A52-Sperrung wegen Katzenbaby Autofahrer bremsen vor allem für niedliche Tiere

Essen · Ein Kätzchen saß am Samstag auf der Mittelleitplanke der A52 bei Essen. Um das Tier zu retten, sperrte die Polizei die Autobahn in beiden Richtungen - der kleine Kater hätte waghalsige Ausweichmanöver auslösen können. Der Einsatz hat für Diskussionen gesorgt.

 Der noch namenlose Kater hatte am Samstag auf der Leitplanke der A52 gesessen. Jetzt lebt er vorerst im Tierheim.

Der noch namenlose Kater hatte am Samstag auf der Leitplanke der A52 gesessen. Jetzt lebt er vorerst im Tierheim.

Foto: Marion Niederdorf

Ganz ruhig habe das Katzenbaby auf der Mittelleitplanke der Autobahn gesessen und sich nicht bewegt, während auf beiden Seiten die Autos vorbeirasten. Das berichtet Stephan Witte vom Verein Tierrettung Essen. Die kleine Katze hat am Samstag den Verkehr auf der A52 bei Essen lahmgelegt. Eine Autofahrerin hatte das Tier entdeckt und die Tierrettung benachrichtigt. Die Autobahnpolizei rückte an und sperrte für die Rettung nacheinander beide Fahrbahnen der A52 - etwa eine Stunde hat der Einsatz gedauert.

Ob Fahrbahnen für solche Rettungsaktionen komplett gesperrt werden, hänge immer von der Situation ab, sagt eine Sprecherin der Autobahnpolizei. "Dafür gibt es keine Regeln. In diesem Fall hatten wir die Information, dass mehrere Tiere auf der Fahrbahn rumlaufen sollten. Darum haben sich die Einsatzkräfte entschieden, die komplette Autobahn zu sperren", so die Sprecherin. "Eigentlich sollten Autofahrer für Kleintiere nicht bremsen. Viele Leute tun es trotzdem und das ist auch verständlich. Darum war die Gefahr zu groß, dass die Katze auf die Fahrbahn läuft."

Stephan Witte vom Verein Tierrettung Essen hält die lange Sperrung für gerechtfertigt: "Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die Mutter des Katzenbabys oder andere Jungtiere noch auf der Fahrbahn rumlaufen." Erst als Tierretter und Autobahnpolizisten Entwarnung gaben, wurde der Verkehr wieder freigegeben. "Gewöhnlich ist es nicht, dass eine Autobahn für eine Katze gesperrt wird, aber grandios", betonte Witte. Dadurch sei nicht nur die Katze gerettet, sondern auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer garantiert worden.

Die meisten Autofahrer zeigen zumindest theoretisch Verständnis. "Absolut richtig, dafür würde ich Stunden warten", schreibt eine Leserin bei Facebook. "Autofahrer, die betroffen waren und sich jetzt gegebenenfalls aufregen sollten, sind alles andere als tierlieb", meint eine andere Nutzerin. Nur einer von über 120 Kommentatoren sieht das anders. "Also sperren wir demnächst auch die Autobahnen, wenn ein Fuchs oder ein Dachs gesichtet werden? Hier geht es vor allem um die Verhältnismäßigkeit, und die ist meines Erachtens nach nicht gegeben", schreibt der Nutzer.

Dass Tiere sich auf Autobahnen verirren, passiert laut Roman Suthold, Verkehrsexperte beim ADAC, häufiger. "Dass dafür die komplette Autobahn gesperrt wird, ist aber eher bei größeren Tieren wie Kühen oder Pferden der Fall." Bei Großtieren sei die Unfallgefahr besonders hoch und die Folgen besonders schwer. Haustiere wie die kleine Katze sorgen jedoch für die größere Aufmerksamkeit. "Emotional spricht eine kleine Katze viele Menschen an. Das kann zu waghalsigen Ausweichmanövern führen", sagt Suthold.

Aus Sicht des Verkehrsexperten war die Sperrung die Alternative mit dem geringsten Risiko für Autofahrer und Einsatzkräfte. "Dabei muss man natürlich abwägen, wie stark befahren die Straße ist", sagt Suthold. "Vielleicht hätte die Sperrung auch schneller wieder aufgehoben werden können. Wenn dann jedoch eine zweite Katze über die Fahrbahn läuft und die Autobahn erneut gesperrt werden muss, dauert der Stau mitunter noch länger."

Das Katzenjunge ist unverletzt und in einem Tierheim in Mülheim an der Ruhr untergebracht. Wo das Tier herkommt, sei unklar, sagt Stephan Witte von der Tierrettung. Es könne sein, dass der frühere Besitzer die Babykatze auf der Autobahn ausgesetzt habe, möglicherweise handele es sich aber auch im eine verwilderte Katze.

Friedhelm Niederdorf vom Tierheim Mülheim kümmert sich vorerst um den Kater. Das Tier habe derzeit einen Schnupfen, könne aber voraussichtlich nächste Woche geimpft werden. "Danach muss der Kater für drei Wochen in Quarantäne und kann dann einen neuen Besitzer finden, sagt Niederdorf. Mittlerweile gebe es bereits fünf Bewerber.

(veke)
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