Unfall im Hauptbahnhof Dortmund Entgleister ICE geborgen - Bahnverkehr weiter eingeschränkt

Dortmund · Der ICE, der am Montagabend am Dortmunder Hauptbahnhof entgleist war, ist mittlerweile von den Schienen geräumt. Viele Bahnlinien fahren wieder nach Plan, doch Bahnreisende müssen weiter mit Beeinträchtigungen rechnen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Am Montagabend ist am Dortmunder Hauptbahnhof kurz vor dem Bahnsteig ein ICE entgleist, der auf dem Weg von Düsseldorf nach Berlin war. Aus bisher ungeklärter Ursache sind die beiden hinteren Wagen des Fernzugs 945 aus dem Gleis gesprungen. Zwei der 152 Reisenden im Zug wurden leicht verletzt.

Reisende konnten Stunden nach dem Unglück mit anderen Zügen weiterreisen oder in Dortmund übernachten. Damit die Bahn für die Kosten aufkommen kann, sollen sich die Betroffenen an das Unternehmen wenden.

Derzeit suchen die Bundespolizei und Ermittler des Eisenbahnbundesamtes nach der Unfallursache. Weder ein technischer noch ein menschlicher Fehler können zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen werden.

Am Mittwochmorgen sind die Bahnsteige 6/7 und 8/10 am Dortmunder Hauptbahnhof weiterhin gesperrt. Auf Gleis 10 war der ICE entgleist. An den übrigen Gleisen läuft wieder alles normal, weshalb viele Züge wieder nach Plan fahren. Einige Linien fallen aber weiterhin aus, so dass sich Reisende und Pendler weiter auf Einschränkungen einstellen müssen. Informationen zu den betroffenen Linien und Ersatzverkehrmöglichkeiten gibt die Bahn auf ihrer Internetseite, die regelmäßig aktualisiert wird. In Richtung Bochum, Witten und Dortmund-Hörde ist nach Auskunft der Bahn bis auf weiteres kein Zugverkehr möglich. Einen Überblick darüber, welche Linien betroffen sind, gibt es hier.

Entgleister ICE am Hauptbahnhof Dortmund wird geborgen
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Entgleister ICE in Dortmund wird geborgen

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Foto: dpa, bt vge

Die Auswirkungen seien weit über die Region hinaus zu spüren gewesen, sagte eine Bahn-Sprecherin. Züge mussten Dortmund umfahren oder auf ein freies Gleis warten, ehe sie einfahren konnten. Einige Einschränkungen bestehen auch am Mittwoch noch. Zum Beispiel können Züge aus und in Richtung Hagen den Dortmunder Hauptbahnhof größtenteils nicht anfahren und werden umgeleitet. Eine positive Nachricht gibt es für Reisende in Richtung Essen: Fernverkehrszüge von Dortmund nach Essen können wieder ohne Umweg verkehren und in Bochum halten.

Am Dienstagmorgen mussten Pendler erhebliche Einschränkungen hinnehmen. Vor allem Fahrten in den Süden und Westen waren schwierig, hieß es. Insgesamt waren elf Linien betroffen, darunter Regionalzüge und S-Bahnen. Mehrere Gleise waren gesperrt. Die Bahn hatte ein Ersatzkonzept mit Alternativhaltestellen in Gelsenkirchen und Herne erarbeitet. Zwischen Dortmund Hauptbahnhof und Herdecke wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Zudem fuhren Taxen der Deutschen Bahn nach Dorstfeld und Hörde.

Die Bundespolizei wird von der Eisenbahnunfall-Untersuchungsstelle des Bundes (EUB) unterstützt, wie Bundespolizeisprecher Volker Stall erklärt. Die Ermittler untersuchen den Zug, den Fahrweg sowie alle Teile der Gleis- und Signalanlagen. Sie fotografieren die Weichen und erheben Daten im Stellwerk: "Der Zug hat eine Art Fahrtenschreiber, damit kann man nachvollziehen, welche Entscheidungen der Triebwerksleiter getroffen hat. Der wird befragt, ebenso das Zugpersonal: Hat der Zug schon unterwegs komisch gerüttelt? Alle diese Daten werden dann zusammengeführt, bis hoffentlich klar ist, wieso der Zug entgleist ist", sagt Stall. Mit Ergebnissen ist erst in Wochen oder Monaten zu rechnen.

Für die Bergung des beschädigten ICE wurden zwei Spezialkräne zur Unfallstelle gebracht, einer der Kranzüge wurde extra aus Leipzig nach Dortmund transportiert. Um den Zug von den Gleisen bergen zu können, wurden der vordere und der hintere Teil voneinander abgekoppelt. Gegen 14 Uhr hatte eine Diesellok den vorderen Teil des ICE fortbewegt: Die Räder des hinteren Teils waren indes schwer beschädigt, so dass er nicht abgeschleppt werden konnte. Damit ein Kran ihn von den Gleisen heben konnte, mussten Teile der Oberleitung weggenommen werden. Diese musste später wieder zurückgebaut werden. Am Dienstagmorgen waren die Bergungsarbeiten beendet. Erst im Anschluss kann ein Überblick über den entstandenen Schaden auf den Gleisen erlangt werden. Wie lange die Reparaturen dauern, ist noch ungewiss.

Zwar waren die Reisenden am Dienstagmorgen von den Verzögerungen genervt, aber weitestgehend gefasst. In einem Punkt waren sie sich einig - sie sind froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Schwer war es für sie, an Informationen zu gelangen. Bei fast allen der 22 angeschlagenen Züge liefen Spruchbänder durch die Anzeige, die Verspätung, Gleisänderung oder Zugausfall verkündeten.

Bei einigen von ihnen wurden Gleise angezeigt, die am Morgen nicht in Betrieb waren. Die Folge: Das Reisezentrum war gut gefüllt, und vor den Infoschaltern in der Bahnhofshalle hatten sich Schlangen gebildet, die bis zu den Eingangstüren reichten.

(RP)
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