Schweigeminute in Schulen, Betrieben, Behörden Ein Land hält inne

Düsseldorf · Um 10.53 Uhr stand vielerorts in NRW das Leben für eine Minute still. Zahlreiche Menschen haben am Donnerstag in einer landesweiten Schweigeminute der Opfer des Flugzeugabsturzes gedacht. Glocken läuteten, Busse blieben stehen.

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NRW trauert -Schweigeminute um 10.53 Uhr

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Um genau 10.53 Uhr haben am Donnerstag viele Menschen in Nordrhein-Westfalen der 150 Todesopfer des Flugzeugabsturzes gedacht. In zahlreichen Behörden, Schulen und Unternehmen beteiligten sich die Menschen an der Schweigeminute, zu der die Landesregierung aufgerufen hatte. Um 10.53 Uhr war am vergangenen Dienstag die Funkverbindung zu der Germanwings-Maschine mit der Flugnummer 4U 9525 abgebrochen. Von den 72 deutschen Opfern stammen mehr als 50 aus NRW.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die gerade noch am Unglücksort in Frankreich gewesen war, gedachte der Opfer mit ihren Mitarbeitern in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Um ihre Trauer und ihr Mitgefühl auch gegenüber den Angehörigen der Opfer auszudrücken, versammelten sich im Landtag Abgeordnete und Mitarbeiter in der Eingangshalle.

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Überall im Land unterbrachen Schüler und Lehrer den Unterricht. "Kurze Zeit war es totenstill, aber danach haben schon einige geschluchzt", erzählte der Schüler eines Gymnasiums bei Köln.

Auch beim Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer, der um einen Mitarbeiter trauert, gedachten viele Beschäftigen erneut der Opfer und ihrer Angehörigen. "Wir haben schon zuvor bei einigen Anlässen Schweigeminuten eingelegt", sagte ein Konzernsprecher.

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Foto: afp, bb

Beim Henkel-Konzern in Düsseldorf, der eine Mitarbeitern durch den Absturz verlor, nahmen ebenfalls zahlreiche Kollegen am Standort mit rund 5500 Beschäftigten an der Gedenkminute teil. "Wir haben auch die Fahnen auf Halbmast, in Anteilnahme und Trauer", berichtete ein Unternehmenssprecher.

Unter den Opfern sind auch die Opernsängerin Maria Radner und Bassbariton Oleg Bryjak. Bei der Düsseldorfer Oper hieß es, viele Mitarbeiter hätten erneut innegehalten und der Toten gedacht. Eine Kindervorstellung sei aber nicht unterbrochen worden, weil das Thema zu hart und belastend sein könne. Am Vorabend habe Intendant Christoph Meyer vor Beginn einer Ballettaufführung zum Innehalten aufgerufen.

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Foto: dpa, sh

Auch am Düsseldorfer Flughafen - dort hatten Angehörige am Dienstag vergeblich auf ihre Liebsten gewartet - herrschte eine Minute der Stille. In mehreren Sprachen waren die Passagiere zuvor auf die Gedenkminute aufmerksam gemacht worden. Wie auch schon am Mittwoch sei die Anteilnahme groß gewesen, sagte ein Sprecher.

In zahlreichen Städten blieben Busse und Straßenbahnen an den nächsten Haltestellen stehen, so etwa in Essen, Mülheim an der Ruhr und Bonn. Die Fahrgäste waren zuvor mit Durchsagen an den Haltestellen und in den Fahrzeugen informiert worden. Die Rheinbahn in Düsseldorf wies auf ihren Anzeigetafeln auf das Gedenken hin.

Am Bochumer Hauptbahnhof wurde mit einer Lautsprecherdurchsage zum Gedenken aufgerufen. Auch Kirchenglocken läuteten. Am Kölner Dom läutete um 10.53 Uhr für zweieinhalb Minuten eine einzelne Glocke. Auf der Domplatte hielt allerdings so gut wie niemand erkennbar inne.

In Dortmund gab es eine Gedenk-Durchsage in den U-Bahnstationen, im Anschluss an die Schweigeminute läuteten in der Innenstadt die Glocken. In der Fußgängerzone nahmen dies mehrere Menschen zum Anlass innezuhalten. An einem Dortmunder Gymnasium gab es eine Lautsprecherdurchsage.

Im Kurznachrichtendienst Twitter gab es zu Beginn der Gedenkminute mehrere Einträge: Der Industriekonzern ThyssenKrupp schrieb: "Schweigeminute: In Gedenken an die Opfer und Hinterbliebenen des Flugzeugabsturzes", WDR5: "Danke für die Schweigeminute: Auch wir trauern um die Opfer von #Germanwings #U49525. Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen und Freunden." Mehrere Fotos zeigten brennende Kerzen.

Am Düsseldorfer Hauptbahnhof gab es um 10.53 Uhr eine leise Durchsage, dass in dieser Minute der Opfer gedacht werde. In der Bahnhofshalle nahm aber niemand erkennbar Notiz davon. Einige standen neben ihrem Gepäck. Aber nicht, um der Opfer zu gedenken, sagen sie. Sondern um ihre Reiseanschlüsse zu finden.Auf der Düsseldorfer Königsallee war um 10.53 Uhr lautes Johlen, Hupen und Lachen zu hören. Abiturienten feierten das Ende ihrer Abiturprüfungen.

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