Personalengpässe So beeinträchtigt die Grippewelle NRW

Düsseldorf · Die Grippewelle hat Nordrhein-Westfalen voll getroffen. Bei Behörden, Kitas und Krankenhäusern liegen viele Mitarbeiter flach. Das Ergebnis: eingeschränkte Öffnungszeiten, Notgruppen und besondere Maßnahmen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.

 Ein Fieberthermometer und Medikamente liegen auf einem Tisch (Symbolbild).

Ein Fieberthermometer und Medikamente liegen auf einem Tisch (Symbolbild).

Foto: dpa

Der aktuelle Bericht des Robert-Koch Instituts (RKI) zeigt, dass die Anzahl der Grippepatienten sprunghaft angestiegen ist - vor allem den Westen Deutschlands hat es erwischt. Nach aktuellen Zahlen des Landeszentrums Gesundheit NRW sind in der gesamten Saison bis einschließlich der siebten Kalenderwoche 2018 bislang 6100 Influenzafälle gemeldet worden. Davon bleiben auch Krankenhäuser, Kitas, Unternehmen und Stadtverwaltungen in NRW nicht verschont. Teilweise mit Auswirkungen für die Bürger.

Wer einen Termin im Straßenverkehrsamt oder den Bürgerbüros möchte, braucht Zeit und Geduld. Alle verfügbaren Termine sind bereits früh am Tag ausgebucht. "Wir haben aktuell im Straßenverkehrsamt und in den Bürgerbüros einen ungewöhnlich hohen Krankenstand", sagt Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke, Personal- und Gesundheitsdezernent der Stadt. "Ich empfehle, früh morgens online einen Termin zu buchen, auch auf andere Standorte auszuweichen oder das Tagesonline-Angebot der Bürgerbüros ab zirka 9 Uhr zu nutzen." Außerdem rät die Stadt allen Bürgern, den neuen Service der Kurierzustellung "Flinke Pedale" unter www.duesseldorf.de/dva zu nutzen, um fertige Dokumente abzuholen. Die Stadt hofft, dass sich die Situation im Laufe der Woche entspannt. Bis dahin bittet sie um Verständnis und Geduld.

Die Grippewelle sorgt auch bei den mehr als 100 städtischen Kitas in Düsseldorf für Probleme: In fast einem Viertel der Einrichtungen gibt es personelle Engpässe — der Betrieb läuft teilweise nur noch in Notgruppen, weil viele Mitarbeiter krank und alle Springer schon im Einsatz sind. Wann sich die Lage wieder entspannt, ist noch nicht absehbar.

Das Helios Klinikum kämpft auch mit den Auswirkungen der Grippe: Seit dem 17. Februar ist die Zahl an Influenzafällen bei Patienten und Mitarbeitern an den Standorten in Krefeld und Hüls deutlich angestiegen. 50 Mitarbeiter sind trotz Grippe-Impfkampagne und hoher Hygiene-Maßnahmen ausgefallen, sagte eine Sprecherin des Klinikums. Der "Pandemie-Plan" des Krankenhauses ist aktiviert. Weil die Leitung davon ausgeht, dass die Zahl der Fälle weiter steigt, wurde eine Isolierstation eingerichtet, um die Influenza-Patienten stationär behandeln zu können.

Trotz der personellen Engpässe läuft der normale Betrieb weiter: Es werden nur einzelne geplante Eingriffe verschoben, wenn es medizinisch vertretbar ist. Die Versorgung von Notfällen, die einer lebenswichtigen Behandlung bedürfen, ist nach Angaben des Krankenhauses jederzeit und ohne Einschränkungen gewährleistet. Die Leitung hofft, dass sich die Lage zum Ende dieser Woche entspannt.

Stau an der Zulassungsstelle: Viele Mitarbeiter sind krank, nur wenige waren in der vergangenen Woche im Dienst. Deshalb waren von 13 möglichen Schaltern nur drei bis vier besetzt. Die Stadt hat Besucher, die ihr Anliegen nicht zwingend erledigen müssen, dringend gebeten, die Zulassungsstelle erst wieder in dieser Woche aufzusuchen. Aktuell ist der Krankenstand nicht mehr so hoch wie noch in der vergangenen Woche, trotzdem kann es zu längeren Wartezeiten kommen. Die städtischen Kitas können ihren Betrieb derzeit aufrechterhalten.

Die Kölner Kitas laufen teilweise im Notgruppen-Betrieb. In mehrgruppigen Kitas werden einzelne Gruppen zusammengelegt. In einer eingruppigen Kita wurden die Eltern per Brief angefragt, ob sie auf die Betreuung verzichten könnten. Auch die Stadtverwaltung leidet unter der Grippe: In allen Abteilungen gibt es einen hohen Krankenstand.

In der vergangenen Woche musste eine Kita an zwei Tagen einen Notdienst anbieten. Viele Erzieher aber auch viele Kinder sind krank. Auch am Lukaskrankenhaus gibt es krankheitsbedingte Ausfälle beim Personal — der Betrieb wird aber ohne Einschränkungen aufrechterhalten. Täglich nimmt das Krankenhaus etwa sechs bis acht Influenza-Patienten stationär auf, vor allem ältere Menschen.

Um Belegschaft, Patienten und Besucher zu schützen, hat das Evangelische Krankenhaus Wesel reagiert. "Der aktuelle Krankenstand bringt die Stationsarbeit an ihre Grenzen. Um die adäquate medizinische und pflegerische Versorgung zu gewährleisten, haben wir mit allen Beteiligten den Entschluss gefasst, das Pflegepersonal umzuverteilen und einige Bereiche temporär umzustrukturieren", sagt Geschäftsführer Rainer Rabsahl. Dies bedeute, dass eine kleinere Station kurzzeitig geschlossen wird. Der Ärztliche Leiter Joachim Große weist zudem darauf hin, dass es wegen der ungewöhnlich hohen Zahl an Influenzafällen zu Verzögerungen bei Aufnahme und Operation terminierter Patienten kommen kann.

Auch im Marien-Hospital Wesel gibt es deutlich mehr Grippekranke als üblich. Und auch die Mitarbeiter hat es erwischt. Deshalb wurden nach Angaben der Klinik in der vergangenen Woche zehn Betten in der Geriatrie wegen Personalmangels nicht belegt. Seit Montag laufe das Hospital wieder im Vollbetrieb.

Auch bei der Deutschen Bahn liegen viele Mitarbeiter flach, darunter auch zahlreiche Lokführer. Das stellt die Planer des Unternehmens vor große Herausforderungen. Die Lage sei angespannt, aber bisher konnte der hohe Krankenstand aufgefangen werden, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Es seien nur einzelne der rund 3.800 täglichen Zugfahrten ausgefallen. Damit es nicht zu Ausfällen kommt, zieht die Bahn alle Register: Der Bereitschaftsdienst ist im Einsatz, Dienste werden getauscht, Mitarbeiter unterbrechen vereinzelt sogar ihren Urlaub.

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