die Region rund um Düsseldorf. Das selbst gemachte Eis nach Familienrezept kommt bei der Kundschaft gut an. Viele kennen den herzlichen Eismann aus ihrer Kindheit.

 "Viele kennen mich hier": Salvatore Fregapane in Aktion.

"Viele kennen mich hier": Salvatore Fregapane in Aktion.

Foto: Andreas Bretz

Es ist ein heißer Tag im Frühsommer, schon am Vormittag zeigt das Thermometer 26 Grad. Salvatore Fregapane belädt seinen roten Eiswagen, verabschiedet sich von seiner Frau und setzt sich hinter das Steuer: "Ich bin heute etwas später dran als sonst", sagt er, während er aus der Einfahrt seines Eiscafés rollt. Sieben Tage die Woche ist er mit seinem Eismobil in Düsseldorf, Kaarst und Neuss unterwegs. Am Morgen hat ihn ein Unternehmen gefragt, ob er dort vorbei kommen könnte - bei dem heißen Wetter werden die Mitarbeiter auf ein Eis eingeladen. Ein gutes Geschäft für den Eisverkäufer: In Windeseile reicht er eine Eiswaffel nach der anderen über die Theke. Nach wie vor verkaufen sich die Klassiker am besten - "Stracciatella, Nuss, Vanille sind sehr gefragt", sagt er. Immer mehr Menschen reihen sich in die Schlange ein. Salvatore Fregapane arbeitet im Akkord. Ob er das anstrengend findet? Der 74-Jährige winkt ab. "Daran bin ich gewöhnt. Eis ist auch genug da, ich bin immer gut vorbereitet." Tatsächlich gleicht sein Wagen einer riesigen Vorratskammer: Über der Kühltruhe sind verschiedene Sirupe, Soßen und Streusel aufgereiht, eine Sahnemaschine und ein Mixer für Milch-Shakes ergänzen das Angebot.

Die Konkurrenz ist groß

Um einen Eiswagen fahren zu dürfen, braucht man eine Sondergenehmigung. Die Konkurrenz ist groß, viele Eisverkäufer sind bei schönem Wetter mit Wagen unterwegs und suchen nach den besten Verkaufsstellen. Deshalb hält Fregapane seine genaue Route geheim.

Mit 19 Jahren kam er aus Sizilien nach Deutschland: Ende der 70er Jahre hat er sich selbstständig gemacht und sein Eiscafé an der Schlesienstraße in Neuss eröffnet. Das leitet er mit seiner Frau Rosetta. Sie ist es auch, die das Eis nach einem gut gehüteten Familienrezept zubereitet - manchmal sind es bis zu 100 Liter am Tag. "Was meine Frau leistet, kann sich kein Mensch vorstellen", sagt Salvatore Fregapane. Während sie in dem Eiscafé arbeitet, ist er mit dem Eismobil unterwegs.

"Wie immer, ein Bällchen Nuss?"

Schon jetzt ist es ein guter Tag für den Eismann. Sein Geschäft ist wetterabhängig: "Bei Regen kaufen die Leute nichts", sagt er, "zu heiß ist auch nicht immer gut, dann gehen viele nicht vor die Tür." Fregapane biegt in eine Straße in Meerbusch ein, kurbelt das Fenster herunter und läutet mit einer großen Glocke. "Wie immer, ein Bällchen Nuss?", fragt er einen herannahenden Kunden. Ein anderer grüßt ihn mit einem freudigen "Buongiorno". Fregapane hat sich in all den Jahren mit seinem roten Mobil eine Stammkundschaft aufgebaut: Dazu gehört auch eine junge Frau mit kurzen dunklen Haaren. "Die kenne ich schon, seit sie ganz klein war", sagt er und winkt ihr zu. "Viele kennen mich hier", erzählt er, "aber ich erkenne nicht alle." Die Leute sind erwachsen geworden und haben mittlerweile selber Kinder. "Aber ich bin noch immer der Gleiche", sagt der Eismann.

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Foto: Shutterstock/Air Images

Seine Saison dauert von März bis November, im Sommer muss auch das Geld für den Winter verdient werden. Salvatore und Rosetta Fregapane arbeiten von morgens bis abends, gegessen wird meist mitten in der Nacht. Und trotz allem möchte der Sizilianer seinen Job nicht missen: "Ich mache weiter, so lange es geht", sagt der 74-Jährige. "Mir macht es Spaß." Er mag die Abwechslung, die ihm sein fahrender Beruf bietet, besonders Kinder als Kundschaft freuen ihn sehr. "Es gibt ein Viertel, da laufen sie mir bis zum Ende der Straßen hinterher", erzählt er. So viel Begeisterung wird belohnt: Wenn zwei Kinder etwas bestellen und ein drittes hat kein Geld dabei, spendiert Fregapane ihm schon einmal eine Kugel. "Sowas merken sie sich dann." Kundenpflege der coolen Art.

Die Leute haben heute kein Geld mehr

Während der Fahrt zum nächsten Verkaufspunkt kommt der Eisverkäufer aber ins Grübeln. "Früher war es anders", sagt er. "da konnte man besser verdienen. Die Leute haben heute kein Geld mehr, viele nehmen nur noch eine Kugel." Er erinnert sich an Zeiten, als eine Kugel 20 Pfennig gekostet hat, doch allgemein steigen die Preise: Die Hörnchen, die Milch, das Benzin - alles werde teurer. Und das schlage sich auch in den Kugelpreisen wieder. Fregapane verkauft sie mittlerweile für 80 Cent das Stück.

Wieder bringt er seinen Wagen zum Stehen, steigt nach hinten in den "Verkaufsraum", bindet die Schürze um und schiebt die Tür auf. Einige erwachsene Männer kommen ihm entgegen, für sie ist das Eis ein Nachtisch in der Pause: Schnell kommt er mit ihnen ins Gespräch. "Meistens geht es um Fußball", sagt der Eisverkäufer. Dafür sorgen nicht zuletzt die Aufkleber der italienischen und deutschen Nationalmannschaft, die an der Seite des Wagens kleben. "Ich mag beide Mannschaften, und bin ich ein Schalke 04 Fan."

(ubg)
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