Fauchende "Riesen-Krabbe" Amerikanische Krebse bedrohen die Düssel

Düsseldorf · Ein Kamberkrebs hat am Schloss Benrath als fauchende "Riesen-Krabbe" für Aufregung gesorgt. Auch wenn sich Menschen nicht vor den Tieren fürchten müssen, bedrohen amerikanische Krebsarten tatsächlich die deutschen Gewässer.

 Düsseldorf ist ein Hotspot für Signalkrebse.

Düsseldorf ist ein Hotspot für Signalkrebse.

Foto: Chris Lukhaup

Die Stadtmitarbeiterin Claudia Kiersten hatte das Tier am Schloss Benrath entdeckt und sich gehörig erschrocken. Einen Krebs in dieser Größe hatte sie bisher noch nie gesehen. Dabei hätte Claudia Kiersten auch ein deutlich größeres Exemplar als der etwa zwölf Zentimeter große Kamberkrebs — ohne Scheren — über den Weg laufen können.

Zum Beispiel der Signalkrebs mit 18 Zentimetern Länge, meint Harald Groß vom Edelkrebsprojekt NRW, das die heimischen Flusskrebse schützen soll. Nach Wissen des Experten leben in Düsseldorfer Gewässern mindestens drei Krebsarten aus Nordamerika - der Kamberkrebs, der Signalkrebs und der Rote Amerikanische Sumpfkrebs. Alle drei seien eine große Gefahr für die heimischen Arten. "Jeder Lebensraum, in dem amerikanische Krebse vorkommen, ist für die heimischen Arten verloren", sagt Groß.

Der Kamberkrebs sei noch die harmloseste dieser Gattungen, sagt Groß: "Die anderen Arten machen uns viel größere Sorgen." Der Kamberkrebs sei schon seit 1880 in deutschen Gewässern angesiedelt. Als amerikanische Fischer die Flusskrebse hier aussetzten, gelangte über die neuen Bewohner auch ein krankheitserregender Pilz ins Wasser: die sogenannte Krebspest.

Der Kamberkrebs ist gegen die Pest resistent, doch er überträgt den Erreger auf andere Arten. Beim deutschen Edelkrebs nimmt die Pilzerkrankung einen grausamen Verlauf und führt zum Massensterben. "Außerdem sind die amerikanischen Krebse den europäischen Arten biologisch überlegen und vermehren sich schneller", sagt Groß.

In der Düssel siedeln laut Groß auch der Signalkrebs und der Rote Amerikaner. "Düsseldorf ist ein Hotspot für Signalkrebse", sagt der Experte über die Art, die ebenfalls durch Fischer nach Deutschland gekommen sein soll. In einem Ratinger See sollen die Signalkrebse schon sämtliche Wasserpflanzen verdrängt haben.

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs gelangt meist von Gartenteichen oder Aquarien in die freien Gewässer. "Der Rote Amerikaner wird oft aggressiv. Viele Besitzer setzen ihn dann aus falsch verstandenem Tierschutz aus." In den Flüssen und Seen verbreitet er sich unaufhörlich und verdrängt auch die letzten deutschen Edelkrebse.

(veke)
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