Weniger Sponsoren, hohe Auflagen Die Zoos in NRW machen Millionen-Verluste

Düsseldorf · Den meisten Tierparks geht es finanziell schlecht, obwohl sie mit Millionen-Beträgen bezuschusst werden. Die Erlöse aus den Eintrittskarten decken die Kosten nicht mehr. Sponsoren werden weniger, die Auflagen an die Haltung steigen.

Weniger Sponsoren, hohe Auflagen: Die Zoos in NRW machen Millionen-Verluste
Foto: dpa (3), Reichwein, Grafik: Zörner

Wer es schafft, das Schaf- und Ziegengehege im Streichelzoo so zu reinigen, dass es den Ansprüchen der Tierpfleger genügt, bekommt ein Glas Sekt. So wirbt der Duisburger Tierpark am Kaiserberg auf seiner Internetseite als Veranstaltungsort für Junggesellenabschiede. Für 300 Euro inklusive Schaumwein gibt es ein etwa zweieinhalbstündiges Programm für maximal zwölf Personen, bei dem Zoo-Mitarbeiter den Gästen unter anderem das Liebesleben einiger Tiere näherbringen.

Veranstaltungen wie diese gehören in den meisten Tierparks längst zum Tagesgeschäft. Im Dortmunder Zoo gibt es Exklusivführungen für 250 Euro. Der Wuppertaler Park wirbt mit speziellen Angeboten für Senioren. Für die Zoos sind solche Zusatzangebote wichtige Einnahmequellen. Sie spülten zumindest etwas Geld in die Kassen, betont Duisburgs Zoodirektor Achim Winkler.

Branchenkennern zufolge dürfte das aber kaum möglich sein. "Zoos sind meistens ein Verlustgeschäft", sagt zum Beispiel Stefanie Heeke vom Allwetterzoo in Münster. Dort fiel der finanzielle Verlust im vergangenen Jahr mit 5,3 Millionen Euro sogar noch höher aus als in Duisburg. Der Tierpark in Krefeld ist eine der wenigen Ausnahmen. Dort weist die Bilanz seit 2010 eine "schwarze Null" aus. "Aber das ist nur durch den Zuschuss der Stadt möglich", betont Marketing-Chefin Petra Schwinn. Und der beträgt in Krefeld rund 1,85 Millionen Euro pro Jahr.

Anders als in Krefeld, wo der Verein Zoofreunde mit 25,1 Prozent am Tierpark beteiligt ist, sind die meisten Zoos bis auf wenige Ausnahmen vollständig in der Hand der Kommunen - und erhalten deshalb städtische Subventionen in Millionenhöhe. So wird etwa der Dortmunder Zoo unter dem städtischen Geschäftsbereich der Sport- und Freizeitbetriebe geführt. Er erhielt 2015 rund 4,9 Millionen Euro von der Stadt. In Wuppertal betrug der Zuschuss im vergangenen Jahr 6,62 Millionen Euro. "Dieser Wert entspricht einer Subventionierung von zirka 11,74 Euro pro Besucher", erklärt Zoosprecher Andreas Haeser-Kalthoff. Nur ein Drittel des Budgets werde über Eintrittsgelder und sonstige Einnahmen erwirtschaftet. In Duisburg sind es im vergangenen Jahr rund 2,5 Millionen Euro gewesen, die in die Kassen des Zoos geflossen sind.

Die Gründe für die finanzielle Misere sind vielschichtig. Es fängt damit an, dass es nirgends in Europa auf so wenig Raum so viele Zoos gibt wie in NRW. Mit Duisburg, Münster, Köln, Dortmund, Gelsenkirchen, Wuppertal, Bochum und Krefeld liegen gleich acht große Tierparks in fast direkter Nachbarschaft - und fast alle haben die gleichen Tierarten. Dazu kommen noch eine Reihe kleinerer Anlagen wie etwa der Aquazoo in Düsseldorf, der Terrazoo in Rheinberg und Sealife in Oberhausen. Sie alle kämpfen um dieselben Besucher - mit unterschiedlichem Erfolg. In Münster ging die Besucherzahl seit 2011 um etwa ein Drittel von 935.000 auf 616.000 im vergangenen Jahr zurück; in Duisburg sank sie wetterabhängig im selben Zeitraum von 1,1 Millionen auf rund eine Million. In Krefeld, Dortmund und Wuppertal kamen im vergangenen Jahr hingegen wieder mehr Menschen in die Zoos als noch vor fünf Jahren.

Immense Kosten entstehen den Zoos auch durch teils jahrzehntelange Investitionsstaus. Durch die neuen Richtlinien des Säugetiergutachtens, das die Mindestanforderungen für die Tierhaltung festlegt, sind die Zoos nun aber gezwungen, die Gehege zu erneuern. "Wir können die finanziellen Auswirkungen momentan noch nicht beziffern", sagt Stefanie Heeke vom Allwetterzoo in Münster. Fest steht aber, dass es um Millionen geht. Die Haltung an die geforderten Rahmenbedingungen anzupassen, führe zu enormen Kosten, bestätigt Katrin Pinetzki von der Stadt Dortmund. Deshalb möchte die Ruhrgebietsmetropole in den kommenden Jahren ein zwölf Millionen Euro schweres "Zukunftsprogramm Zoo" auflegen.

Etwa dieselbe Summe soll in den nächsten Jahren auch in neue Anlagen im Krefelder Zoo gesteckt werden. "Die zeitliche Umsetzung hängt unter anderem aber davon ab, wie schnell die notwendigen Finanzmittel aus Spenden und Sponsoring gewonnen werden können", so Marketing-Chefin Petra Schwinn. Anders als noch vor einigen Jahren gibt es jedoch immer weniger Großsponsoren, die bereit sind, noch Millionenbeträge zu spenden. Aber es gibt sie noch. So spendete der Energiekonzern Evonik dem Duisburger Zoo zum Beispiel zwei Millionen Euro für den Bau des neuen Tigergeheges.

Esel-Nachwuchs im Kölner Zoo
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Esel-Nachwuchs im Kölner Zoo

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Foto: Zoo Köln

Dieses darf beim Junggesellenabschied allerdings nicht gesäubert werden. Dafür aber kann der scheidende Junggeselle später im Zoo auch heiraten, wenn er denn möchte. 300 Euro kostet die Trauung - ganz ohne Saubermachen.

(csh)
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