Luftverschmutzung Experten unisono gegen Diesel-Fahrverbot

Düsseldorf · Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbraucherschützer halten wenig von einem Fahrverbot für Dieselautos. Sie appellieren an die Politik, alles zu tun, um die Stickoxid-Grenzwerte auf anderem Wege einzuhalten. Pendler und Unternehmen dürften nicht geschädigt werden.

 Autos stauen sich in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs (Archiv).

Autos stauen sich in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs (Archiv).

Foto: Martin Gerten/dpa

Ginge es nach dem guten Dutzend Experten, die am Donnerstag vor dem Umwelt- und dem Verkehrsausschuss des Landtages referieren, wäre die Sache ganz einfach: Die Automobilwirtschaft müsste zur Hardware-Nachrüstung von Diesel-Autos gezwungen werden, dann noch ein paar Fördermillionen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und intelligentere Verkehrs- und Parkleitsysteme - und schon wäre der Spuk der drohenden Diesel-Fahrverbote vom Tisch.

In diesen Punkten sind sich fast alle der geladenen Experten einig. Im Detail gehen die Vorstellungen der Verbraucher-, Verkehrs-, Industrie- und Handwerksverbände sowie der Vertreter unterschiedlicher Behörden aber auseinander. So plädieren etwa der Städtetag NRW und das Bundesumweltamt für die Einführung einer Blauen Plakette als Kennzeichen für saubere Diesel. Das Amt verspricht sich davon Anreize zum Kauf von sauberen Dieseln. Der Städtetag sieht in der Plakette eine Art juristischer Prophylaxe - sie sei die einzige Möglichkeit, eventuelle Fahrverbote überhaupt durchsetzen und überwachen zu können.

Die IHK NRW und der Westdeutsche Handwerkskammertag sehen mit der Einführung einer solchen Plakette hingegen eine nicht gewollte Vorentscheidung zugunsten von Fahrverboten. Damit würde "in kürzester Zeit der politische Druck steigen, Fahrverbotszonen in sehr vielen Städten umzusetzen", meint der Handwerker-Dachverband. Hardware-Nachrüstungen, finanziert durch die Automobilindustrie, würden hingegen auch den Wertverfall der Dieselfahrzeuge stoppen.

In einer aktuellen Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes sieht ein Drittel der befragten Händler bei älteren Euro-5-Dieseln aktuell einen Wertverlust zwischen 30 und 50 Prozent, ein weiteres Drittel hält eine Abwertung von zehn bis 30 Prozent für realistisch, und gut zehn Prozent der Autohändler hält Euro-5-Diesel derzeit sogar für unverkäuflich.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA), der nicht zu der Expertenanhörung geladen ist, sagte auf Anfrage unserer Redaktion hingegen: "Hardware-Nachrüstungen sind in der Fläche, wenn überhaupt, nur mit langen Vorlaufzeiten möglich." So müssten entsprechende Technologien vor dem Masseneinsatz schon aus rechtlichen Gründen mehrmonatige Testzyklen zu unterschiedlichen Jahreszeiten bestehen.

(tor)
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