Essen-Borbeck Bankkunden helfen Mann in Not nicht

Essen · Vier Menschen ignorieren einen in einer Bank zusammengebrochenen Senior. Wenig später stirbt er.

Die Bilder aus der Überwachungskamera zeigen, wie andere Bankkunden über den am Boden liegenden Mann steigen.

Die Bilder aus der Überwachungskamera zeigen, wie andere Bankkunden über den am Boden liegenden Mann steigen.

Foto: Polizei Essen

Es ist ein erschütternder Fall, mit dem die Essener Polizei jetzt an die Öffentlichkeit gegangen ist: In einer Bank bricht ein Mann zusammen und fällt auf den Boden. Mehrere Bankkunden steigen einfach über ihn hinüber, statt zu helfen. Wenig später stirbt der Senior.

Der Vorfall war Anfang Oktober passiert, "am Nachmittag eines Feiertages", so die Polizei. Der 82 Jahre alte Mann wollte in der Bank im Essener Stadtteil Borbeck Überweisungen vornehmen, als er zusammenbrach und hilflos am Boden liegen blieb. Die Polizei spricht von einem "internistischen Notfall". Wenig später kamen andere Kunden in die Bank. Doch zunächst kümmerte sich niemand um den Mann.

Laut Polizei ist auf Bildern der Überwachungskamera zu sehen, wie mehrere Menschen den hilflosen Mann ignorierten, an ihm vorbeigingen oder gar über ihn stiegen. Die vier Kunden seien auf dem Weg zum Geldautomaten über die Beine des Mannes gestiegen, hätten einen großen Bogen um ihn herum gemacht oder seien auch nah an ihm vorbeigegangen. Die vier hätten nacheinander den Raum betreten, zwei Kunden hätten diesen fast gleichzeitig wieder verlassen. Der vierte Kunde verließ etwa 19 Minuten nach dem Zusammenbruch die Filiale. Erst der fünfte wählte den Notruf. Polizei und Rettungsdienst kümmerten sich um den Senior, brachten ihn ins Krankenhaus. Doch er erlangte sein Bewusstsein nicht mehr wieder. Einige Tage nach dem Vorfall starb er.

Die Kriminalpolizei Essen ermittelt jetzt gegen mindestens vier Personen wegen unterlassener Hilfeleistung. Auf der Facebookseite der Polizei reagierten Menschen und kritisierten das Verhalten der Bankkunden. "Ich bin fassungslos. Wie kann man nur an jemandem vorbeilaufen, der doch wohl ganz offensichtlich Hilfe zu brauchen scheint?", fragt ein Nutzer. "Das macht mich sprachlos", schreibt ein anderer. Polizei und Rettungsdienste appellieren nach dem Fall an die Öffentlichkeit: "Schauen Sie hin! Wählen Sie 110 oder 112 und retten Sie das Leben Ihrer Mitmenschen."

(lsa)
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