Verkehrsstudie Düsseldorf und Köln gehören zu den "Stau-Höllen"

Düsseldorf · Rund 70 Stunden haben Autofahrer in Köln 2015 im Stau gestanden. Das geht aus der Studie eines US-Verkehrsdatenspezialisten hervor. Düsseldorf, Köln, Bonn und das Ruhrgebiet zählen demnach zu den Top-Zehn-Stau-Städten. Die Studie prognostiziert bis 2030 für Deutschland Kosten von 33 Milliarden Euro. Laut neuem Bundesverkehrswegeplan soll NRW bald Geld für den Straßenausbau bekommen.

Das sind Deutschlands zehn schlimmste Stau-Städte
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Foto: Christoph Reichwein

Im Schneckentempo schleicht der Lkw von Andreas Hilgers über die Autobahn. Er ist seit Stunden unterwegs und wird die nächsten im Stau verbringen. Das weiß er, als er hinters Steuer seines Fahrzeuges steigt. Hilgers, Mitgesellschafter der BlueStar Cargo GmbH, ist Kummer gewohnt. Denn seine Wege führen ihn quer durch NRW. Und NRW ist Stau-Land.

Vier Gebiete des Bundeslandes zählen laut einer neuen Verkehrsstudie zu den zehn schlimmsten "Stau-Höllen" Deutschlands. Köln landet auf Platz zwei im Städte-Vergleich des US-Verkehrsdatenspezialisten Inrix, Düsseldorf auf Platz fünf, gefolgt von Bonn (8) und dem Ruhrgebiet (10). Europaweit landet die Domstadt auf Platz vier. Nur in London, Stuttgart und Antwerpen sind die Straßen voller. 2014 lag Köln deutschlandweit noch auf Platz eins. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Lage dort verbessert hat — im Gegenteil stieg die Zahl der Staustunden um 5,2. Und die Lage in Stuttgart hat sich noch mehr verschlechtert.

Für Pendler bedeutet das laut Inrix rund 70 Stunden, die sie in Köln vergangenes Jahr im Stau standen — drei volle Tage. Insgesamt rangiert Deutschland im dritten Jahr in Folge auf Platz drei der verkehrsreichsten Länder Europas, im Schnitt stehen Autofahrer hierzulande 38 Stunden im Stau. Der ist nicht nur für Pendler eine Qual, vor allem die Logistik-Branche leidet unter der schlechten Infrastruktur. Laut Inrix werden Staus und das hohe Verkehrsaufkommen im Jahr 2030 rund 33 Milliarden Euro an direkten und indirekten Kosten verursachen. "Verglichen mit aktuellen Zahlen bedeutet das einen Anstieg von 31 Prozent", heißt es weiter.

Drei Hauptgründe gibt es demnach für diesen Anstieg: das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes pro Kopf, die derzeit günstigen Benzinpreise und die Zahl der Fahrzeug-Neuzulassungen. "Diese Studie warnt eindeutig vor den zunehmend negativen Auswirkungen, die Stau und hohes Verkehrsaufkommen für unsere Wirtschaft und Haushalte haben wird”, sagt Andreas Hecht, Vize-Präsident und Generalmanager Automotive bei Inrix. "Wir wissen jetzt, dass Stau in den kommenden Jahren ernste Konsequenzen für Volkswirtschaften, städtische Haushalte, Unternehmen und Fahrer haben wird. Und wenn wir jetzt schon finden, dass die Situation schlimm ist, werden wir 2030 einen richtigen Schock erleben."

Schlimm findet die derzeitige Situation auch der Verband Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen. "Die Kosten, die durch Staus verursacht werden, ist enorm", sagt Rüdiger Ostrowski, Verbandsvorsitzender. "Die Umwege und Staukosten schlagen sich bei uns nieder, und wir können sie nicht an die Verlader weitergeben." Der Verband hat ausgerechnet, dass allein durch die Sperrungen auf der Leverkusener Brücke für die Spediteure Kosten in Höhe von rund 1500 Euro pro Monat und Lkw entstehen. "Der Staat hat versagt, weil er jahrelang nicht die Infrastruktur an die Gegebenheiten angepasst hat", sagt Ostrowski.

Ganz so schwarz wie Inrix sieht der Verband die Zukunft aber nicht. "Der Bund hat sein Versagen erkannt. Wir erwarten mit Spannung den neuen Bundesverkehrswegeplan", sagt Ostrowski. Der listet auf, welche Bauprojekte bei großen Straßen, der Schiene und Wasserstraßen in Deutschland bis 2030 am dringendsten sind. Für den Plan wurden 2000 Projekte angemeldet. Am Mittwochnachmittag verkündet Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), welche Projekte in NRW gefördert werden. "Bis diese Projekte abgeschlossen sind, wird es aber noch zehn bis 15 Jahre dauern", sagt Ostrowski mit Blick auf die Leverkusener Brücke, die 2027 fertiggestellt werden soll.

Auch die Probleme in vielen Innenstädten blieben, sagt Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte an der Universität Duisburg-Essen. "Das betrifft viele Städte, weil diese ihre Straßenkapazität kaum erhöhen können — besonders vom Auto dominierte Metropolen wie Stuttgart, wo das Wachstum des Verkehrs das Ergebnis eines soliden Arbeitsmarktes, niedriger Spritpreise und der hohen Zahl von Auto-Pendlern ist. Das bringt die Infrastruktur an ihre natürlichen Grenzen."

(jnar)
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