Niemand hilft kollabiertem Rentner in Essen "Es hätte euer Vater oder Opa sein können"

Essen · Dieser Fall sorgt für enorme Betroffenheit: In Essen stirbt ein Mann, nachdem er in einer Bank zusammengebrochen war. Keiner der anderen Kunden half dem Senior. "Es gibt so Fälle jeden Tag", sagt der Essener Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Dennoch sei dieser besonders.

Die Bilder aus der Überwachungskamera zeigen, wie andere Bankkunden über den am Boden liegenden Mann steigen.

Die Bilder aus der Überwachungskamera zeigen, wie andere Bankkunden über den am Boden liegenden Mann steigen.

Foto: Polizei Essen

Die Essener Polizei hatte über den erschreckenden Vorfall zuerst bei Facebook berichtet. Am Feiertag, dem 3. Oktober, war ein 82-Jähriger im Vorraum einer Bank in Essen zusammengebrochen und lag ausgestreckt auf dem Boden. 20 Minuten lang half keiner dem Mann oder wählte den Notruf. Menschen stiegen sogar über seine Beine hinweg, um zum Geldautomaten zu kommen. Später starb der Senior im Krankenhaus.

"Das hätte der Vater oder Opa von jedem von uns sein können. Da wünscht man sich doch auch, dass jemand Rettungswagen oder Polizei anruft", sagt Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Dennoch passierten solche oder ähnliche Vorfälle täglich in Essen. Wickhorst appelliert, sofort den Notruf zu wählen - "egal, ob das nun die 112 oder die 110 ist."

Besonders wird der Fall dadurch, dass gute Chancen bestehen, die Menschen zur Rechenschaft ziehen zu können, die achtlos an dem Rentner vorbeigegangen sind. Die Polizei ermittelt gegen mindestens vier Personen wegen Unterlassener Hilfeleistung. "Wir sind so offensiv an die Öffentlichkeit gegangen, weil wir Bilder haben", erklärt Wickhorst. "Diese Leute werden sicher mit ihren eigenen Karten die Bankgeschäfte durchgeführt haben, insofern haben wir natürlich auch in dieser Richtung schon Ermittlungen aufgenommen", sagt der Polizeisprecher. Man sei zuversichtlich die Personen zu finden, sagte ein Sprecher am Samstagmorgen auf Anfrage unserer Redaktion.

Die User zeigen sich in ihren Reaktionen auf den Post der Polizei bei Facebook durchweg erschüttert. "Es ist ein Tonfall, in dem von der Verrohung der Gesellschaft gesprochen wird", sagt Christoph Wickhorst.

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