Unterkünfte in NRW Flüchtlinge — Sorge wegen Traglufthallen

Düsseldorf · Migranten beklagen Temperaturen von bis zu 40 Grad in einer Unterkunft in Düsseldorf. Die Hitze wird auch in anderen Hallen zum Problem. In Gelsenkirchen ermittelt die Polizei nach einem Brand.

Flüchtlinge in Düsseldorf: Traglufthalle aufgebaut
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Erste Traglufthalle für Flüchtlinge in Düsseldorf aufgebaut

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Foto: dpa, fg jai

Rund 100 Flüchtlinge haben gegen untragbare Zustände in einer Notunterkunft protestiert. Sie beklagen, dass die Temperatur in einer Traglufthalle im Düsseldorfer Stadtteil Garath in den vergangenen Tagen auf bis zu 36 Grad gestiegen ist. Aus einer anderen Traglufthalle im Stadtteil Mörsenbroich wird sogar von bis zu 40 Grad berichtet. Die Betreuer des Malteser-Hilfsdiensts beschweren sich ebenfalls über die Hitze. Die Stadt lehnt eine Verlegung der 600 Bewohner ab. Man will aber die Kühlung verbessern.

Nicht nur in der NRW-Landeshauptstadt könnte die Hitze in den Traglufthallen in diesem Sommer zu einem Problem werden: Kommunen im ganzen Land setzen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise auf die Hallen des Berliner Herstellers Paranet, darunter auch Neuss. In 35 Traglufthallen sind bundesweit nach Firmenangaben rund 10.000 Flüchtlinge untergebracht.

Paranet-Geschäftsführer Jürgen Wowra bestätigte, die Hallen wirkten bei sommerlichen Temperaturen "wie ein Gewächshaus". Bei einer Außentemperatur von 27 Grad könnten in der Halle durchaus 33 Grad erreicht werden. In einer bayerischen Stadt schicke man die Bewohner deshalb tagsüber einfach vor die Tür, berichtete Wowra.

Hersteller will Hallen Wasserregister-Kühlung ausstatten

So hohe Temperaturen wie in Düsseldorf sind aber laut Unternehmen ungewöhnlich. Paranet bringt derzeit eine reflektierende Schicht an der Außenhülle an, um Sonnenstrahlen abzuhalten. Zudem übernimmt die Firma die Kosten für Klimaanlagen, mit denen vorerst nur die Räume für die Mitarbeiter gekühlt werden. Der Betrieb als Unterkunft im Sommer ist auch für das Unternehmen Neuland: Dem Geschäftsführer zufolge wurden die Hallen zwar schon zur Unterbringung von Wohnungslosen genutzt, allerdings in der kalten Jahreszeit.

Ein Sprecher der Stadt Düsseldorf sagte, mit solcher Hitze in den Hallen habe man nicht gerechnet: "Das hat uns überrascht." Die Stadt hatte die beiden Traglufthallen im Herbst aufstellen lassen, um einen Engpass in der Versorgung von Flüchtlingen zu überbrücken. Sie sollen für ein Jahr stehen bleiben. Der Hersteller will sie nun bald mit einer sogenannten Wasserregister-Kühlung ausstatten. Dies erfolge unabhängig von den Protesten. Damit dürfte die Notlösung allerdings deutlich teurer als veranschlagt werden: Die Miete einer Halle kostet bereits 96.000 Euro pro Monat. Die Energiekosten für eine vollständige Kühlung des Innenraums veranschlagt der Hersteller auf monatlich 10.000 bis 20.000 Euro, vermutlich muss die Kommune sie tragen.

Feuer in Gelsenkirchen

In Gelsenkirchen ist derweil in der Nacht zu Dienstag eine Traglufthalle des gleichen Herstellers abgebrannt. Verletzt wurde bei dem Feuer niemand, berichtete die Polizei. Für einen fremdenfeindlichen Hintergrund gebe es keine Anhaltspunkte. Laut Polizei hielten sich 41 Menschen aus 18 Nationen in der Notunterkunft auf, als das Feuer ausbrach. Die 50 Feuerwehrleute hätten die Flammen schnell gelöscht, aber das Abbrennen der Halle nicht verhindern können.

Die Flüchtlinge kamen in eine andere Gelsenkirchener Unterkunft. Dort sei es in der ersten Aufregung zu einem Wortgefecht gekommen, berichtete die Polizei. Sieben Menschen seien in Gewahrsam genommen worden. Die Polizei vermutet, dass das Feuer durch einen technischen Defekt oder durch Fahrlässigkeit verursacht wurde.

(arl)
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