Nach Kritik an Ausländer-Aufnahmestopp Chef der Essener Tafel erwägt Rückzug

Essen · Jörg Sartor steht seit Tagen in der Kritik. Bislang hält der Chef der Essener Tafel trotzdem am vorübergehenden Aufnahmestopp für Ausländer fest. Aber nun erwägt er seinen Rückzug.

 Jörg Sartor, Chef der Essener Tafel (Archiv).

Jörg Sartor, Chef der Essener Tafel (Archiv).

Foto: dpa, rwe pil

"Es hat mir hier immer Spaß gemacht. Aber ich habe keinen Bock mehr, man verliert einfach die Lust. Ich bin kurz davor, hinzuschmeißen", sagte der 61-jährige Vereinsvorsitzende Jörg Sartor der "Bild"-Zeitung. "Jetzt haut ein Haufen von Politikern auf uns ein, ohne sich zu informieren. Die sollen sich mal herbewegen und vor Ort mitarbeiten - danach können sie sich gerne äußern."

Der Verein in Essen, der Lebensmittelspenden kostenlos an registrierte Empfänger von Sozialleistungen verteilt, vergibt seine Berechtigungskarten seit dem 10. Januar vorübergehend nur noch an Bürger mit deutschem Ausweis. Kunden der Tafel begrüßten die Entscheidung.

"Da aufgrund der Flüchtlingszunahme in den letzten Jahren der Anteil ausländischer Mitbürger bei unseren Kunden auf 75 Prozent angestiegen ist, sehen wir uns gezwungen um eine vernünftige Integration zu gewährleisten, zurzeit nur Kunden mit deutschem Personalausweis aufzunehmen", erläutert der Verein Essener Tafel auf seiner Internet-Seite. Gerade ältere Nutzerinnen sowie alleinerziehende Mütter hätten sich von den vielen fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt, bei denen er teilweise auch "mangelnden Respekt gegenüber Frauen" beobachtet habe, hatte Sartor bereits vor Tagen erklärt.

Unbekannte hatten am Wochenende Türen und Fahrzeuge der Einrichtung mit Parolen wie "Nazis" beschmiert. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit der Debatte um den Aufnahmestopp. Die Ermittlungen des Staatsschutzes dauerten am Montag an. In der "Bild"-Zeitung kündigte Sartor an, dass er die Schmierereien von den Fahrzeugen nicht entfernen will. "Die Lkw sollen durch die Stadt fahren, das sollen alle sehen!" Er könne damit leben, wenn ihn andere Menschen "doof finden". "Aber es ist eine Schweinerei, unsere Freiwilligen zu diffamieren."

(wer)
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