Dortmund Zu viele, zu voll, zu eng: Aufnahmestelle in Not

Dortmund · Es ist ein ewiges Auf und Ab: Mal ist die Aufnahmestelle in Dortmund zu voll und muss ihre Tore für die Flüchtlinge schließen. Dann öffnet sie wieder, weil die Zahlen stimmen. So geht's nicht weiter, sagen Kommunen und die Opposition.

 Mehr als 600 neue Flüchtlinge waren am Montag in Dortmund angekommen - zu viele für die Erstaufnahmestelle, in der lediglich 350 Menschen unterkommen können.

Mehr als 600 neue Flüchtlinge waren am Montag in Dortmund angekommen - zu viele für die Erstaufnahmestelle, in der lediglich 350 Menschen unterkommen können.

Foto: dpa, a htf

Die Stadt Dortmund hat den am Montagabend verhängten Aufnahmestopp in einer überfüllten städtischen Anlaufstelle für Flüchtlinge wieder aufgehoben. Seit dem frühen Dienstagmorgen kann die Einrichtung wieder Neuankömmlinge empfangen, teilten die Stadt und der Leiter der Erstaufnahmestelle übereinstimmend mit. Die Anlage in Dortmund kämpft seit Tagen mit massiver Überbelegung. Zuletzt war die vorgesehene Zahl der Menschen auf dem Gelände um das Zwei- und Dreifache überschritten worden.

Mehr als 600 neue Flüchtlinge waren im Laufe des Montags angekommen und hatten um Einlass gebeten - zu viel für die Erstaufnahmestelle, in der lediglich 350 Menschen unterkommen können, berichtete deren Leiter Murat Sivri. Die Stadt Dortmund setzte deshalb einen neuen Notfallplan um. Sie verhängte einen vorläufigen Stopp und musste Neuankömmlinge abweisen. Später erklärte sich die Stadt Hamm bereit, im Laufe des Abends bis zu 300 Menschen aufzunehmen.

"Diese Entscheidung sorgte hier für große Erleichterung", sagte Sivri. Eine Veranstaltungshalle wurde zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert. Rund 80 Helfer sorgen für Unterkunft, Verpflegung und medizinische Versorgung. Die Mitarbeiter des Roten Kreuzes und des Arbeiter-Samariter-Bundes seien erfahren im Umgang mit Flüchtlingen, sagte ein Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg.
Zunächst wurden Betten und zusätzliche sanitäre Anlagen aufgestellt.

"Gemessen an den Umständen war die erste Nacht in Ordnung", berichtet der persönliche Referent des Oberbürgermeisters, Markus Breuer. Nach Angaben des Hallenbetreibers sollen die Flüchtlinge für vier bis sechs Wochen in der Alfred-Fischer-Halle, einer früheren Maschinenhalle, unterkommen.

Ein Sprecher der Stadt Dortmund schloss weitere Aufnahmestopps in der Erstaufnahmeeinrichtung jedoch nicht aus. "Montag und Dienstag sind die Wochentage mit der höchsten Zuwanderung. Der Trend geht weiter nach oben. Nach wie vor gilt: Es fehlen Plätze für Flüchtlinge in ganz NRW. Die Situation hier unterstreicht das deutlich", sagte er.

So sieht das auch die für die Unterbringung zuständige Bezirksregierung Arnsberg und legt Zahlen vor: "Allein in der ersten Jahreshälfte 2015 kamen deutlich mehr Flüchtlinge zu uns als im ganzen vergangenen Jahr", sagte Sprecher Christian Chmel-Menges der dpa. "Wenn sich die Zahlen weiter so entwickeln, landen wir höchstwahrscheinlich im sechsstelligen Bereich." Im Jahr 2014 habe Nordrhein-Westfalen rund 40 000 Menschen aufgenommen und untergebracht, im Jahr 2012 seien es insgesamt 15 000 gewesen.

In den kommenden Woche müssten wöchentlich weitere Unterkünfte in Betrieb genommen werden. Leicht entspannen könne sich die Lage eventuell im August, wenn größere Anlagen unter anderem in Hamm und Bielefeld, später auch in Essen geöffnet würden. "Das sind aber alles Dinge, die uns derzeit nicht helfen", sagte er.

Die CDU schob der Landesregierung die Schuld für die angespannte Lage vor allem in Dortmund zu. "Die Flüchtlingsunterbringung in Nordrhein-Westfalen gleicht immer mehr einer Bankrotterklärung der gesamten Landesregierung", sagte der stellvertretende CDU-Landtagsfraktionschef André Kuper. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) schaue zu, wie Menschen, die vor Krieg und Terror geflohen seien, unhaltbaren Zuständen ausgesetzt würden.

(lnw)
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