Wohnungsnot in Ballungsräumen Der staatliche Wohnungsbau kommt nach NRW zurück

Düsseldorf · Angesichts der Wohnungsnot in Ballungsräumen und der verstärkten Nachfrage von Flüchtlingen erwägen immer mehr Kommunen in NRW, das Problem mit eigenen Wohnungsbaugesellschaften zu lösen.

In vielen Städten von NRW fehlt bezahlbarer Wohnraum.

In vielen Städten von NRW fehlt bezahlbarer Wohnraum.

Foto: dpa

"Wir beraten derzeit konkret 15 Kommunen und Kreise in NRW zur Neugründung von öffentlich-rechtlichen Wohnungsgesellschaften", sagt der Direktor des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW), Alexander Rychter. Zu den Interessenten gehört zum Beispiel der Rhein-Kreis Neuss.

Knapp zehn Jahre nach der großen Privatisierungswelle überrascht das neue Interesse an Staatswohnungen. Nachdem sich das Land NRW 2008 von seiner chronisch defizitären und zum Teil sogar kriminellen Wohnungsbaugesellschaft LEG getrennt hatte, mauserte der Konzern sich zu einem Börsenliebling. Die Mieter sind heute ebenfalls zufriedener als damals. Auch der deutsche Branchenprimus Vonovia, dessen Ursprung staatliche Eisenbahner-Wohnungen waren, blühte erst nach dem Börsengang auf. Inzwischen ist das Bochumer Unternehmen im Dax notiert und wächst so rasant, dass es noch bis Jahresende 800 neue Mitarbeiter einstellen will.

Der Boom der Branche und auch die in NRW gerade steigende Neubautätigkeit löst aber die kommunalen Wohnungsprobleme nicht. Denn der private Markt baut fast nur noch für Reiche. Das liegt an den Kosten: "Ein Budget, mit dem man vor zehn Jahren noch zehn Wohnungen bauen konnte, reicht heute nur noch für 7,8", rechnet Rychter vor. Grund seien die verschärften Energiespar-Vorgaben, teils dramatisch steigende Baulandpreise und auch die zum Teil extrem langen Genehmigungsfristen für Bauanträge, "die jeden Investor bares Geld kosten", so Rychter. Ergebnis der Kostenspirale beim Bau sind hohe Mieten: Von den knapp 50.000 neuen Wohneinheiten, die derzeit pro Jahr in NRW entstehen, können sich nur rund 8000 auch Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen leisten. Genau in diesem Marktsegment ist die Wohnungsnot aber am größten.

(tor)
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