Gemeinnützige Arbeit Freunde mit 65 Jahren Altersunterschied

Köln · Die 22-jährige Studentin Sophia Gajewski besucht regelmäßig und ehrenamtlich eine 87-jährige Kölnerin. Dieser Freundschaftsdienst ist ein Angebot des Vereins "Freunde alter Menschen", der isolierten Menschen helfen will.

 "Ich rufe sie vorher an und frage, was wir unternehmen wollen": Sophia Gajewski.

"Ich rufe sie vorher an und frage, was wir unternehmen wollen": Sophia Gajewski.

Foto: Gajewski, Sophia

Mal ist es ein ausgiebiger Spaziergang, mal auch nur ein langes Gespräch. Sophia Gajewski richtet sich da ganz nach den Wünschen von Frau Blum. "Wir machen das, worauf Frau Blum Lust hat. Ich rufe sie vorher an und frage, was wir unternehmen wollen", sagt Gajewski. Bereits seit einigen Wochen unternimmt die 22-jährige Studentin regelmäßig etwas mit der 87-jährigen Seniorin, etwa alle zehn Tage besucht Sophia Frau Blum in ihrer Wohnung.

Dies tut sie aber nicht, weil sie es muss, sondern weil sie es möchte. Denn dieser "Freundschaftsdienst" ist ein Angebot des Vereins "Freunde alter Menschen", der bundesweit agiert und auch in Köln eine Niederlassung betreibt. Der engagiert sich für Menschen oft jenseits der 75 Jahre, die von Vereinsamung bedroht sind oder bereits isoliert leben, oft auch nicht mehr mobil sind und daher nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen können. "Ich habe in meinem Leben viel Gutes und viel Unterstützung erfahren, eine gute Schulbildung genossen, konnte studieren. Daher wollte ich nun auch etwas zurückgeben", sagt Gajewski.

Zwischenmenschlich muss es stimmen

Vor etwa einem halben Jahr stieß die gebürtige Leverkusenerin, die im siebten Semester Soziale Arbeit an der TH Köln studiert und kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss steht, auf das Angebot des Vereins. "Vorher konnte ich mir das eigentlich nie vorstellen, dass ich mich freiwillig um ältere Menschen kümmere. Aber letztlich wollte ich in diesen Bereich doch einmal hineinschnuppern." Bei Ria Ostwald, der Koordinatorin in der Kölner Vereinsfiliale, meldete sich Gajewski, wurde zu einem ersten Gespräch eingeladen. "Wir haben erst unsere Erfahrungen ausgetauscht, danach wurden Senioren gesucht, bei denen es passen könnte." Denn bestimmte zwischenmenschliche Faktoren müssten schon passen, bevor es zu einem ersten Besuch des ehrenamtlichen Paten käme.

Kurz darauf saß Sophia Gajewski dann aber das erste Mal in Frau Blums Wohnzimmer. "Es hat auf Anhieb zwischen uns beiden gepasst. Wir mussten uns natürlich erst einmal ein wenig kennenlernen und beschnuppern, aber haben uns eigentlich sofort verstanden", berichtet die Studentin. Bislang habe die Seniorin immer den Wunsch gehabt, sich mit ihr zu unterhalten. "Sie ist nicht mehr so mobil, daher bleiben wir meist in ihrer Wohnung. Aber Frau Blum hat viel aus ihrer Vergangenheit zu erzählen, denkt über vieles nach, wird ab und an auch sehr philosophisch dabei", erzählt Gajewski. Das sei sehr spannend - und sie merke gleichzeitig, dass auch die Rentnerin dabei immer sehr glücklich und zufrieden wirke.

"Ich bin schnell bei ihr"

Sollte Frau Blum einmal Hilfe anderer Art, etwa bei Einkäufen oder kleineren Reparaturen benötigen, könne sie auch relativ flexibel helfen, sagt Gajewski. "Ich wohne mit dem Fahrrad nur fünf Minuten entfernt, bin also schnell bei ihr." Für größere Reparaturen biete aber der Verein eine Art Handwerker-Service an, auch gemeinsame Unternehmungen der Senioren werden vom Verein organisiert. Die zurückliegenden Weihnachtstage hat Gajewski mit ihrer eigenen Familie verbracht. Um auch ihre eigene Oma mal wieder zu sehen.

(p-m)
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