Erster Freigang nach 27 Jahren Geiselgangster Rösner schlendert durch Eschweiler
Eschweiler · Der Gladbeck-Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner durfte am Mittwoch nach 27 Haftjahren das Gefängnis erstmals verlassen. Bewacht von drei Beamten hat sich Rösner vier Stunden lang im Zentrum von Eschweiler aufgehalten.
Wie der "Kölner Stadtanzeiger" berichtet, sei Rösner beim Einkauf und Stadtbummel nicht von Passanten erkannt worden. Das bestätigte sein Anwalt Rainer Dietz. Um eine Flucht unmöglich zu machen, trug Rösner unter der Kleidung eine mit Ketten verbundene Kombination aus Hand- und Fußfesseln, die für Außenstehende nicht sichtbar war. So habe er zwar normal gehen können, große Schritte oder ein Weglaufen jedoch seien unmöglich gewesen.
Am 16. August 1988 überfielen Hans-Jürgen Rösner und sein Komplize Dieter Degowski eine Bank in Gladbeck. Sie nahmen mehrmals Geiseln und flüchteten mit ihnen zwei Tage lang durch Deutschland und die Niederlande. Die Geiselnehmer ließen sich während der Flucht immer wieder interviewen. Die Geiselnahme endete in einer Polizeiaktion auf der A3 bei Bad Honnef. Zwei Geiseln — ein 15-Jähriger und eine 18-Jährige — sowie ein Polizist kamen beim Zugriff ums Leben.
Im März 1991 wurde Rösner schließlich zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. In zehn Monaten, nämlich am 29. August 2016, hat Rösner erstmals die Chance, eine Haftentlassung auf Bewährung zu beantragen. Dass sein Antrag erfolgreich sein wird, gilt derzeit jedoch als höchst unwahrscheinlich.
Der renommierte Essener Psychiater Norbert Leygraf wurde beauftragt, ein Gutachten über Rösners Persönlichkeit und dessen Rückfallwahrscheinlichkeit zu erstellen, wie ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Justizministeriums bestätigte. Bei der Entscheidung über eine mögliche Haftentlassung wird das Papier eine wichtige Rolle spielen.