Misshandlung mit Todesfolge Die Hölle von Höxter

Höxter · Ein Mann und seine geschiedene Frau haben in Höxter eine 41-Jährige zwei Monate gefangen gehalten und misshandelt. Das Opfer starb an den Folgen der Verletzungen.

Höxter: Paar quält Frau in Wohnhaus zu Tode
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Paar misshandelt Frauen in Höxter

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Foto: dpa, mku gfh

Ein blaues Polizeisiegel ist der einzige Hinweis auf das wochenlange Martyrium, das eine Frau wohl in dem unscheinbaren Haus in Ostwestfalen erlitten hat. Gegen ihren Willen sei sie in dem zu Höxter eingemeindeten Bauerndorf festgehalten worden, berichtet die Staatsanwaltschaft. Ihre Peiniger sollen sie körperlich misshandelt haben, bis das Opfer nach knapp zwei Monaten an den Verletzungen starb. Womöglich kam das alles nur durch eine Autopanne ans Licht. Das geschiedene Ehepaar, das in dem Haus lebt, ist dringend tatverdächtig und sitzt wegen Totschlags in Untersuchungshaft.

Anfang März war das Opfer - eine 41-Jährige aus dem niedersächsischen Bad Gandersheim - nach Höxter gekommen. Durch eine Bekanntschaftsanzeige in einem Anzeigenblatt kam der Kontakt zustande. Aufgegeben hatte sie der 46-jährige Mann, der mit seiner Ex-Frau in dem grauen Haus lebt. "Eine Frau für eine feste Beziehung" habe er gesucht, berichtet die Polizei. Doch statt des erhofften Liebesglücks erwarteten die Frau Wochen voller Qualen.

Wie genau die Frau festgehalten wurde, ist unklar. Immer wieder sei die 41-Jährige mit ihren Peinigern auch draußen auf der Straße gesehen worden, teilten die Ermittler mit. Auch zum Einkaufen seien sie gemeinsam gefahren. Weshalb das Opfer nicht flüchtete, ist eine der vielen noch offenen Fragen.

Am 21. April ging es der Frau dann wegen der Schläge wohl so schlecht, dass das Paar sie zurück in ihre Wohnung nach Bad Gandersheim bringen wollte, sagt der Paderborner Oberstaatsanwalt Ralf Meyer.

Doch der Wagen des Paares blieb unterwegs mit einem Motorschaden liegen. Die beiden sollen zunächst ein Taxi gerufen haben. Während die drei noch warteten, verschlechterte sich der Zustand der 41-Jährigen immer weiter. Schließlich hätten sich die beiden Beschuldigten gezwungen gesehen, einen Rettungswagen zu rufen, teilen die Ermittler mit. Ein Notarzt brachte die Frau ins Krankenhaus nach Northeim.

Doch die Hilfe der Ärzte kam zu spät. Wenige Stunden später starb die Frau. Auf dem Totenschein vermerkte ein Arzt "ungeklärte Todesursache" - und damit begann der Fall. Denn eine Obduktion ergab, dass die 41-Jährige durch Schläge auf den Kopf gestorben war. Die Staatsanwaltschaft in Göttingen informierte die Partnerbehörde in Paderborn, in deren Bereich die beiden Tatverdächtigen wohnen. Ihr Haus wurde am Mittwoch durchsucht, das Paar festgenommen. Der Vorwurf lautet Totschlag.

Das zweistöckige Haus mit Garage und Scheune liegt in einem ländlichen Ortsteil von Höxter dicht an der Grenze zu Niedersachsen. Nach Medienberichten wohnte das Paar dort seit etwa fünf Jahren. Die Gardinen sind zugezogen, das Anwesen macht einen vernachlässigten Eindruck. Nachbarn sind nicht zu sehen. Die Polizei fährt Kontrolle durch die leeren Straßen.

Welche Motive die Tatverdächtigen hatten und ob sie sich schon zu den Vorwürfen geäußert haben, dazu sagt die Staatsanwaltschaft nichts. "Bis jetzt gibt es keine Hinweise für ein Sexualdelikt", erklären die Ermittler lediglich. Vieles liegt noch im Dunkeln. Oberstaatsanwalt Meyer bittet ein ums andere Mal um Geduld. "Wir wollen die Ermittlungen in Ruhe fortführen."

Straftaten nach Kontaktanzeigen kommen immer wieder vor. So verurteilte das Essener Landgericht 2009 einen 27-jährigen Mann zu lebenslanger Haft wegen der Ermordung einer Internetbekanntschaft. Der sogenannte Internet-Mörder hatte nach Überzeugung der Richter 2008 in Marl eine 39-jährige Frau heimtückisch umgebracht.

(dpa)
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